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Fränkische Schweiz: Glasfaserleitungen für schnelles Internet gehören der Stadt


Autor: Thomas Weichert

Pottenstein, Mittwoch, 19. August 2020

Das Pilotprojekt "Bürger-Netz Pottenstein" für schnelles Internet steht vor dem Abschluss. Die Stadt und nicht der Netzbetreiber ist der Bauherr. Corona verzögerte allerdings die Baumaßnahmen.
Startschuss  für das schnelle Internet  am Verteilerkasten  (v. l.) Thomas Stecker, Achim Schmitz, Martti  Kohtanen (alle Firma LEC), Bürgermeister Stefan Frühbeißer, Planer Joachim  Reiprich, Fritz Weinlein (Telekom) und Zweiter Bürgermeister Roland  Lang. Foto: Thomas Weichert


Es war deutschlandweit das erste Projekt dieser Art und Neuland für die Stadt Pottenstein und die Deutsche Telekom: das "Bürger-Netz Pottenstein" zum Breitbandausbau des schnellen Internets bis in jedes Haus der 33 Pottensteiner Ortsteile. Im Hauptort Pottenstein, genauer in der unteren Stadt, gaben Bürgermeister Stefan Frühbeißer (CWU/UWV) und sein Stellvertreter Roland Lang (BU) zusammen mit Vertretern der Baufirma und der Telekom den Startschuss für die Inbetriebnahme. Ab sofort sind die untere Stadt und der Ortsteil Püttlach mit schnellem Internet buchbar. Das Besondere beim Bürger-Netz ist, dass die Stadt und nicht der Netzbetreiber als Bauherr auftritt, dem dann auch die Glasfaserleitungen gehört. Nach einer Ausschreibung auf der Suche nach einem Betreiber machte die Telekom das beste Angebot. Der Telekommunikationskonzern mietet nun für vorerst zwölf Jahre die Leitungen der Stadt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 11,5 Millionen Euro. Ursprünglich ging man von Kosten von rund zehn Millionen Euro aus. Verteuert hat sich das Ganze vor allem deshalb, "weil Pottenstein steinreich ist", sagt Frühbeißer - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Denn manche Grabungsarbeiten im felsigen Untergrund erforderten mehr Zeitaufwand und führten somit auch zu mehr Kosten.

Einzigartige Förderung

Allerdings gibt es eine einzigartige Förderung. Durch das Bundesprogramm des Breitbandausbaus erhält Pottenstein 50 Prozent der Gesamtkosten als Zuschuss. Das so genannte "Höfeprogramm" des Freistaats Bayern sah ursprünglich eine zusätzliche Pauschalförderung in Höhe von 890.000 Euro vor. Frühbeißer konnte aber geschickt verhandeln. Der Freistaat vervierfachte seine ursprüngliche Förderzusage, weshalb die Stadt selbst nur noch rund 2,2 Millionen Euro aus Eigenmitteln aufbringen muss. Dies entspricht auf die Gesamtkosten etwa einem Zuschusssatz von 80 Prozent. Die Verhandlungen auf eine höhere Förderung fanden im Heimatministerium in Nürnberg statt. "Fast hätte ich in Nürnberg meinen zweiten Wohnsitz genommen", schmunzelt Frühbeißer. Etwa in 40 Jahren habe sich die Investition durch die Vermietung des Leitungsnetzes komplett amortisiert.

Corona-Krise

Verzögert wurden die Baumaßnahmen auch durch die Corona-Krise. Als die Grenzen dicht gemacht wurden, kamen weder die Arbeiter aus Osteuropa noch Material zu den Baustellen nach Pottenstein. Dann gab es auch noch Lieferengpässe für Materialien. In Pottenstein sind nun 325 Häuser, was rund 600 Haushalten entspricht, an das schnelle Internet angeschlossen. Die Kunden können im Download bis zu 250 Megabit pro Sekunde und im Upload bis zu 40 Mbit/s Internetgeschwindigkeiten buchen, erklärt Friedrich Weinlein, Fachreferent der Telekom. "Das neue Netz ist so leistungsstark, dass Arbeiten und Lernen zuhause, Videokonferenzen, Fernsehschauen, Surfen und Streamen gleichzeitig möglich ist", ergänzt Enrico Delfino, Regionalmanager der Telekom. Eine automatische Umstellung erfolgt jedoch nicht. Die Kunden müssen den von ihnen gewünschten Tarif selbst bei der Telekom buchen. Schnellstmöglich sollen nun die restlichen Ortsteile angeschlossen werden. In Tüchersfeld nutzt man gerade Synergieeffekte, weil dort die neue Wasserleitung verlegt wird. Deshalb muss man nicht extra aufgraben. Frühbeißer geht davon aus, dass im ersten Quartal 2021 in den noch fehlenden Orten das schnelle Internet buchbar ist.