Kampf um Azubis trägt Früchte
Autor: Matthias Litzlfelder
Bayreuth, Freitag, 20. Januar 2017
Bei Frankens Handwerksbetrieben steigt die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge. Zuletzt hat auch Oberfranken den Rückgang stoppen können.
Es war ein gegensätzliches Bild, das das fränkische Handwerk in den vergangenen Jahren präsentierte. Zum einen brummte bei den meisten Betrieben das Geschäft, erreichte die Konjunktur Spitzenwerte, die bis heute halten. Zum anderen rangen die Firmen um Ausbildungswillige, sank die Zahl der Lehrverträge nach und nach ab.
Jetzt scheint sich auch bei den Ausbildungszahlen ein positiver Trend einzustellen. Hatte vor einem Jahr nur die Handwerkskammer für Unterfranken eine leichte Steigerung bei den neuen Lehrverträgen vermelden können, so sieht die Bilanz für 2016 bei allen drei fränkischen Kammern positiv aus.
Rund 130 Ausbildungsberufe
Vor allem in Oberfranken ist man froh über das deutliche Plus an Auszubildenden nach vielen Jahren des Rückgangs. 5,3 Prozent mehr neue Lehrlinge, das könne sich im bayernweiten Vergleich sehen lassen, sagte Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, bei einer Pressekonferenz. Wie es in diesem Jahr wird, da wollte sich Zimmer noch nicht genau festlegen. "Wir hoffen aber, zumindest die gleiche Azubizahl wie 2016 zu erreichen." In Unterfranken hat man 2016 mit einem Plus von 2,3 Prozent das zweite Jahr in Folge ein positives Ergebnis bei den Azubis vorzuweisen. "Das ist wirklich ein guter Erfolg", sagte der neue unterfränkische Kammerpräsident Walter Heußlein. Die rund 130 verschiedenen Ausbildungsberufe im Handwerk böten attraktive Karriereperspektiven.
Zehn Prozent mit Hochschulreife
Dabei wird das Handwerk langsam aber sicher für immer mehr Abiturienten interessant. 2016 stieg in Unterfranken der Anteil der neuen Azubis mit Hochschul- oder Fachhochschulreife auf neun Prozent (2015: 7,8 Prozent). In Oberfranken sind es laut Zimmer inzwischen zehn Prozent. "Vor zehn Jahren hatten wir in Oberfranken noch eine Quote von 2,8 Prozent", berichtete der Kammerpräsident. Demgegenüber ist die Zahl derjenigen, die einen Handwerksberuf mit einem Mittelschulabschluss starten, zurückgegangen. In Unterfranken liegt sie mit 49,4 Prozent erstmals unter der 50-Prozent-Marke. In Oberfranken kommen 48,1 Prozent der Azubis von der Mittelschule. In Mittelfranken hat die Kammer noch keine Bilanz des Jahres 2016 gezogen. Was sich aber jetzt schon sagen lässt: Auch hier gibt es einen deutlichen Zuwachs bei den neuen Lehrverträgen. So lag die Zahl der Verträge nach Angaben der Nürnberger Kammer Ende September bereits bei 3217. Im gesamten Jahr 2015 waren nur 3030 verzeichnet worden.
"Wir werden auch 2017 unsere zielgruppengenaue Nachwuchsansprache fortsetzen und mit allen Kräften und auf allen Kanälen für die Ausbildung im Handwerk werben", kündigte der unterfränkische Präsident Heußlein an.
Heußleins Zielvorgabe steht stellvertretend für das ganze Handwerk. Die Branche setzt weiter auf ihre vor sieben Jahren begonnene Imagekampagne. "Was wäre das Leben ohne das Handwerk?", hieß anfangs der Slogan. Jetzt bedient sich ein neuer Kampagnenfilm des Shaolin-Genres. Der Handwerksmeister soll damit bei Jugendlichen in ein besonderes Licht gerückt werden. Entschlossenheit, Willensstärke und Disziplin - eine Ausbildung zum Shaolin und eine Weiterbildung zum Handwerksmeister hätten viele Gemeinsamkeiten, so die Botschaft der Handwerker.
Zu wenig dual Studierende
Die deutliche Aufstockung der Mittel beim Meister-Bafög sei einer der handwerkspolitischen Erfolge im Jahr 2016, sagte Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken. Ebenso sei es zu begrüßen, dass der Betriebswirt des Handwerks nun eine Einstufung auf Masterniveau erfahren habe. Unzufrieden zeigte sich Oberfrankens Präsident mit der Verzahnung von Lehre und Studium. Aktuell gebe es in Oberfranken 22 dual Studierende, die in der Lehrlingsrolle der Handwerkskammer eingetragen seien. "Da ist noch Luft nach oben", sagte Zimmer.
Sechstes Jahr in Folge erfreulich
Die Geschäftslage im Handwerk verharrt dagegen bereits seit einiger Zeit auf einem Spitzenplatz. "Die Geschäfte laufen das sechste Jahr in Folge gut", sagte Zimmer. Und das wird den Prognosen nach auch so bleiben. "Für das erste Quartal 2017 erwarten exakt 90 Prozent der unterfränkischen Handwerksbetriebe weiterhin eine gute konjunkturelle Lage", berichtete Heußlein.Was die Gewerke betrifft, so laufen die Geschäfte allerdings unterschiedlich. Bau- und Ausbaugewerbe waren 2016 erneut der Motor für die gute konjunturelle Lage. Auch das Nahrungsmittelhandwerk präsentierte sich stark. Nach oben geht die Tendenz daneben für die Kfz-Betriebe. Aber es gibt auch Zweige, die zuletzt Einbußen verzeichneten. "Sorgen machen wir uns um die Gesundheitshandwerke sowie Friseure und Kosmetiker", sagte Zimmer. Die meisten rechneten aber mit steigenden Auftragseingängen.