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Bayreuther Uni-Präsident stirbt bei Unfall


Autor: Jochen Nützel

Bayreuth, Montag, 14. Januar 2013

Der Bayreuther Uni-Präsident Rüdiger Bormann wurde beim Joggen in Köln von einer Straßenbahn überrollt. Für den 60-Jährigen Professor der Physik kam jede Hilfe zu spät.
Der Präsident der Universität Bayreuth, Rüdiger Bormann, ist am Sonntag von einer Straßenbahn überrollt und tödlich verletzt worden. Archivfoto: dpa


Schocknachricht nicht nur für den Forschungsstandort Bayreuth: Uni-Präsident Rüdiger Bormann ist am Sonntag beim Joggen in Köln tödlich verunglückt. Der 60-Jährige hatte gegen 15 Uhr mit seiner Lebensgefährtin beim Laufen am Oberländer Ufer an einer Fußgängerampel die Straße überqueren wollen. Dabei übersah er eine herannahende Straßenbahn und wurde von ihr überrollt. Rüdiger Bormann erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen.

Die Polizei in Köln untersucht derzeit den genauen Unfallhergang. Augenzeugen hatten berichtet, Bormann habe wohl auf eine von links kommende Bahn geachtet und dabei den kreuzenden Zug von rechts übersehen, der ihn frontal erfasste. Offenbar hatte er die Straße bei Rotlicht passieren wollen. Seine Lebensgefährtin blieb bei dem Unglück unverletzt. Sie erlitt einen Schock, ebenso wie der beteiligte Zugführer. Beide wurden in eine Kölner Klinik gebracht.

Rüdiger Bormann hatte 2009 die Präsidentenstelle an der Universität Bayreuth angetreten. Der gebürtige Bremer studierte an der Universität Göttingen und promovierte dort 1979 auf dem Gebiet der Metallphysik. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt an der renommierten Stanford University, wo er an Supraleitern und in der Nanotechnologie forschte, habilitierte er sich an der Uni Göttingen. 1989 erhielt er einen Ruf an die Technische Universität Hamburg-Harburg, an der er bis 2009 das Institut für Werkstoffphysik und -technologie leitete.

Für strategische Allianzen eingesetzt
Als Präsident in Bayreuth setzte sich Bormann dafür ein, strategische Allianzen mit Hochschulen sowie mit wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Einrichtungen zu initiieren. Er entwickelte auch die Konzeption zur so genannten Technologie-Allianz Oberfranken (TAO), die eine Stärkung der Technologiekompetenz in Nordbayern anstrebt. Die TAO besitzt mittlerweile Modellcharakter für die Vernetzung von Universitäten untereinander sowie mit den Hochschulen für angewandte Wissenschaften.

Eine Herausforderung der besonderen Art hatte Bormann 2011 zu meistern: die Plagiats affäre um Ex-Verteidigungs minister Karl-Theodor zu Guttenberg. Der CSU-Abgeordnete musste damals im Zuge der bundesweiten Debatte um seine Abschlussarbeit an der juristischen Fakultät der Uni Bayreuth zurücktreten. Bormann selbst war wochenlang ein viel gesuchter Gesprächspartner für Fachleute wie auch Medienvertreter.

Die Causa Guttenberg hatte den 60-Jährigen veranlasst, in der Promotionsordnung verstärkte Transparenz anzumahnen. Die darauf folgende Diskussion über das, was gute wissenschaftliche Praxis und Redlichkeit erfordern, führte zu einer von ihm initiierten Reform der Doktorandenausbildung.

Die Hochschulleitung zeigte sich betroffen vom Tod des Präsidenten. "Er wird uns in unserem Team, das durch großes gegenseitiges Vertrauen geprägt ist, sehr fehlen", sagte Kanzler Markus Zanner. Eine Nachfolgeregelung sei noch nicht beschlossen, hieß es am Montag.