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Blitzeratlas: Polizei will Raser ausbremsen


Autor: Christian Pack, Peter Groscurth

Bayreuth, Freitag, 02. Sept. 2016

Das Präsidium in Oberfranken macht jetzt regelmäßig Stellen öffentlich, an denen geblitzt wird. Ziel ist es, einen Lernprozess anzustoßen.
Foto: dpa


Das Polizeipräsidium Oberfranken macht mit einer ungewöhnlichen Aktion von sich reden: Wöchentlich geben die Beamten in Zukunft einen sogenannten "Blitzeratlas" heraus, in dem Stellen in der Regionen genannt werden, an denen Radarfallen stehen. Diese werden auch regelmäßig in unseren Tageszeitungen und auf infranken.de veröffentlicht.

Warum aber sollen solche Warnungen Raser ausbremsen, die auf unseren Straßen häufig für schwere oder gar tödliche Unfälle verantwortlich sind? Anne Höfer von der Polizei Oberfranken erklärt auf Anfrage dieser Zeitung: "Sinn und Zweck der Veröffentlichung ist es, möglichst viele Verkehrsteilnehmer für die Gefährlichkeit, insbesondere von Geschwindigkeitsverstößen, zu sensibilisieren und dadurch einen Denk- und Lernprozess anzustoßen.

Im Vordergrund steht die Verkehrssicherheit."


Zusätzliche Kontrollen möglich


Deshalb habe man sich dazu entschlossen, für ganz Oberfranken wöchentlich die Kontrollpunkte und - zeiten zu veröffentlichen. Zusätzlich müsse natürlich auch an anderen Örtlichkeiten mit Kontrollen durch die Polizei und die kommunalen Verkehrsüberwachungen gerechnet werden.
Raserei führt immer wieder zu schlimmen Unfällen auf den Straßen in der Region. Im Jahr 2015 wurden oberfrankenweit 1911 Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit zu hoher Geschwindigkeit registriert. Dabei sind laut Polizeistatistik 1046 Personen verletzt und 18 Menschen getötet worden.
Vor allem auf den folgenden Strecken sind Autofahrer häufig viel zu schnell unterwegs:
Bereich Bamberg
B4 zwischen Rattelsdorf und Lahm
Bereich Bayreuth
B22 Höhe zwischen Seybothenreuth und Landkreisgrenze
Bereich Coburg
B4 von A73 AS Neustadt b. Coburg bis Mönchröden
Bereich Hof
B303 zwischen Tröstau und Fichtelberg.

Zwar überführen Radarkontrollen Jahr für Jahr viele Raser, doch selbst Bußgelder und Fahrverbote schrecken anscheinend nur selten ab. Fakt ist: Die Anzahl der Geschwindigkeitsverstöße, die eine Bußgeldanzeige und Punkte nach sich ziehen, beliefen sich 2015 auf über 27 600. Hierbei waren auch Verstöße, die nach dem Bußgeldkatalog rund 1970 Fahrverbote zur Folge hatten. Hier kommen noch die Verwarnungen hinzu.


Härtere Strafen für Raser

Die Unfallzahlen aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit beschäftigt die Polizei seit Jahren im gesamten Bundesgebiet. Auch deshalb wurde zum Mai 2014 die Bußgeldkatalog-Verordnung (BKatV) in diesem Bereich verändert. Wer beispielsweise innerorts 41 km/h zu schnell unterwegs ist, zahlt 200 Euro und erhält zusätzlich zwei Punkte in Flensburg. Zudem droht ein Fahrverbot (siehe Tabelle).

Die beiden anderen fränkischen Polizeipräsidien folgen dem Vorbild der oberfränkischen Kollegen (noch) nicht. In Unterfranken ist zumindest geplant, regelmäßig einige aktuelle Blitzer öffentlich bekannt zu geben. Sprecher Michael Zimmer: "Wir planen ähnliches im Laufe des Septembers, insbesondere über Social Media." Die Presseabteilung des Polizeipräsidiums Unterfranken hatte erst kürzlich die Präsens in den sozialen Medien verstärkt.
In Mittelfranken wird es hingegen keine Veröffentlichung geben. Man habe, so Sprecher Michael Petzold, zwar immer wieder ähnliche Aktionen wie den "Blitzermarathon" oder größere Kontrollen auf Landstraßen. "Die kündigen wir auch an." In der Größenordnung wie die Kollegen in Oberfranken werde man das aber nicht aufziehen. "Wir hatten Ähnliches noch nicht und planen das auch nicht."