Jozef Potac - ein Großer des Bayreuther Eishockeys nimmt Abschied
Autor: Torsten Ernstberger
Bayreuth, Freitag, 29. März 2019
Mit dem 40-jährigen Kapitän Jozef Potac beendet einer der wichtigsten Spieler der Bayreuth Tigers nach 22 Jahren seine Karriere.
Ein Lautsprecher war er nie. Sich in den Vordergrund drängen? Nicht sein Ding. Doch nach dem letzten Spiel der Bayreuth Tigers in dieser DEL2-Saison greift Kapitän Jozef Potac zum Megafon, stimmt Fangesänge an, feiert mit den Fans den Klassenerhalt. Er fährt alleine eine Ehrenrunde, klopft sich immer wieder mit der Hand auf das Vereinswappen auf seinem Trikot, winkt. Obwohl noch nicht offiziell verkündet, ist Fans und Teamkollegen klar: Hier nimmt ein Großer des Bayreuther Eishockeys Abschied.
"Das waren emotionale Momente", sagt Potac. "Ich wusste: Jetzt ist es vorbei. Ich hatte immer viel Spaß am Eishockey, aber 22 Jahre Profisport sind genug." Viele Gedanken sind dem 40-Jährigen seitdem durch den Kopf gegangen. Er erinnert sich an seine Eishockey-Anfänge in seiner slowakischen Heimat. Dort spielte er mit MHK Dubnica in der 1. und 2. Liga, dort hat ihn aber auch als 18-Jährigen eine schwere Knieverletzung fast die Karriere gekostet. Er denkt an seinen Wechsel nach Deutschland zu den Harzer Wölfen Braunlage. In Niedersachsen wohnt er noch immer zusammen mit seiner Freundin und ehemaligen Eishockey-Nationalspielerin Franziska Busch. Natürlich erinnert er sich auch an seine neun Jahre in Bayreuth, wohin er nach drei Spielzeiten bei den Blue Lions Leipzig wechselte.
"Wie die Slowakei und Braunlage ist Bayreuth für mich Heimat", sagt Potac. "Hier habe ich viele Freunde gefunden und fühle mich wohl. Die Fans haben mich immer toll unterstützt." Und der Routinier zahlte mit Leistung zurück. Seine beeindruckende Bilanz: 408 Punktspiele für die Tigers, in denen er 427 Scorerpunkte erzielte. Vor allem seine 334 Torvorlagen zeigen, welch großen Einfluss er als Offensivverteidiger auf das Team hatte. Er bekam stets viel Eiszeit, kurbelte aus der Abwehr heraus das Spiel an und setzte seine Mitspieler gekonnt in Szene. Weitere Qualitäten waren sein präziser Schlagschuss (93 Treffer) und seine faire Spielweise (nur 371 Strafminuten). Hinzu kamen mehrere Auszeichnungen als bester Defensivspieler der Liga (Bayernliga 2011/12 und 2012/13; Oberliga 2014/15 und 2015/16).
Starkes Stellungsspiel
Und doch war der gebürtige Slowake mit deutschem Pass - zumindest im weiteren Umfeld der Tigers - nicht unumstritten. Es wurde immer wieder bemängelt, dass Potac in die Jahre gekommen sei und das hohe Tempo nicht mitgehen könne. "Ich nehme nur Kritik von der sportlichen Leitung wahr. Außerdem bin ich selbst mein größter Kritiker", kontert Potac. Daraus habe er stets seine Motivation gezogen. Mit Erfolg: Als nicht gerade schnellster Leistungsträger, aber mit überragendem Stellungsspiel führte er die Tigers 2013 in die Oberliga und nur drei Spielzeiten später in die 2. Liga.
"Den zweimaligen sportlichen Klassenerhalt in der DEL2 stufe ich ähnlich hoch ein wie unsere zwei Aufstiege", sagt Potac. Gerade in der abgelaufenen Saison hätten sich die Tigers zu Beginn sehr schwergetan. Neues Team, neuer Trainer, neue Taktik - die Mannschaft musste erst zusammenwachsen. Auch der Abwehrchef hatte Probleme: Wegen einer Knöchelverletzung musste er mehrere Wochen pausieren. Rechtzeitig zur entscheidenden Saisonphase meldete sich der Kapitän zurück und erzielte in den vier Play-down-Partien gegen den Deggendorfer SC drei Scorerpunkte. "Diese Serie zeigte, wie sehr unser Team mental gereift ist. Wir haben Charakter und viel Willenskraft gezeigt", sagt Potac.
Viel hatte nicht auf einen 4:0-Seriensieg der Tigers hingedeutet. Schließlich mussten die Bayreuther verkraften, dass sie nach klarer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte der Hauptrunde nur knapp die Play-offs verpasst hatten und mit Deggendorf ein Gegner wartete, gegen den sie zuvor in vier Partien vier Niederlagen hinnehmen mussten. "Das erste Play-down-Spiel war das wichtigste. Da haben wir gesehen, dass wir Deggendorf schlagen können." Und dann entwickelte sich eine Serie, wie sie selbst Potac noch nie erlebt hat. Vier Siege für die Tigers - alle nach Verlängerung. "Das war etwas Besonderes", verdeutlicht Potac. "Und ich durfte zum Karriereende im letzten Saisonspiel auf dem Eis stehen und zum Sieg beitragen." Der Erfolg der Mannschaft steht bei ihm eben über allem.
Rückkehr als Trainer?
Diese Mentalität will er künftig als Trainer weitergeben. "Ich hoffe, dass ich meinen B-Trainerschein nicht umsonst gemacht habe", sagt Potac. Ist eine Rückkehr nach Bayreuth als Teil des Trainerteams im Herren- oder Nachwuchsbereich denkbar? "Eine Option ist das sicherlich."