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Über 25.000 feiern die Toten Hosen in Bayreuth


Autor: Jürgen Gärtner

Bayreuth, Samstag, 07. Sept. 2013

Die Jüngsten sind sie zwar alle nicht mehr, aber ihr Alter merkt man Campino & Co nicht an. Die Düsseldorfer begeistern im Bayreuther Hans-Walter-Wild-Stadion. Das befürchtete Verkehrschaos bleibt aus.
Campino von den Toten Hosen hatte in Bayreuth das Publikum im Griff. Foto: Jochen Nützel


20.38 Uhr: Die Sonne ist untergegangen, die Lichter im Stadion erlöschen. "Hey ho, let's go" singen die Fans zwischen zehn und 60 Jahren, die auf ihre Helden warten.

20.46 Uhr: Die Bühne wird in feuerrotes Licht getaucht, schwarze Flaggen mit dem Schriftzug "Bis zum bitteren Ende" werden gehisst. Die Toten Hosen entern die Bühne. Frenetischer Jubel empfängt sie.

Neun Jahre ist es her, dass die Band zum letzten Mal in Bayreuth war. "Wir haben also ordentlich was nachzuholen beim Feiern", stellt Sänger Campino gleich zu Beginn fest. Und er verspricht nicht zu viel. Über zwei Stunden werden die Toten Hosen spielen. Von Müdigkeit nach einer langen Tour ist nichts zu spüren. Die Musiker sind topfit, vor allem das Laufpensum des Frontmanns auf der großen Bühne ist beachtlich. Der 51-Jährige hat kein Gramm Fett auf den Rippen.

"Ballast der Republik" erklingt als erstes, die Party beginnt. Und erfährt gleich eine Unterbrechung: Die, die zu wild in den Pogo-Gruppen herumspringen, ermahnt Campino: "Wenn Euer Nachbar Probleme hat, dann helft ihm hoch." Sollte es zu hart zugehen, dann werde man die Lieder unterbrechen. Tote-Hosen-Konzerte sollen nämlich nur eins: Spaß machen.

Bei "Tage wie diese" regnet es Konfetti und Luftschlangen

Und das ist in Bayreuth der Fall. Die Band lässt die Musik sprechen, verzichtet auf große Show-Effekte. Die hat sie nicht nötig. Sie nimmt die Fans mit auf eine musikalische Zeitreise, anfangen bei "Liebeslied" über "Hier kommt Alex", "Bonnie und Clyde" bis hin zu ihrem großen Hit "Tage wie diese". Bei dem regnet es Konfetti und Luftschlangen, Bayreuth feiert sich und die Band. "Ihr habt doch wohl nicht gedacht, dass wir am Ende unserer Tour herkommen und einfach unser Programm runterspielen", erklärt Campino. Nein, das ist sicher nicht der Fall.

Und die Band hat sich auf Bayreuth vorbereitet. Campino weiß um den Auftritt von Michael Jackson in der Wagner-Stadt, dessen Geist er immer wieder beschwört. Er kennt die Spielvereinigung und freut sich, dass es im Fußball eine Stadt gibt, "die noch schlechter ist als Düsseldorf". Nur, dass Bayreuth keinen Bürgermeister hat, sondern mit Brigitte Merk-Erbe eine Bürgermeisterin, das weiß er nicht. Muss er als Punk aus Düsseldorf aber auch nicht.

Junger Erlanger wird von Campino auf die Bühne geholt

Einer, der diesen Abend sicher nicht vergessen wird, ist ein junger Mann aus Erlangen. Er wird von Campino auf die Bühne geholt und muss seine Textsicherheit beweisen. Das schafft er mit Bravour und stiehlt dem Hosen-Frontmann kurzfristig die Show.

22.15 Uhr. Die Toten Hosen verlassen zum ersten Mal die Bühne, nur um wenige Minuten später auf einem kleinen Podest inmitten der 25.000 Fans wieder aufzutauchen. Die Stars (fast) zum Anfassen. Dazu die Jungs von der "Opel-Gang" - die Masse tobt. Zurück auf der großen Bühne geht es in den Endspurt. "Zehn kleine Jägermeister" und natürlich der "eisgekühlte Bommerlunder" dürfen nicht fehlen. Mit dem "schönsten Lied zum Fußball" verabschieden sich die Toten Hosen. "You'll never walk alone" erklingt zum Finale.

Es ist 23.05 Uhr. Campino & Co gehen und versprechen wieder zu kommen - nicht erst in neun Jahren.
Wenn es etwas zu kritisieren gibt: Warum so viele Cover-Versionen? Die "Hosen" spielten Lieder von Slade, Hannes Wader, den Ärzten und noch ein paar anderen. Dann doch lieber noch ein paar eigene Klassiker mit ins Programm. Aber das ist wirklich Kritik auf einem sehr hohen Niveau.

Das im Vorfeld befürchtete Verkehrschaos war nach Polizeiangaben ausgeblieben. Lediglich in der Nürnberger Straße und in der Albrecht-Dürer-Straße kam es vor dem Konzert stadteinwärts zu leichten Stauungen. Trotz der vielen Besucher gab es keinerlei Ausschreitungen. Laut Polizei war es ein "schönes , ruhiges Konzert". Lediglich 66 Personen mussten vom BRK versorgt werden. Bei über 25.000 Menschen ein entspannter Dienst.