Rekord-Krippe: Frohe Botschaft auf 80 Metern
Autor: Jochen Nützel
Marktredwitz, Freitag, 28. November 2014
Die Erinnerung an die Geburt Jesu ist für Christen das größte. Symbol dafür soll in Marktredwitz eine überdimensionale Krippe sein, die der Künstler Martin Burchard schuf.
Er kann nicht nur überdimensional, aber: Großkunstwerke im Außenraum sind seine Spezialität. Zuletzt entstand ein Meditationsweg durch ein Geflecht aus Alustangen auf der Schwäbischen Alb. Jetzt hat der gelernte Sozialpädagoge und Schreiner Martin Burchard nicht sein größtes, aber sein längstes Objekt vollendet: eine Krippe aus Lärchenholz, die exakt 80,56 Meter misst. Sie steht mitten in der Marktredwitzer Altstadt.
2014 Hölzer, als Symbol für jedes Jahr seit Christi Geburt, sind mit über 4000 Schrauben zu einem stilisierten Futtertrog verbunden. "Die Form kennt man von jenen Gestellen, an denen sich Waldtiere ihr Futter holen. Im übertragenen Sinne will ich damit sagen: Der christliche Glaube ist spirituelles Futter", erläutert Burchard die Intention hinter den Hölzern.
Spätberufener Christ
Der gebürtige Tübinger selber ist, was das Christentum anlangt, eher ein Spätberufener. "Ursprünglich komme ich aus der marxistischen Jugendbewegung. Ich habe dann viele Etappen durchlaufen, bis ich im Alter von 36 Jahren Christ wurde."
Und weil Weihnachten und die frohe Botschaft dahinter für die Gläubigen das größte Fest ist, soll die Größe des Raumes die überragende Bedeutung des Anlasses versinnbildlichen. 13 Tonnen wiegt der Koloss. In der Krippe selber liegt kein Stroh, sondern ein poliertes Edelstahlband. "Wer sich über die Hölzer beugt und auf das Band schaut, der sieht sich, sein Gegenüber und zugleich ein Stück vom Himmel, der sich spiegelt."
Die Installation ist eine, an denen sich Menschen körperlich wie geistig entlang bewegen sollen. Und weil das Werk zugleich für mehr als 2000 Jahre christlichen Glaubens steht, sind an einigen der Lärchenpfosten Metallschilder mit historischen Daten angebracht. Am Anfang das Jahr 0, die Geburt von Gottes Sohn. An Holz Nummer 50 prangt "Paulusbriefe", an 1555 "Augsburger Religionsfriede", an Stelle 2014 "Die Große Krippe in Marktredwitz". An Sylvester wird die Reihe um das 2015. Holz erweitert.
Idee ist zehn Jahre alt
Bereits 2004 hatte Burchard die Idee, bastelte im Kleinen an Modellen. "Seither habe ich nach Leuten gesucht, die mutig genug sind, das umzusetzen. 80 Meter Kunstwerk im öffentlichen Raum sind ja keine Kleinigkeit." Christoph Schmidt, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Marktredwitz, war sofort angetan, zumal Marktredwitz als Krippenstadt bereits bekannt ist. Und nicht zuletzt Regionalbischöfin Dorothea Greiner entflammte, wie sie sagt, für das Vorhaben. "Die Größe des Weihnachtsfests auf diese Art zu visualisieren, ist phänomenal." Und beim Blick an den vielen Hölzern entlang schiebt sie nach: "Ich habe es mir im Leben nicht so umwerfend vorgestellt. Ein wunderbares Sinnbild für die Weite des christlichen Glaubens, hineingestellt in das Hier und Heute."
Heute, am Tag vor dem ersten Adventssonntag, wird Dorothea Greiner auch zur Eröffnung der "Großen Krippe" sprechen. Der Auftakt ist zweigeteilt: Zunächst gibt es um 17 Uhr einen Gottesdienst in der St. Bartholomäuskirche, danach eine Lichterprozession zur Krippe. Dort singen die Gläubigen "Ich steh' an Deiner Krippen hier" - ausnahmsweise schon im Advent.
Übrigens: Die Riesen-Krippe wird keinen Eintrag im "Guinessbuch der Rekorde" bekommen. Beantragt war die Aufnahme, sagt Pfarrer Christoph Schmidt. "Ich hatte umfangreiche Korrespondenz mit den Briten. Gescheitert ist es letztlich daran, dass es offenbar keine Kategorie gibt, in die unser Krippenbauwerk passt. Schade."