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Frankens Freimaurer, ein Dollar und die 13


Autor: Natalie Schalk

Bayreuth, Freitag, 13. Sept. 2013

Die Rückseite der Ein-Dollar-Note ist voller Dreizehner - voll freimaurerischer Symbole, wie es heißt. Begegnung mit einem geheimnisvollen Bruder, auf der Spur von Verschwörungstheorien rund um die Zahl 13.
Wer sucht, findet die 13 mindestens elf Mal auf dem Dollarschein - Zufall, Verschwörung oder einfach eine Folge historischer Entwicklungen?


Das Klinikum Fürth, für Nicht-Eingeweihte ein unendlicher Komplex, darin ein vielstöckiges Haus, Flure, eine Tür: "Palliativ Care Team". Büro Dr. Roland Hanke, Palliativarzt, Allgemeinmediziner - und Freimaurer. Der muss sich mit der 13 auskennen, dieser unglückseligen Zahl.

Hanke bestreitet den Zusammenhang. "Die Zwölf spielt bei uns eine Rolle, die Vier, vor allem baut die Freimaurerei aber auf der Zahl Drei auf." Die "Arbeitsteppiche", die bei rituellen Zusammenkünften in den Logen genutzt werden, sind dreigeteilt: Symbole für irdische, freimaurerische und kosmische Welt. "Der Plan des Lebens. Nur einmal darf ein Freimaurer ihn überschreiten: bei seiner Aufnahme." Weisheit, Stärke und Schönheit - die drei Säulen der Freimaurerei - werden oft durch drei Säulen in den Teppich-Ecken symbolisiert. Und die vierte Ecke? "Als vierte Säule wird meist der Bruder gesehen."

1 und 3 - 13!

Aha! Ein Logenbruder, drei Säulen: 1 und 3 - 13! Außerdem: der Bezug zum Ein-Dollar-Schein, auf dessen Rückseite die 13 (mindestens!) elfmal vorkommt! "In die Dollarnote kann man viel Freimaurerisches hineininterpretieren - ohne zu wissen, ohne zu sehen, ob es so ist", sagt Hanke.

Er ist seit 1984 Freimaurer. In seiner Mutterloge "Zur Wahrheit und Freundschaft" in Fürth war der 59-Jährige neun Jahre der "Meister vom Stuhl". In der Bayreuther Loge "Eleusis zur Verschwiegenheit" ist er erst seit sechs oder sieben Jahren, allerdings in der besonderen Funktion des Vorsitzenden des Deutschen Freimaurermuseums, das seit 1902 seinen Sitz in Bayreuth hat. Hanke kennt die Geschichte. Die beiden verdächtigen Kreise auf dem Dollarschein sind die beiden Seiten des amerikanischen Staatssiegels. "Als die amerikanische Verfassung geschrieben wurde, waren mit Jefferson und Washington zwei Freimaurer beteiligt. Sie haben die freimaurerische Konstitution aus dem Französischen zugrunde gelegt für die Struktur und auch für den freiheitlichen Gedanken der Verfassung."

Hanke holt aus, erklärt die Gründungsidee der Freimaurer, die auf den Tempel-Bauplan zurückgeht, den Gott König David übergeben haben soll. "Im Schottland des 16. Jahrhunderts überlegten ein paar Edelmänner, dass sich die göttliche Ordnung wiederherstellen ließe, wenn der göttliche Bauplan wiedergefunden würde. So könnte die Welt verbessert werden." Mit dabei waren auch Steinmetze. "Sie waren keinem Landesherren unterstellt, sondern nur einem Meister. Sie hatten ein eigenes Rechtssystem, kümmerten sich um Witwen und Waisen. Eine Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft", erklärt Hanke. "Edelmänner ließen sich aufnehmen, um diesen geschlossenen Raum zu nutzen."

Keine Angst vor Freitag, 13.

Die Freimaurerei ist ein Kind der Aufklärung, auch der "Tempel" wird symbolisch gesehen: Er steht für die Humanität. Mit der Angst vor der Unglückszahl 13 tut Hanke sich schwer. Vorurteile und Aberglaube widersprächen freimaurerischem Denken. "Wenn jemand bestimmte Rituale durchführen muss, nur weil Freitag, 13. ist, dann macht ihn das unfrei." Unfrei - das passt nicht zu den Freimaurern. Ihnen dienen Rituale und Symbole Hanke zufolge dazu, sich "selbst in Ordnung zu bringen". Die Freimaurerei gliedert sich in die drei Grade Lehrling, Geselle und Meister auf dem Weg einer moralisch-geistigen Selbstfindung.

Nur brave Herrenclubs mit außergewöhnlichen Gepflogenheiten?

Hanke berichtet von Vorträgen über Musik, Geschichte und Philosophie, die bei den Treffen gehalten werden. Die Logen - nichts als brave Herrenclubs mit ungewöhnlichen Gepflogenheiten und einer speziellen "Arbeitskleidung" (Smoking, weiße Handschuhe und Schurzfell)? Gibt's dann wenigstens noch Maurer unter den Freimaurern? "Einen Maurer haben wir noch." Hanke erzählt, wie sich die Struktur der Logen im Lauf der Zeit wandelte: "Bis nach dem ersten Weltkrieg lesen sich die Mitgliederlisten so: Privatier, Privatier, Privatier, Bankdirektor, Privatier, Kaufmann, Privatier - wer sonst wollte auch philanthropisch tätig sein, bei einer Sechseinhalb-Tage-Woche?"

Inzwischen seien die Logen aber so gemischt wie der Rest der Gesellschaft. Es gibt auch Frauenlogen. Aber irgendwas muss doch dran sein an den mysteriösen Geschichten, an den mächtigen Zirkeln, die im Hintergrund die Fäden ziehen wie in den Thrillern von Dan Brown?

Illuminati und 13

Was ist mit den Illuminati, die sollen doch auch mit der 13 in Verbindung stehen? Oder ist die 13 etwa doch nur so oft auf dem Dollarschein, weil Amerika aus 13 Kolonien entstand?

Hanke lächelt. "Illuminaten. Es gab da mal eine Verbindung - aber die Illuminaten sind komplett unfreimaurerisch." Nur sei es eben fast unmöglich, Verschwörungstheorien zu widerlegen. "Dan Brown hat uns viel Publikum beschert." Aber nicht nur dieser Autor - Hanke erzählt von Filmen mit Nicholas Cage, von Literatur, die mit freimaurerischen Motiven spielt. Beispielsweise bei Dschungelbuchautor Rudyard Kipling. Auch er: ein Freimaurer. Genau wie Louis Armstrong, Arthur Conan Doyle, Winston Churchill, Goethe, Mozart, Tucholsky, Atatürk. So viele einflussreiche Leute!

"Ja", sagt Hanke schlicht. "Auch in Franken übrigens, beispielsweise der Gründer der Firma Goebel, Friedrich Baur vom Versandhaus oder Thomas Dehler. Männer, die im Kultur- und Gesellschaftsleben gestanden haben." Hanke erzählt von weiteren Brüdern. "Axel Springer gehörte wirklich einer geheimen Loge an. Ja, es gibt auch eine Loge, der viele Leute aus Wirtschaft und Politik angehören."

Also doch ein mächtiger Bund! "Macht kann man nicht sagen, wenn man die kennt: Die sind froh, wenn sie sich mal zwei Stunden von der Welt zurückziehen können." Trotzdem: geheimnisvoll ...

Glückstag
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