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Verkaufsleiter fängt Räuber in Bayreuth: "Ich war einfach schneller"


Autor: Robert Wagner

Bayreuth, Mittwoch, 20. Mai 2015

Seit 20 Jahren geht Thomas Adler fast täglich laufen. Und das machte sich jetzt bezahlt: In einer spektakulären Verfolgungsjagd holt der Verkaufsleiter den Mann ein, der zuvor seinen Elektronikmarkt in Bayreuth überfallen hatte.
Foto: privat


"Es war wie in einem Actionfilm", sagt Thomas Adler (46) im Rückblick. Am Montagnachmittag hatte ein Mann den Mediamarkt in der Spinnereistraße in Bayreuth überfallen. Woraufhin sich Verkaufsleiter Adler mit dem Räuber eine wilde Verfolgungsjagd zu Fuß lieferte. Und schließlich der Polizei dabei half, den Mann zu überwältigen.

Adler erinnert sich: "Als ich meine Kollegin weinend am Boden sah, dachte ich erst, sie wäre geschlagen worden." Doch der Täter hätte die Kassiererin zwar bedroht, sei dann aber mit seiner Beute ("einige tausend Euro") aus dem Geschäft geflohen.

Sein Pech: Wenige Sekunden später ist Adler dem Mann schon auf den Fersen. Während ein Kollege die Polizei ruft, rennt Adler aus dem Laden. Draußen sitzt ein Kunde auf einem Roller. Zu ihm sagt der Verkaufsleiter: "Nimm mich mit!" Zusammen verfolgen sie den Flüchtigen.

Wenig später springt Adler ab, um den Mann zu Fuß weiter zu verfolgen.

Der Verdächtige versucht, den Verkaufsleiter abzuschütteln - es gelingt ihm nicht. "Ich war einfach schneller", so Thomas Adler. Das muss dann auch der Flüchtige einsehen: Er bleibt stehen und spricht Adler an. "Ich geb' dir das Geld, wenn du mich laufen lässt", sagt der an beiden Armen tätowierte Mann zu ihm. Er habe dem Mann erwidert, er solle sich ihm nicht nähern, sondern das Geld auf den Boden legen - schließlich wusste Adler zu dem Zeitpunkt nicht, ob der Verdächtige bewaffnet war.

Adler steckt das Geld ein, dann verfolgt er den Flüchtigen weiter. "Ich wollte so jemanden einfach nicht entkommen lassen. Wer weiß, was der sonst noch gemacht hätte!". Auf seiner Verfolgungsjagd begegnet Adler einem Radler. Er erkennt ihn als Polizisten, ruft nach ihm, bittet um Hilfe.

Zusammen jagen sie weiter hinter dem mutmaßlichen Täter her. Nach mehreren hundert Metern gelingt es ihnen, den Mann erneut zu stellen. Polizeiwagen rasen um die Ecke, Beamte stürmen heraus, nehmen den Mann schließlich in Gewahrsam. Die Flucht ist vorbei. Ob er denn keine Angst gehabt hätte? "Ach, es ging alles so schnell. Da wirkt nur das Adrenalin." Und wahrscheinlich würde er es wieder machen - wenn vielleicht auch etwas vorsichtiger. Schließlich wolle er seiner Frau keinen Schrecken einjagen. "Aber wie man in so einem Moment reagiert, kann man im Vorfeld nicht wirklich sagen", sagt Adler.

Held von Bayreuth
Mit seiner Tat wurde der Verkaufsleiter über Nacht zum Helden von Bayreuth. Von allen Seiten wird er zu seiner Zivilcourage beglückwünscht. Das wird ihm fast ein bisschen zu viel.

Schließlich hätten auch die Kollegen und Passanten mitgeholfen, den mutmaßlichen Täter so schnell zu fassen. "Für mich ist meine überfallene Kollegin die eigentliche Heldin", sagt Adler bescheiden. Schließlich sei sie es gewesen, die zuerst mit dem Räuber in Kontakt gekommen sei.

Von anderer Seite wird Adler vor allem für seine Sprintstärke gelobt. Seit 20 Jahren läuft Thomas Adler, fast täglich. Und darf dafür jetzt auf seiner Facebook-Seite Kommentare lesen wie: "Endlich hat sich deine Schinderei in den Laufschuhen ausbezahlt. Ich hätte den Räuber mit dem Rad verfolgen müssen, sonst hätte die Puste nicht gereicht."

Und auf die Frage, ob er denn nicht mal an eine Karriere bei der Polizei gedacht habe, antwortet Adler mit einem Augenzwinkern: "Naja, ich habe den Polizisten schon gesagt, dass ich ihnen beweisen wollte, dass ich der Richtige für den Job bin."

Doch dazu wird es nicht kommen. Thomas Adler ist glücklich mit seinem Job. Für ihn ging der Dienstag bereits fast normal weiter. Morgens sei er gleich wieder laufen gegangen, sagt er. Auch sein Arbeitstag wäre "ganz normal" gewesen - sieht man einmal von den ständigen Presseanfragen ab.

Das schönste Ereignis sei aber der Besuch bei seiner jungen Kollegin gewesen: Er hat ihr am Vormittag eine "Tapferkeitsschokolade" vorbeigebracht. "Sie nach dem Schock wieder lachen sehen zu können, das war schon ein tolles Gefühl!"