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Mit Alois Berner durch den Senegal


Autor: Stefan Reinmann

, Dienstag, 25. Oktober 2011

Alois Berner aus Waischenfeld hat Thiès Dutzende Male besucht. Er war Vermittler beim Zustandekommen der Partnerschaft mit der Diözese Bamberg. Ehrenamtlich begleitet der 73-Jährige noch immer Gäste aus Oberfranken durch die fünftgrößte Stadt des Senegal.
Von  Franken nach Westafrika: Vor 47 Jahren   kam Alois Berner zum ersten Mal in den Senegal. Nach mehr als 70 Reisen kennt ihn in der Diözese Thiés Jung und Alt. Foto: Stefan Reinmann


Feiner Sand. In den Straßen von Thiès und im Innenhof des Priesterhauses. An der Hauswand haben sich Geckos festgesaugt. Es sind weit über 30 Grad im Schatten. In Alois Berners kleinem Zimmer ist es nicht viel kühler. Die Hitze macht ihm nichts. Er ist sie gewohnt. Seit Jahrzehnten. Viel wichtiger ist die große Thermobox.
Er legt Dutzende Flaschen hinein. Cola, Fanta, einheimisches Bier. Für die Besucher aus Bamberg und München. Es sind Journalisten und Fotografen, die sich später nach stundenlanger Fahrt im stickigen Reisebus über die Erfrischung freuen werden. Es geht nach Touba, etwa 120 Kilometer östlich von Thiès und zu einer der größten Moscheen südlich der Sahara.

Der 73-jährige Berner ist unser Reiseführer. Und man kann sich keinen besseren vorstellen.

Die Stoßdämpfer quietschen. Aus dem Radio des Kleinbusses dröhnt traditionelle, schnelle Musik. Noch lauter ertönt der vertraute, fränkische Dialekt.

Berner erwähnt kurz seine Heimat, das oberfränkische Waischenfeld, bevor er wieder den landwirtschaftlichen Nutzen der Baobabs, der Affenbrotbäume, erklärt und durch sein Megaphon vom Senegal schwärmt, seiner zweiten Heimat. Innerhalb von 47 Jahren ist er zum halben Senegalesen geworden.
Hier kennt ihn jeder, den Gorguie, Alois. Weiser, alter Mann bedeutet der Ausdruck in der Stammessprache Wolof. Höchsten Respekt zollen die Bewohner mit diesem Namen dem bekannten Gast, der mehr als sein halbes Leben dem westafrikanischen Land gewidmet hat.




1964 ist der Landwirtschaftsmeister zum ersten Mal in den Senegal gereist. Beauftragt von der katholischen Landjugendbewegung (KLJB), um dort einen Außenposten der Organisation aufzubauen.

Obwohl es für damalige Verhältnisse ungewöhnlich war, erlaubte der damalige Landessekretär der KLJB, Alois Glück, Berner seine Frau Anna mitzunehmen. Zusammen lebte das Paar fünf Jahre lang im Senegal. Drei seiner fünf Kinder wurden dort geboren.
In den 80ern war er für die Katholische Landvolkbewegung (KLB) im Senegal im Großeinsatz. Verschiedene bayerische KLBs bekamen Partnerdiözesen. Berner führte, lenkte, übersetzte. Wolof, Deutsch, Französisch, Fränkisch. Er begleitete Delegationen aus Würzburg, Eichstädt, Passau und Augsburg durch den Senegal. Nicht zu vergessen die Mitglieder der KLB Bamberg. Er spricht mit Bauern, Diplomaten, Imamen und Politikern. Die Beziehungen zu allen möglichen Verantwortlichen im Land sind intensiv. Auch zur muslimischen Mehrheit des Landes.

Angekommen in Touba, führt uns einer seiner muslimischen Freunde durch die riesige Moschee der Stadt.

Zum Freitagsgebet knien hier Tausende Gläubige. Verschwindend gering dagegen die Anzahl der Christen im Land. Die im Senegal lebenden etwa 650.000 Katholiken stellen knapp fünf Prozent der Bevölkerung. Berner kennt die mehr als 70 Pfarrer in der Diözese Thiès alle persönlich. Er kennt die täglichen Herausforderungen, aber auch die Erfolge in der Zusammenarbeit mit den Bewohnern.

Seiner Meinung nach geht es dem Land heute besser als vor 40 Jahren, obwohl seit 1964 die Einwohnerzahl von 3,2 Millionen auf heute knapp 13 Millionen angestiegen sei.




"Das Wirtschaftswachstum liegt bei 3,8 Prozent, aber die Verteilung des Wohlstands ist hundsmiserabel", meint Berner.

Er lässt sich aber nicht entmutigen, sich weiter für Verbesserung der Umstände einzusetzen. Dabei beschränkt er sich meist auf die Bildungsarbeit. "Das ist die Basis. Alles andere sind nur flankierende Maßnahmen", sagt er überzeugt. Er sorgt für Informationsweitergabe, ohne Unterschiede bei den unterschiedlichen Ethnien oder Glaubensrichtungen zu machen. Er unterstützt Kleinstbanken und Mikrokredite. Entwickelt pastorale Aufgaben weiter und hilft Pfarrern, die kein Gehalt haben. Aber "Geld zu geben ist eine Nothilfe. Das ist noch keine Entwicklungsbegleitung", sagt er. Man könne nur miteinander etwas bewirken, wenn man die gegenseitige Würde bewahre und dem Gegenüber gestatte, sich selbst zu entwickeln.

Nicht die Wirtschaft, sondern weiterhin zuerst den Menschen zu fördern, wünscht er sich für die Zukunft.
/> Eine gute Voraussetzung dafür hat er mit dem Anstoß zur Partnerschaft mit Bamberg gegeben, als die Diözese im Jahr 2000 auf der Suche nach einem Partnerland war. "Keiner kannte den Senegal und die lokalen Begebenheiten so gut wie Alois", erklärt Michael Kleiner von der Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit im Erzbistum.

Erzbischof Ludwig Schick hat Berner gar als "Herz und Seele" dieser Partnerschaft bezeichnet und ihm für seinen Einsatz die höchste Auszeichnung des Erzbistums, die silberne Verdienstmedaille, verliehen.

Das war 2008. Drei Jahre später begleitet er noch immer Reisegruppen aus der Region in den Senegal. Mit Gehstock und der obligatorischen Zigarette in der Hand und viel Elan. "Man kann mich vielleicht als Vater der Partnerschaft bezeichnen, aber was daraus entstanden ist, ist vieles, vieles mehr", erklärt er, als wir wieder zurück im Priesterhaus in Thiès sind.

"Mein Schwerpunkt ist es, Beziehungen zu schaffen. Erst müssen vertrauensvolle Freundschaften entstehen, bevor man finanzielle Unterstützung gibt".

Mittlerweile seien Hunderte von Leuten, vom Bauern bis zum Professor, aus der Diözese Bamberg nach Thiès gekommen. "Nur das kann die Voraussetzung sein für eine breite Bistumspartnerschaft", versichert er und hat gute Hoffnung, dass es engagierte Leute gibt, die seine Arbeit fortführen werden. In Thiès und in der ganzen Bamberger Diözese.

Bistum Thiès

Fläche: 9.055 Quadratkilometer
Katholiken: 52 640
Pfarreien: 23
Priester: 75 (und 6 Ordenspriester)
Leitung: Alexandre Mbengue

Die Partnerschaft zwischen den beiden Bistümern:

Dank der Partnerschaft erhalten fast 700 Schüler Schulgeld. Das Erzbistum Bamberg leistet zusätzlich jährlich einen Beitrag in Höhe von 10.000 Euro zum Haushalt des Bistums Thiés.

Weitere Informationen zu Aktivitäten im Rahmen der Partnerschaft finden Sie auf dieser Internetseite der Diözese Bamberg.

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