Die neue Masche der Trickbetrüger
Autor: Christian Pack
Bamberg, Donnerstag, 29. Januar 2015
Über Anzeigen bieten Diebe Bargeld für Schmuck, Pelze oder andere Wertgegenstände an. Sind sie erst einmal in der Wohnung, ist es meist zu spät. Meist ältere Mitbürger werden um viel Geld geprellt - auch in Franken.
Das Angebot klingt seriös und verlockend: "Zahle bar und fair. Pelze, Schmuck, Kunstgegenstände oder Porzellan aller Art" heißt es in den Kleinanzeigen in Zeitungen und im Internet. Wer sich schon länger von etwas trennen will, wittert das schnelle Geld - und geht der fiesen Masche von Betrügern auf den Leim.
Bereits beim ersten Anruf wird unter der angegebenen Mobilfunknummer eine Geldsumme in bar in Aussicht gestellt und ein Hausbesuch vereinbart. Unter dem Vorwand sich für eher gewöhnliche Gegenstände zu interessieren, versuchen die seriös auftretenden Betrüger gezielt an Wertvolles wie zum Beispiel Schmuck oder Münzen zu gelangen. "Sind die Täter erst einmal in der Wohnung, nutzen sie die Möglichkeit, sich hochwertige Sachen zeigen zu lassen. So entdecken sie auch die versteckten Aufbewahrungsorte der arglosen Besitzer", berichtet Anne Höfer von der Polizeidirektion Oberfranken.
Die Unbekannten geben dann vor, beispielsweise Schmuckstücke zu einer angeblichen Bewertung vorab mitnehmen zu müssen. Mitunter wiegen sie den Schmuck vor Ort auch mit einer manipulierten Waage. Der Kaufpreis soll dann beim nächsten Besuch ausgezahlt werden, wenn noch weitere Gegenstände - wie zum Beispiel Pelze - abgeholt werden. "Immer wieder nutzen die Betrüger auch die Gelegenheit für Diebstähle", warnt Höfer.
Zwei Fälle in Oberfranken
Erst kürzlich fiel in Oberfranken ein 84-jähriger Kulmbacher auf die Masche herein. Er hatte auf ein Zeitungsinserat reagiert. In der Annonce einer vermeintlichen Firma wurde neben Pelzen nach Haushaltswaren, Nachlässen aus den Weltkriegen, Musikinstrumenten und weiterem gesucht. Nachdem das Opfer Kontakt aufgenommen hatte, klingelten zwei Männer an der Wohnungstüre des Rentners.
Zunächst interessierten sie sich für einen Pelzmantel, anschließend jedoch für hochwertigen Schmuck aus Weißgold. Der 84-Jährige akzeptierte schließlich, dass die Betrüger den Mantel einige Tage später abholen, während sie den hochwertigen Schmuck gleich mitnahmen. Dem überrumpelten Senior gaben sie eine verhältnismäßig kleine Summe als Anzahlung. Anschließend verschwanden die Männer. Dem älteren Herren entstand ein Schaden von zirka 1000 Euro.
Mit der gleichen Masche gelangten in Hof zwei Männer in die Wohnung einer 78 Jahre alten Dame. Hier gelang es den Betrügern, mit Schmuckstücken im Wert von mehreren Tausend Euro die Wohnung zu verlassen. Wegen der Bezahlung vertrösteten sie die Dame auf die kommenden Tage.
Zwei typische Fälle, weiß Polizei-Pressesprecher Peter Neder. Vornehmlich ältere Menschen seien bei dieser Masche das Ziel. Allerdings könne man nicht sagen, dass ausschließlich ältere Mitbürger auf die vielfältigen Betrugsmaschen hereinfallen. "Es gibt auch immer wieder jüngere Opfer." Denn die Betrüger würden immer äußerst professionell vorgehen. "Sie drücken sich gewählt aus, treten seriös und meist auch etwas dominant auf. Wenn der Gegenüber dann auch noch gutgläubig ist, wird er schnell ein Opfer."
Die Oberfränkische Polizei rät im konkreten Fall:
- Seien Sie vorsichtig, wenn in der Annonce lediglich eine Handynummer angegeben ist und keine Festnetznummer oder eine Firmenanschrift.
- Verhandeln Sie nicht allein mit Fremden in Ihrer Wohnung, ziehen Sie immer eine Vertrauensperson hinzu. Bestenfalls vereinbaren Sie einen Treffpunkt außerhalb der eigenen vier Wände.
- Lassen Sie sich einen Ausweis zeigen und notieren Sie sich das Autokennzeichen.
- Achten Sie darauf, die Personen nicht unbeaufsichtigt in ihren Räumen zu lassen. Zeigen Sie keine Aufbewahrungsorte ihrer Wertsachen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
- Wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, verständigen Sie umgehend die Polizei.
Weitere aktuelle Betrugsmaschen
Falsche Microsoft-Servicekräfte versuchen per Telefon, Zugriff auf den PC zu erlangen. Der Computer sei angeblich von Viren befallen, behaupten sie am Telefon und bieten an, beim Säubern des PCs zu helfen. Das Ziel der Anrufer ist, die Computernutzer zur Installation einer Fernwartungssoftware oder eines Trojaners zu bewegen. Die beste Reaktion: Beenden Sie das Gespräch sofort! Zugangsdaten und Passwörter, insbesondere für das Online-Banking, sollten Sie sofort ändern.
Immer wieder kommt es in zu den so genannten "Schockanrufen". Eine Person gibt sich am Telefon beispielsweise als Rechtsanwalt aus und teilt mit, dass ein Verwandter einen Unfall verursacht hat. Ein Kind sei schwer verletzt und müsse sofort operiert werden. Zur Regulierung dieser Angelegenheit werden Sofortzahlungen von mehreren tausend Euro gefordert. Die Geldübergabe erfolgt entweder durch Komplizen oder mittels Auslandsüberweisung. Auch hier gilt: Nicht darauf einlassen und die Polizei informieren!
Immer wieder werden falsche Mahnschreiben angeblicher Inkassounternehmen per Post versandt. Die Namen und Adressen dieser Unternehmen variieren ständig und sind in der Regel nicht existent. Von den Empfängern werden Summen in Höhe von mehreren hundert Euro gefordert, wobei aus "Kulanz" bei sofortiger Begleichung auf einen Teilbetrag verzichtet wird. Den Schreiben ist ein Überweisungsträger beigefügt. Die IBAN des Zahlungsempfängers beginnt meist mit der Kennung BG für Bulgarien oder TR für Türkei. Lassen Sie sich von derartigen Schreiben nicht einschüchtern! Prüfen Sie genau, ob eine Forderung zu Recht besteht.