Lohengrin: Musik top, Regie flop
Autor: Monika Beer
Bayreuth, Sonntag, 28. Juli 2019
Klaus Florian Vogts "Lohengrin" zaubert überirdisch zarte Glücksmomente. Aber die Inszenierung bleibt statisch und nichtssagend.
War das Festspielhaus schon bei der Eröffnung am Donnerstag ein Backofen, so schien der tags darauf noch höher geschaltet. Denn bei der "Lohengrin"-Wiederaufnahme waren die Temperaturen gefühlt geradezu lähmend hoch. Kein Wunder: Die Inszenierung von Yuval Sharon wirkt in ihrem zweiten Jahr noch statischer, nichtssagender, marginaler.
Dass dennoch am Ende gejubelt wurde, hat damit zu tun, dass es nicht wenige Opernfreunde gibt, die schon dadurch glücklich zu machen sind, wenn sie schöne Stimmen und Musik in schöner Ästhetik geliefert bekommen. Genau das leistet die Produktion dank ihrer hohen musikalischen Qualität und der Bühnenbilder und Kostüme von Neo Rauch und Rosa Loy.
Man kann eintauchen in eine ferne, märchenhaft-technoide Welt, in der die Farbe Blau dominiert, stufenweise kontrastiert von der Komplementärfarbe Orange - und einem i-Tüpfelchen in Grün. Leider hat diese Mischung aus neoromantischer Architektur des frühen Elektrifizierungszeitalters mit holländischer Malerei des 17. Jahrhunderts und surrealistischen Elementen keine Tiefenwirkung.
Was daran liegt, dass der Regisseur, der in ein fertiges Bildkonzept einspringen musste, daraus nichts zu machen wusste.
Personenführung nicht erkennbar
Es ist eine Inszenierung, die nur behauptet und nichts begründet. Man sieht zwar, dass Frauen in Brabant schnell auf dem Scheiterhaufen landen, aber erklärt das schon die Fesselung Elsas durch Lohengrin im 3. Akt? Bis auf wenige Momente ist eine Personenführung, die über Opernklischees und -standards hinausgeht, nicht erkennbar. Geschweige denn ein schlüssiges Konzept.
Wenn man die meiste Zeit damit verbringt, sich meditativ in die langsam vorbeiziehenden Wolken und Schilfkulissen sowie in neckische Kostümdetails zu vertiefen, wenn schon der Verlust eines Flügels - die Hauptfiguren sind alle beflügelt - und das Vertuschen der kleinen Panne ereignishaft wirkt, ist klar: Es tut sich sonst nicht viel auf der Bühne!
Schlimmer noch das manierierte Gestenvokabular in diesen "lebenden Bildern". Warum die Choristen mal eingefroren herumstehen und mal nicht, erschließt sich nicht. Und erst recht nicht, warum der sonst so steife König das Volk plötzlich anheizt wie ein Animateur im Ferienclub. Wenigstens wirkt die Brautbettszene heuer nicht so brutal wie im Vorjahr.