Druckartikel: Fastnacht-Verband in Hollfeld: Kein Karneval im Sommer

Fastnacht-Verband in Hollfeld: Kein Karneval im Sommer


Autor: Robert Wagner

Hollfeld, Samstag, 04. Juli 2015

Der Fastnacht-Verband Franken traf sich am Samstag zur Hauptversammlung in Hollfeld. Mit vor Ort war Barbara Stamm, Präsidentin des bayerischen Landtags. Ihr wurde der "Till von Franken" verliehen. Außerdem diskutierte man über die Frage, wie modern Fastnacht sein kann und darf.
Barbara Stamm freut sich über die Glückwünsche von Ordenskanzler Roman Kirzeder. Sie hat gerade den "Till von Franken" erhalten.  Foto: Robert Wagner


Karneval im Sommer? Unvorstellbar für die Mitglieder des Fastnacht-Verband Franken. Man gibt sich traditionsbewusst am Samstag in der Gesamtschule Hollfeld. Dabei will man sich jedoch nicht dem Zeitgeist verschließen, wie der Präsident des Verbandes, Bernhard Schlereth sagt. "Wir können ja heute nicht feiern wie im Barock", erklärt er.

Alle drei Jahre treffen sich die Mitglieder des Verbandes zur Hauptversammlung. Neben Neuwahlen, Satzungsänderungen und Ehrungen gibt es dann auch Workshops. Denn man verstehe sich als Dienstleister, erzählt Schlereth. Als Dachverband für über 315 lokale Fastnachts-Vereine will man vor allem unterstützend wirken und über Probleme mit Versicherungen, dem Datenschutz und dem Urheberrecht informieren.



Kein Karneval im Sommer

Als Verband fördere man das regionale Brauchtum, daher seien solche Ideen, wie sie die Kölner gerade haben, in Franken nicht vorstellbar. Die Kölner Jecken wollen dieses Jahr das erste Mal in der Geschichte im Sommer Karneval feiern. Der Präsident des Bund Deutscher Karneval, Volker Wagner nutzte die Gelegenheit in Hollfeld, in seinem Grußwort vor der Macht der Sponsoren zu warnen. Es ginge eben nicht darum, möglichst viel Geld zu verdienen, sondern regionale Traditionen zu fördern.

Eine, die sich um diese Tradition verdient gemacht hat, ist Barbara Stamm (CSU), Präsidentin des bayerischen Landtags. Auch deshalb wird ihr an diesem Tag der "Till von Franken" verliehen. Dies ist die höchste Auszeichnung des Fastnacht-Verbands. Der Orden stellt den Kopf Till Eulenspiegels mit der Narrenmütze dar. Oben an der Mütze ist beweglich das rot-weiße Wappenschild Frankens befestigt. Seit 1962 wird er verliehen. Neben Stamm darf sich auch Volker Wagner in diesem Jahr über die Auszeichnung freuen.

Till von Franken für Stamm

Barbara Stamm wird vor allem zu Gute gehalten, dass sie sich für das neue Fastnachtmuseum in Kitzingen eingesetzt habe. Im November 2013 wurde das Museum eröffnet. Über vier Millionen Euro hatte der Neubau damals gekostet. Wie Schlereth hervorhebt, hätte die Summe ohne die Unterstützung von Stamm, die sich bei potenziellen Geldgebern für die Idee einsetzte, nicht aufgebracht werden können. Die Landtagspräsidentin selbst gab sich überrascht von der Auszeichnung und hob die Bedeutung des Museums hervor: Erst in ein paar Jahren werde wohl klar, wie wichtig das Museum für Kitzingen und Umgebung sei.

Im Gespräch ging Bernhard Schlereth außerdem auf die Vorwürfe ein, der Fastnacht-Verband sei zu professionell und hätte sich mit der im Bayerischen Rundfunk übertragenen "Fastnacht in Franken" zu weit von der Basis entfernt. Die Übertragung aus Veitshöchheim gehört zu den erfolgreichsten Fernsehsendungen der Dritten Programme. Schlereth betonte, dass weiterhin viele Künstler nicht professionell seien. Außerdem würde gerade der Nachwuchs stark gefördert: Auch bei der kommenden Prunksitzung werde wahrscheinlich wieder ein Nachwuchskünstler auftreten. Schlereth deshalb: "Das ist Fastnacht!"

Die Versammlung ernannte weiterhin die beiden langjährigen Mitglieder Werner Kilian und Peter Neubauer zu Ehrenmitgliedern. Ordenskanzler Roman Kirzeder dazu: "Neubauer war schon Karnevalist, da war Helmut Schmidt noch Nichtraucher." Und auch für Barbara Stamm, mit der schon 1975 zusammen Gläser bei einer Veranstaltung gespült hatte, hatte Kirzeder noch einen Spruch parat: "Siehst du, heute bist du Landtagspräsidentin - und ich bin Kanzler."