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Bindlach: Heftige Unwetter suchen Gemeinde drei Tage in Folge heim


Autor: Redaktion

Bayreuth, Dienstag, 08. Juni 2021

Heftige Gewitter in Teilen Frankens sorgten für zahlreiche Feuerwehreinsätze. Bayreuth und den Landkreis traf es besonders heftig. Die Feuerwehr Bindlach musste drei Tage in Folge ihre Kräfte mobilisieren.
Die Gemeinde Bindlach wurde drei Tage in Folge von starken Unwettern heimgesucht.


  • Gemeinde Bindlach drei Tage in Folge von starken Wassermassen getroffen
  • Feuerwehr Bindlach mit 183 Einsätzen (Stand: 08. Juni, 11.00 Uhr)
  • Vollgelaufene Keller, überschwemmte Fahrbahnen und Co.

Heftige Gewitter in Teilen Frankens: Am Wochenende (4. bis 6. Juni 2021) herrschten in Franken teils heftige Unwetter. Starke bis extreme Gewitter mit Starkregen sorgten vor allem in Bayreuth und dem zugehörigen Landkreis für zahlreiche Überschwemmungen. Insbesondere die Gemeinde Bindlach wurde von den Stürmen hart getroffen - drei Tage in Folge wüteten die Unwetter.

Feuerwehr Bindlach berichtet: 183 Einsätze bis Dienstagmorgen

Starkregen sorgte in Bindlach dafür, dass zahlreiche Keller voll Wasser liefen. Straßen standen unter Wasser, Autos waren zum Teil zur Hälfte in den Wassermassen verschwunden. "Das Wasser war der Haupteinsatzgrund, die Fläche konnte es nicht mehr aufnehmen", erklärt Marco Neugebauer, Feuerwehrkommandant aus Bindlach gegenüber inFranken.de. Insgesamt sei die Feuerwehr Bindlach seit Samstagvormittag zu 183 Einsätzen ausgerückt. "Gerade läuft der 184. - wieder ein Keller unter Wasser", erzählt Neugebauer am Dienstagmorgen (08. Juni 2021). 

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Die Einsätze am Wochenende gingen teilweise bis spät in die Nacht. Von Samstag bis Montag sei die Feuerwehr fast im Dauereinsatz gewesen - Zeit für Erholung sei dabei kaum gewesen. "Wenn man es nicht wüsste, würde man es nicht glauben. Wie kann es drei Tage in Folge immer die gleiche Gegend mit Unwettern treffen?", fragt sich Neugebauer. Dennoch gehe es dem Team der Feuerwehr Bindlach auch noch nach den drei anstrengenden Tagen gut, meint Kommandant Marco Neugebauer: "Wir haben eine sehr motivierte Mannschaft." Trotzdem zehren die Einsätze an den Kräften, das Privatleben muss zurückstecken: "Es leidet die Familie und der Hauptarbeitgeber darunter, wir machen alles rein ehrenamtlich", so Neugebauer.

An allen Tagen waren zahlreiche Einsatzkräfte vor Ort - Samstag waren es rund 300 von verschiedenen Feuerwehren. Der Grund für die Wassermassen sei laut Neugebauer, dass die Gewitter kaum von der Stelle ziehen: "Das bedingt die Wetterlage. Es regnet sich an einer Stelle aus. In Bindlach beispielsweise regnet es extrem viel und fünf Kilometer weiter keinen Tropfen." 

Enorme Wassermassen in Bindlach - Bürgermeister: "So etwas haben wir noch nicht erlebt"

"Sowas haben wir noch nicht erlebt", schildert Bindlachs erster Bürgermeister, Christian Brunner, die "unvorhergesehene" Situation. In kürzester Zeit kamen am Wochenende enorme Wassermassen vom Himmel. Ein besonderer Einsatz spielte sich vor einem Möbelhaus in Bindlach ab. Knapp einen Meter hoch stand das Wasser vor dem Gebäude, wie die Fotoagentur News5  berichtet. Das Möbelhaus "Pilipp" stand zum Teil selbst unter Wasser, die Autos der Kunden, die auf dem gefluteten Parkplatz abgestellt wurden, mussten aus dem Wasser gezogen werden. Sie standen teils bis zur Hälfte der Fahrertür unter Wasser. An ein eigenständiges Wegfahren war nicht mehr zu denken. 

"Es war Wahnsinn", sagt auch Udo Bergmann, der Geschäftsführer des betroffenen Möbelhauses in Bindlach. "Die Fluten sind von allen Seiten auf unser Gelände gelaufen." Die Autos der Kunden mussten schnell geborgen werden, damit diese keinen größeren Schaden nehmen. "Innerhalb von einer halben Stunde ist das Wasser 30 bis 40 Zentimeter gestiegen." Dass das Wasser so schnell ansteigen kann, damit hat wohl niemand gerechnet.

Michael Lekien, ein Mitarbeiter des Unternehmens, hatte sich daher spontan dazu entschieden von der Arbeit nach Hause zu laufen - barfuß. "Ich bin ausnahmsweise einmal froh, dass ich nicht mit dem Auto auf der Arbeit bin, die kommen da hinten heute nicht mehr raus", sagt er im Interview mit News5.  Als Vorsorge für die Nacht wurden am Abend noch Sandsäcke als Barriere an besonderes betroffenen Stellen abgelegt, um diese vor den Wassermassen zu schützen. 5000 Sandsäcke mussten hierfür im Ahorntal am Abend gefüllt werden. Hierfür waren rund 100 Helfer im Einsatz. 

Unwetter und Starkregen in Oberfranken: Polizei meldet am Sonntag rund 100 Einsätze

Die Polizei Oberfranken sprach am Sonntagmorgen von rund 100 wetterbedingten Einsätzen - der Schwerpunkt lag auf dem Landkreis Bayreuth, aber auch im Landkreis Coburg habe es viele Einsätze gegeben, wie ein Sprecher der Polizei am Sonntag sagte. Dabei handelte es sich vor allem um vollgelaufene Keller. Auch bei Gößweinstein (Landkreis Forchheim) mussten die Feuerwehr und die Polizei ausrücken. Dort kam es zu einem Erdrutsch, die betroffene Straße wurde zeitweise gesperrt. 

Auch in Unterfranken, der Oberpfalz und in Niederbayern richteten Unwetter Schäden an. 

Wie die Polizei Mellrichstadt am Sonntagmorgen mitteilte, trafen die Unwetter gegen 15.45 Uhr das Stadtgebiet von Oberstreu (Kreis Rhön-Grabfeld) und den umliegenden Gemeinden. In Oberstreu musste die Feuerwehr zu einem vollgelaufenen Keller ausrücken und diesen leer pumpen. Über die Höhe des entstandenen Schadens konnte noch keine Angaben gemacht werden. Im Landkreis Aschaffenburg verursachte ein wegen des Unwetters umgestürzter Baum einen Verkehrsunfall. Der Baum war bei Alzenau auf die Staatsstraße 2305 gekracht - unmittelbar vors Auto eines 18-Jährigen. Ein nachfolgender Autofahrer (19) konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr ins Heck des 18-Jährigen. Verletzt wurde dabei aber niemand.

Blitz schlägt in Telefonleitung ein

In der Oberpfalz kam zu etwa 20 Einsätzen der Polizei. Neben den vollgelaufenen Kellern standen auch Straßenzüge unter Wasser, wie die Beamten am Samstag mitteilten. Vor allem im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz richtete das Unwetter Schaden an.  Betroffen sei aber der ganze Regierungsbezirk. In einer Asylunterkunft in Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzberg) schlug laut den Beamten ein Blitz in die Telefonleitung ein. Es brannte jedoch nicht, niemand wurde verletzt. 

Der Starkregen verursachte auf der Autobahn 93 drei Unfälle. Aufgrund Aquaplanings waren die Wagen ins Schleudern geraten und krachten in die Leitplanke. Ein Mensch erlitt leichte Verletzungen. 

Auch in weiten Teilen Niederbayerns kam es Autounfällen, überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern. Nach Angaben der Polizei wurde der Großteil der rund 20 Einsätze im Bereich Kelheim und Landshut verzeichnet. Mehrere Fahrzeuge gerieten auf regennasser Fahrbahn ins Schleudern, einige kamen von der Straße ab oder krachten gegen Leitplanken. Mindestens eine Person wurde dabei leicht verletzt, wie die Polizei am späten Samstagabend mitteilte. Im Landkreis Dingolfing fing ein Strommast Feuer, nachdem dort ein Blitz eingeschlagen war. Verletzt wurde dabei niemand. 

dn/ak/dpa