Das sagt der Chef der Bayreuth Tigers zum Saisonabbruch
Autor: Torsten Ernstberger
Bayreuth, Mittwoch, 11. März 2020
Die rasante Ausbreitung des Coronavirus hat auch Auswirkungen auf den Sport: Die Spielzeiten in der DEL und DEL2 sind vorzeitig beendet. Bei den Bayreuth Tigers stößt die Entscheidung auf Zustimmung.
Freude über den Klassenerhalt? Enttäuschung über das abrupte Saisonende? Weder noch. Matthias Wendel ist vor allem dankbar über die "faire und vernünftige Entscheidung" der Deutschen Eishockey Liga 2 (DEL2), die Saison wegen der Ausbreitungsgefahr des Coronavirus ohne Play-offs beziehungsweise -downs und damit ohne Meisterkür und sportlichen Absteiger zu beenden.
"Alles andere wäre ein Fiasko gewesen", sagt der Geschäftsführer der Bayreuth Tigers. "Es kann ja nicht sein, dass Italien komplett abgeriegelt wird und wir weiter fröhlich Eishockey spielen. Die Gesundheit hat immer Vorrang." Wendel will sich die chaotischen Zustände gar nicht ausmalen, wenn die Saison weitergegangen wäre und eventuell eine komplette Mannschaft wegen eines Coronafalls unter Quarantäne gestellt worden wäre.
Jetzt - zwischen Ende der Hauptrunde und Beginn der Entscheidungsspiele - sei der richtige Zeitpunkt für eine Zäsur gewesen. "Alle DEL2-Vereine waren sich hier einig, haben nun Chancengleichheit und auch Planungssicherheit", sagt Wendel. Allerdings müssen auch alle Vereine die Folgen des früheren Saisonendes aufarbeiten - und diese seien "finanziell nicht unerheblich".
"Aber der Verlust ist deutlich geringer, als wenn wir die Saison ohne Zuschauer fortgesetzt hätten", sagt Wendel und rechnet vor. "In den Play-downs gegen Crimmitschau wären uns pro Heimspiel ohne Fans 35 000 bis 40 000 Euro verloren gegangen." Die Tigers-Verantwortlichen sind bei den Heimspielen gegen Crimmitschau von 3500 bis 4000 Zuschauern ausgegangen.
Finanzieller Schaden in Grenzen
Wie hoch die Einbußen nun nach Abbruch der Saison genau sind, kann er noch nicht beziffern. Der Schaden sei aber überschaubar. Nun gelte es in den kommenden Wochen, den Verpflichtungen gegenüber den Spielern mit laufenden Verträgen nachzukommen und mit den Sponsoren zu sprechen. Wendel geht aber davon aus, dass er dank der "guten Bindung" zu den lokalen Sponsoren "vernünftige Lösungen" finden wird.
Auch rechnet er nicht damit, dass Dauerkartenbesitzer Regressansprüche anmelden. Fans, die bereits Eintrittskarten für die Play-downs gegen Crimmitschau gekauft hatten, erhalten ihr Geld zurück. Das geplante Abschlussfest mit Mannschaft und Fans wurde vorsorglich abgesagt. Und dann hat das verfrühte Saisonende für den Tigers-Geschäftsführer sogar noch einen positiven Aspekt: "Wir können jetzt mit den Planungen für die kommende DEL2-Saison schon vier Wochen vorher als gedacht beginnen."
Die Spieler gehen dagegen in eine lange Sommerpause. "Wir hätten jetzt lieber gespielt", sagt Tigers-Stürmer Michal Bartosch. "Zumal ich mir sicher bin, dass wir den Abstieg auch sportlich vermieden hätten." Das frühe Saisonende sei "bitter für alle Beteiligten", müsse aber akzeptiert werden. "Spiele ohne Zuschauer hätten für keinen Verein Sinn gemacht", verdeutlich Bartosch und ergänzt, dass die Spieler wegen des frühen Saisonendes keine finanziellen Nachteile haben werden.