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100 Jahre Kinderlachen in Heldritt


Autor: Redaktion.

Heldritt, Montag, 26. Mai 2014

Der Kindergarten "Sonneblume" in Heldritt feierte einen runden Geburtstag. Die Modenschau der Kleinen ließ die lange Zeitspanne lebendig werden. In einer Fotoausstellung konnten sich die Besucher wiederentdecken.
An die Anfangsjahre des Kindergartens erinnerte das Outfit dieses Paares. Fotos: Stefanie Karl


So ähnlich wie Peter von Butler wird es wohl vielen Erwachsenen gegangen sein, die am vergangenen Sonntag den BRK-Kindergarten "Sonnenblume" in Heldritt anläßlich seines 100. Geburtstages besuchten: "Schade, dass ich schon so alt bin, denn ich wäre jetzt gerne noch mal Kind im Heldritter Kindergarten gewesen", sagte der Festredner bei seiner Ansprache, und dabei nahm er Bezug auf die vielen tollen Projekte der Kinder.

Seine Großmutter Johanna von Butler hatte im Jahr 1914 entscheidende Impulse für die Gründung des Kindergartens gegeben; für ihren Enkel, der sich noch heute an die vielen Gespräche über eben jenes Thema am heimischen Küchentisch erinnert, stellt die "Sonnenblume" damit auch ein Stück Familiengeschichte dar.

Betreut wurden die Kinder von Anfang an im Erdgeschoss des ehemaligen Gemeindehauses: Einst ein Schloss, glänzt es noch heute mit seiner grauen Schieferfassade, dem kleinen Glockentürmchen auf dem Dach und der grünen Eingangstür.

Fest integriert

Ende der 1950er-Jahre war dann allerdings eine Erweiterung notwendig; 1980 wurde nach den Vorgaben des bayerischen Kindergartengesetzes abermals umgebaut und modernisiert. Aus der "Kinderverwahranstalt" des Jahres 1914 wurde Stück für Stück die heutige "Sonnenblume" - 100 Jahre voller Kinderlachen, das ungeachtet des unmittelbar nach der Gründung ausbrechenden Ersten Weltkrieges und des nahezu auf dem Fuße folgenden Zweiten Weltkrieges, bis heute fest zum Dorfalltag der "Hellerter" gehört.

Denn in die Gemeinde ist der Kindergarten fest integriert: "Das macht einen Bürgermeister sehr stolz, zu sehen, dass hier alle hinter der 'Sonnenblume' stehen. Das ist ein großer Standortvorteil", so Stadtoberhaupt Tobias Ehrlicher (SPD). Natürlich trete eine Kindertagesstätte heutzutage notgedrungen auch immer ein Stück weit in den Wettbewerb mit anderen Einrichtungen; angesichts der starken Einbindung in den Ort und die liebevolle Betreuung durch das Trio Gabriele Lauterbach (Leiterin), Dagmar Bär und Susanne Thamm mache er sich diesbezüglich jedoch keine Gedanken, so der Bürgermeister weiter.

Spiele aus 100 Jahren

Um den Ehrentag gebührend zu feiern, gestaltete das Kindergartenteam zusammen mit den Eltern ein wahrhaft prächtiges Programm: In einer originellen Spielstraße mit Spielen aus 100 Jahren konnten die kleinen Gäste Schätze im Sandkasten suchen, sich im Büchsenwerfen üben oder aber auf Holzstelzen Höhenluft schnuppern. Doch damit noch nicht genug: Der Besuch eines Zauberers, wilde Hüftschwünge in der Kinderdisko, ein Nostalgie-Karussell und daneben gleich ein Popcorn-Stand - die zahlreichen Kinderherzen schlugen da natürlich ganz ohne Frage höher.

Eines der Highlights war allerdings ganz unumstritten die Modenschau der Kindergartenkinder. "Wir wollen mit unseren Kindern die Zeitspanne von 100 Jahren darstellen", erläutert Gabriele Lauterbach den Auftritt der kleinen Models. Denn an die Kleider, die man einst getragen hat, daran erinnere man sich doch immer wieder, und das nicht nur beim Durchstöbern alter Fotoalben. Lady Gaga, die Sportfreunde Stiller, Nena und sogar der totgesagte King Elvis waren am Sonntag in Heldritt zu Gast.

Viele der Besucher haben anlässlich des Jubiläums in Erinnerungen aus Kindertagen geschwelgt. Die großen Aufsteller im Bewegungsraum mit zahlreichen Fotos früherer Kindergartenkinder boten ja auch eine entsprechend günstige Gelegenheit dazu. Und Ingeborg Ros, einst selbst als Helferin im Kindergarten tätig, suchte zwischen den Gästen nach einigen ihrer ehemaligen Schützlinge. Üblicherweise halfen junge Mütter aus dem Dorf der Gemeindeschwester bei der Betreuung; sie waren zwar keine gelernten Fachkräfte, doch dies tat der Begeisterung, mit der sie ihre Arbeit erfüllten, keinen Abbruch.

Ingeborg Ros denkt deshalb auch besonders gerne an ihre Zeit bei der "Sonnenblume" zurück. Wenn sie heute durch Heldritt läuft und frühere Kindergartenkinder aus ihrer Gruppe trifft, natürlich längst erwachsen und selbst Eltern, so hört sie doch des öfteren den Ausruf: "Ingeborg, du warst mir die Liebste!"