Hochspannung: Sind Unfälle mit E-Autos besonders gefährlich? Fragen und Antworten
Autor: Matthias Litzlfelder
Bayreuth, Donnerstag, 19. Dezember 2019
Noch sind wenige unterwegs. Doch wenn die Zahl der Elektrofahrzeuge steigt, werden diese häufiger in Unfälle verwickelt. Die Bergung kann aufgrund der verbauten Hochvoltnetze lebensgefährlich sein. Hysterie ist nicht angebracht, Vorsicht schon.
Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Autounfall auf ein Elektroauto zu treffen, steigt. Vor allem in Bayern. Hier fahren im Ländervergleich mit mehr als 20 000 Fahrzeugen beinahe ein Viertel der elektrisch betriebenen Pkw in Deutschland.
Die Technik stellt vor allem die Einsatzkräfte und Retter vor neue Herausforderungen. Denn im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor lauert hier eine ganz andere Gefahr: eine Hochvoltanlage.
400 Volt
"Ohne die hohe Spannung würde man die elektrische Leistung für den Motor nicht erzeugen können", erklärt Gerhard Schmökel, Kfz-Ausbildungsmeister bei der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth. Man müsse die Leute erst für die Hochvolttechnik sensibilisieren. "In den vergangenen 100 Jahren musste die Batterie nicht den Motor antreiben", sagt Schmökel. Die Batterien hatten Spannungen von zwölf oder 24 Volt. Beim E-Auto gebe es dagegen je nach Modell eine Spannung von in der Regel rund 400 Volt. Wer damit in Berührung kommt, könnte tot umfallen.
Erste Hilfe ohne erhöhte Gefahr
Laut Berufsgenossenschaft können Spannungen von mehr als 30 Volt Wechselspannung (AC) beziehungsweise 60 Volt Gleichspannung (DC) auf den menschlichen Körper gefährliche Auswirkungen haben.
Angst haben müssen Autofahrer dennoch nicht. Alle E-Autos, die eine Zulassung bekommen, müssen gesetzliche Anforderungen erfüllen. Sie müssen "eigensicher" ausgelegt sein. Dies ist dann der Fall, wenn der Stromfluss der Batterie unterbunden wird, sobald im System ein Defekt auftritt. Dadurch sei Erste Hilfe auch bei einem Elektroauto ohne erhöhte Gefahr möglich, sagt Kfz-Ausbilder Schmökel. "Was aber immer ein Problem ist: Wenn die Hochvoltbatterie in Brand gerät. Lithium-Ionen-Batterien lassen sich schlecht löschen." Sie bestünden aus vielen einzelnen Batteriezellen, so dass es Kurzschlüsse und eine Kettenreaktion gebe.
"Noch keine Erfahrungen"
Wer auch noch aufpassen müsse, seien Feuerwehrleute. "Beim Einsatz der Rettungsschere kann es gefährlich werden", sagt der Kfz-Ausbildungsmeister.