Kreis Bayreuth: 139 Flüchtlinge verschwinden plötzlich aus Notunterkunft

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Flüchtlinge laufen von der serbischen Grenze in Richtung eines Zeltlagers bei Opatovac, Kroatien. Foto: Marijan Murat, dpa, Archiv
Flüchtlinge laufen von der serbischen Grenze in Richtung eines Zeltlagers bei Opatovac, Kroatien. Foto: Marijan Murat, dpa, Archiv

Aus der Notunterkunft im oberfränkischen Bad Berneck sollen 139 Menschen verschwunden sein. Wohin, das weiß niemand. Wie oft so ein Weggang auf eigene Faust geschieht, ist für die Behörden schwer nachzuvollziehen.

Seit gut einer Woche betreibt der Landkreis Bayreuth in Bad Berneck eine Notunterkunft für Flüchtlinge - eine von elf in Oberfranken. 224 Menschen hatte man dort bis Mitte der Woche gezählt, bestätigt Herbert Retzer, Pressesprecher des Landkreises. In Bussen waren sie am Abend angekommen, wurden zunächst verpflegt und dann in die Unterkünfte verteilt. Doch kurze Zeit später waren nur noch 85 da. Wo die anderen hingegangen sind, weiß niemand. Ein unbefriedigender Zustand, den der Bayreuther Landrat Hermann Hübner (CSU) in dieser Woche in einer Kreisausschusssitzung thematisierte. Hübner sprach von "Chaos". Dem Anschein nach sind die Flüchtlinge weitergezogen, quasi untergetaucht.


"Unbekannt verzogen"

Dass Menschen Erstauf nahmeeinrichtungen oder Notunterkünfte verlassen und auf eigene Faust versuchen, in andere Städte oder Länder weiterzureisen, ist so ungewöhnlich nicht. Schließlich sind sie dort nicht eingesperrt, sondern können die Unterkunft jederzeit verlassen. In der Größenordnung wie in Bad Berneck soll das jedoch bisher noch nicht vorgekommen sein. "Es gibt natürlich schon Fälle, wo Asylbewerber nicht mehr auftauchen. Aber in so einer massiven Form ist mir nichts bekannt", sagt Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken. Der Erstaufnahmeeinrichtung in Schweinfurt und den jeweiligen Notunterkünften in den Landkreisen und kreisfreien Städten Unterfrankens seien derzeit mehr als 5400 Menschen zugeordnet. 38 Personen seien im vergangenen Monat verschwunden. "Man setzt sie dann im EDV-System auf ,unbekannt verzogen‘", erklärt Hardenacke. Das gehe aber nur, wenn sie schon registriert seien. "Wenn nicht, dann fällt es auch nicht auf, wenn Einzelne weggehen."


"Sie können niemanden zwingen"

Viele Flüchtlinge wollten gar nicht registriert werden, berichtet Oliver Hempfling, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken. "Sie können niemanden zwingen, dass er sagt, wie er heißt und wo er herkommt." 15 bis 20 Busse pro Woche erreichten derzeit Oberfranken. Anlaufstellen seien vor allem die Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayreuth mit 500 Plätzen und in Bamberg mit derzeit 400 (hier Ausbauziel 1500 Plätze). "In Bamberg ist uns noch keiner verloren gegangen", sagt Hempfling. Die hierhin kommen, seien schon in anderen Auffangstationen gewesen und registriert.

Auch Michael Münchow von der Regierung von Mittelfranken sagt, er wisse nicht, wie oft es vorkomme, dass Flüchtlinge untertauchen.

Gezielt gesucht wird nach ihnen jedenfalls nicht. "Wir wissen ja nicht, nach wem wir suchen müssen", sagt Jürgen Stadter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken.