Druckartikel: Bayreuths Stadion: Besuch im "Altstädter" Altbau

Bayreuths Stadion: Besuch im "Altstädter" Altbau


Autor: Martin Kreklau

Bayreuth, Mittwoch, 01. Juni 2016

Das Moos hat die Gegengerade des Hans-Walter-Wild-Stadions in Bayreuth fest im Griff, in dem Bau von 1967 ist nicht mehr alles taufrisch.
Fast 50 Jahre hat das Hans-Walter-Wild-Stadion schon auf dem Buckel. Viel gemacht wurde an den Gebäuden in dieser Zeit nicht. Namensgeber ist Hans Walter Wild, der von 1958 bis 1988 Oberbürgermeister Bayreuths war und sich um den Sport in der Stadt verdient gemacht hat.  Fotos: Martin Kreklau


Die hölzernen Sitzschalen auf der Haupttribüne des Hans-Walter-Wild-Stadions haben schon einige große Siege der SpVgg Bayreuth erlebt - und sicher auch einige bittere Niederlagen. Vielleicht sehen sie deshalb so mitgenommen aus, mit ihren morschen, abgesplitterten Holzplatten, nicht so farbenfroh wie ihre offenbar neueren Plastik-Kameraden auf den unteren Rängen.


Inbegriff der Deeskalation

Michael Hahn ist einer, der schon bei den Bayreuther Fußballern war, als an die Holz-Sitze noch nicht einmal gedacht wurde. Aktiver Fußballer war der 57-Jährige allerdings nie. "Ich habe damals auf der Jakobshöhe als kleiner Bub Getränke verkauft, um mir ein paar Pfennig dazu zu verdienen", sagt Hahn mit tiefer, ruhiger Stimme. Er ist der Sicherheitsbeauftragte des Stadions und mit seinem beruhigenden Tonfall der Inbegriff der Deeskalation. In "seinem" Stadion kennt Hahn jede Ecke. "Seit den Siebzigern ist hier nicht mehr viel passiert", sagt er, als er in den Katakomben in einem langen, orange-farbenen Flur eine alte Tür nach der anderen öffnet. "Hier ist alles ein bisschen provisorisch." Hinter den Türen finden sich die Kabinen, ein Geschäftszimmer und ein großer Raum, der von der Stadt, die Eigentümerin des Stadions ist, als Lager genutzt wird. "Es ist schon alles ganz in Ordnung, aber eben nicht mehr zeitgemäß", sagt Hahn mit einem Schulterzucken. "Da müsste mal was gemacht werden."

Ein Satz, den Hahn beim Rundgang durch das Stadion öfter verwendet. Auf der Gegengeraden sind die Steinstufen mit Moos bedeckt, vor allem in der sogenannten Pufferzone, ein kleiner Abschnitt des Stadions, der immer leer bleibt und nur dazu dient, während eines Spiels die Heim- von den Gästefans zu trennen.

Im Gästeblock begegnet dem Stadionbesucher ein Stück Technikgeschichte. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, was der grüne, verwitterte und mit Schmutz überzogene Plastikzylinder mit der Siemens-Aufschrift darstellen soll, doch schnell wird klar: Es handelt sich um einen Lautsprecher, der, dem Aussehen nach zu urteilen, wohl seit den späten 60er Jahren hier steht. Immerhin tut er noch seinen Dienst. Unter dem Gästeblock befinden sich Toiletten - allerdings nur Pissoirs für Männer. Frauen müssen ihre Notdurft anmelden und werden in eine nahegelegene Schule begleitet. Auch das ist nicht mehr zeitgemäß. Wieder bemüht Hahn seinen Lieblingssatz: "Da müsste mal was gemacht werden."


Sanierung ab 12. September

Und es soll etwas gemacht werden, noch in diesem Jahr geht es los. Nach langen Gesprächen und viel Planung hat sich die Stadt Bayreuth dazu entschlossen, das Stadion zu sanieren. Dazu gehört etwa die Überdachung der Stehränge auf der Gegengeraden, die Erneuerung der Laufbahn, eine unterirdische Bewässerungsanlage für den Rasen, eine Flutlichtanlage und der Austausch der Sitzschalen auf der Haupttribüne. Dann werden auch die alten Holzsitze, die so viel erlebt haben, Geschichte sein.