Druckartikel: Kälteeinbruch in Franken: Kommt der Jahrhundertwinter?

Kälteeinbruch in Franken: Kommt der Jahrhundertwinter?


Autor: Christian Pack

Creußen, Montag, 12. Oktober 2015

Anhand des Blütenstandes der Königskerze wollen Pflanzenliebhaber das Winter-Wetter ablesen. Für Meteorologen haben derartige Prognosen wenig Aussagekraft.
Symbolbild Herbst Foto: Andre-M-Photography via InFrankenPix


Es fröstelt in der Region und viele fragen sich: Sind das die ersten Vorboten für einen extrem kalten und schneereichen Winter? Sepp Haslinger aus Benediktbeuern (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) hat da eine ziemlich klare Meinung: Der Winter wird kalt und schneereich. "Ein Jahrhundertwinter mit Jahrhundertschnee."

Was den 73-Jährigen aus dem Alpenvorland so sicher macht, ist seine Wetterpflanze, die Königskerze. Die "liest" Haslinger jedes Jahr. Der bis zu zwei Meter lange Stängel symbolisiert die mögliche Winterphase von Oktober bis März. Dort, wo die Pflanze Blüten treibt, fällt Schnee. "Und bei meiner Königskerze sieht es so aus, als hätte es fast überall geblüht." Trübe Aussichten also - zumindest für die Gegend im Alpenvorland. Denn die Prognose, das macht Haslinger deutlich, gilt nur dort, wo sich die Pflanze befindet.


Andere Prognose in Creußen

In Franken lebt allerdings ebenfalls ein "Wetter-Prophet", der die Königskerze für sich entdeckt hat. Wilfried Küffner aus Creußen (Landkreis Bayreuth) beobachtet die "Verbascum thapsus" seit 2014. Seine Vorhersage für den bevorstehenden Winter zeigt leichte Abweichungen zu der Prognose von Sepp Haslinger. Zwar soll auch in Creußen im Oktober der erste Schnee fallen. Dann sei allerdings, bis auf wenige einzelne Tage, erst wieder von Februar bis Ostern mit der weißen Pracht zu rechnen. "Ansonsten fällt der schneereiche Winter wieder aus", resümiert Küffner, der es überaus interessant findet, dass "tatsächlich alle Königskerzen in der Umgebung die gleich Blütenfolge zeigen".


"Nicht seriös"

Für Wetterexperten wie den Meteorologen Dominik Jung sind derartige Pflanzen-Prognosen wenig aussagekräftig. "Das ist nicht seriös. Da könnte ich genauso gut sagen, dass der Winter kalt wird, weil eine Katze derzeit ungewöhnlich viel Speck frisst." Jung stützt sich lieber auf die Fakten. Und da bedeute etwas Frost im Oktober nicht automatisch, dass ein Jahrhundertwinter kommt. "Das ist ganz normal."

Aktuell erreiche Deutschland sehr frische Luft aus Russland. "Die erwärmt sich nach dem Wochenende wieder etwas. Bis dahin gibt es mehr Wolken und Regen und ganz oben ab 500 bis 700 Metern ein paar Schneeflocken." Der Oktober werde zum Ende hin aber noch mal wärmer und trockener.

Was den Winter betrifft, hält sich Jung mit Prognosen zurück. Es gäbe zwar Klima-Trends, die derzeit eher auf einen milden, nassen und stürmischen Winter hindeuten. "Aber solche Trends haben nur eine Trefferquote von 50 Prozent."

Unterstützung erhält Jung von Matthias Habel. Der Meteorologe von "WetterOnline" sagt: "Selbst mit modernster Technik ist eine langfristige Wettervorhersage nicht möglich." Wer heute schon einen Jahrhundertwinter vorhersagt, läge damit bei einem Wahrheitsgehalt von 50 Prozent. "Weder Blütenstand noch Laubfall oder die Anzahl von Haselnüssen in einem Eichhörnchenbau lassen seriöse Wettervorhersagen ableiten. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein milder Winter ebenso wahrscheinlich."