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Bitte melde Dich: Robin Ludwig sucht Bayreuther


Autor: Jochen Nützel

Bayreuth, Donnerstag, 25. Sept. 2014

Wo ist der Bayreuther, der am 15. August in einer Londoner Kirche so großen Eindruck auf Robin Ludwig gemacht hat, dass die New Yorkerin extra nach Oberfranken jettete, um den Mann wiederzusehen?
Robin Ludwig aus New York sucht einen Bayreuther, den sie im August in London traf. Wer helfen kann: Die 60-Jährige ist per Mail erreichbar:ludwig.ra@outlook.com Foto: privat


Sie war ein halbes Leben lang als Wahlhelferin und -beobachterin für die Vereinten Nationen unterwegs. War in Kenia und Indonesien, in Malawi und Ost-Timor und hatte dort für die Länder in der Phase nach dem Kalten Krieg so etwas wie Demokratie light im Diplomaten-Handgepäck. Jetzt aber ist die New Yorkerin in eigener Mission unterwegs. Dafür kam sie extra nach Bayreuth, weil sie jemanden sucht. Eine Zufallsbekanntschaft. Einen Mann, 70, etwa 1,75 Meter groß, grau-meliert, Brillenträger.
Diplomatisch verhalten hat sich die 60-Jährige nicht, als sie die vielleicht unglaublichste Begegnung ihres Lebens hat. Davongelaufen ist sie. Es ist der 15. August 2014. London, die Kirche St. Martin in the Fields im Herzen der britischen Hauptstadt. Robin Ludwig hat Karten für ein Konzert. "Neben mir saß da dieser nette Herr. Wir haben angefangen zu plaudern. Danach tranken wir noch ein Bier.

Es wurde spät, er musste die letzte U-Bahn erwischen."

"Er war charmant, intelligent"

Statt Namen, Adressen oder Telefonnummern auszutauschen, sucht Robin Ludwig urplötzlich das Weite. "Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Panik vielleicht." Eine halbe Stunde später bereut sie ihre Flucht. "Es ist schwer zu beschreiben, was da zwischen uns war. Es war nicht das, was man Verliebtheit nennt, wie sie Teenager kennen. Es war wie eine tiefe Verbundenheit, eine Vertrautheit, die man so vielleicht nur einmal im Leben mit einem anderen Menschen teilt. Er war sehr charmant, sehr intelligent, belesen und hat, wie ich, viel von der Welt gesehen."
Dieser Mann fasziniert die New Yorkerin mehr und mehr. "Ich kann nicht sagen, ob es der Anfang einer Liebesaffäre geworden wäre. Ich würde ihn aber sehr, sehr gern wiedersehen." Auch, um herauszufinden, was tatsächlich werden könnte.
Extra dafür jettet sie in die Wagnerstadt. Sie sucht. Wendet sich an die lokalen Medien. "Ich möchte ihn mit meinem öffentlichen Aufruf, sich zu melden, natürlich nicht in eine peinliche Situation bringen", sagt die 60-Jährige. Sie glaubt nicht, dass es eine Frau an seiner Seite gibt. Ob Robin Ludwig gern diese Frau wäre? "Es handelt sich um den schönen Anfang eines Verhältnisses, das zu wenig Zeit hatte sich zu entwickeln. Mehr weiß ich nicht." Sie weiß nur: In Bay reuth lebt er, zeitweise München.
Sie selber kennt die Landeshauptstadt gut. "Ich habe Germanistik studiert und ein Jahr dort gewohnt, als ich an der Uni war." In Bayern verfeinert sie ihr Deutsch, das beim Sprechen jene Melange eingeht mit dem Slang ihrer Muttersprache, diesem besonderen American English.
Die ersten Versuche, den Unbekannten zu entdecken, versanden. "Er hat sich nicht gemeldet, weder auf die Zeitungsanzeige noch den Aufruf im Radio." Mittlerweile ist Robin Ludwig zurück in New York. Aufgegeben aber hat sie nicht. "Ich weiß nicht, ob es ein Wiedersehen gibt. Aber ich für mich muss sagen können: Ich habe alles versucht." Deswegen der spontane Flug nach Bayreuth. "Ich habe hier unglaublich sympathische und hilfsbereite Menschen getroffen. Das war rührend und schon die Reise wert."
Ob sie wiederkommt? "Ich habe ja niemand hier, den ich kenne", sagt sie. Naja, fast niemand. Sie singt in einem New Yorker Chor, der im nächsten Jahr in Halle und Leipzig gastiert. "Vielleicht klappt es mit einem Abstecher."
Was, wenn sich Mister Right bis dahin meldet? Robin Ludwig überlegt: "Ich würde da weitermachen, wo es so plötzlich geendet hat. Ich habe die Hoffnung nicht begraben", sagt die Amerikanerin und es schwingt ein Hauch Resignation mit. "Wenn nicht, muss ich es akzeptieren. Das Leben geht weiter." Sie weiß aber auch: Manchmal kann die große Welt ganz klein sein.