Studie von Bayreuther Biologen besorgniserregend: Wie Weichmacher das Gehirn schädigen
Autor: Redaktion
Bayreuth, Montag, 12. April 2021
Bayreuther Biologen haben besorgniserregende Ergebnisse bei Untersuchungen zum Einfluss von Weichmachern auf das Gehirn festgestellt. Weichmacher sind in einer Vielzahl von Kunststoff-Produkten enthalten.
Die in vielen täglichen Gebrauchsgegenständen enthaltenen Weichmacher können wichtige Hirnfunktionen des Menschen beeinträchtigen. Vor dieser Gefahr warnen Biologen der Universität Bayreuth in einem Beitrag für "Communications Biology“.
Wie ihre Studie zeigt, wird die Signalübertragung zwischen Nervenzellen im Gehirn von Fischen schon durch geringe Mengen der Weichmacher Bisphenol A und Bisphenol S gestört. Die Forscher halten es für sehr wahrscheinlich, dass ähnliche Schädigungen auch im Gehirn erwachsener Menschen auftreten können. Sie fordern daher eine beschleunigte Entwicklung alternativer Weichmacher, von denen keine Gefahren für das zentrale Nervensystem ausgehen.
Bisphenole: Zahlreiche gesundheitliche Risiken aufgedeckt
Bisphenole sind Weichmacher, die weltweit in einer großen Zahl von Kunststoff-Produkten enthalten sind – beispielsweise in Lebensmittelverpackungen, Plastikgeschirr, Trinkflaschen, Spielzeug, Zahnfüllungen oder Babyschnullern. In den letzten Jahren wurden bereits zahlreiche gesundheitliche Risiken, insbesondere von Bisphenol A (BPA), aufgedeckt.
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Das Bayreuther Forschungsteam um Dr. Peter Machnik am Lehrstuhl für Tierphysiologie (Prof. Dr. Stefan Schuster) hat jetzt erstmals die Auswirkungen von Weichmachern auf die Signalübertragung zwischen Nervenzellen im erwachsenen Gehirn untersucht.
Die Studie erstreckt sich nicht nur auf BPA, sondern auch auf Bisphenol S (BPS), das häufig als weniger gesundheitsschädlich angesehen wird. Das Ergebnis: Beide Weichmacher beeinträchtigen die Kommunikation zwischen den Nervenzellen des Gehirns.
Dauerhafte Schädigungen des Nervensystems
Die schädlichen Auswirkungen auf das Gehirn betreffen vor allem das empfindliche Gleichgewicht unterschiedlicher Nervenfunktionen: Einige Hirnzellen übertragen Signale, die in nachgeschalteten Zellen einen Erregungszustand auslösen; andere Hirnzellen wiederum haben die Funktion, nachgeschaltete Zellen zu hemmen. Nur wenn beide Funktionen aufeinander abgestimmt sind, ist das zentrale Nervensystem intakt.
„Es ist bekannt, dass zahlreiche Störungen im Nervensystem von Wirbeltieren dadurch ausgelöst werden, dass Erregungssignale und Hemmungssignale nicht oder nur unzulänglich koordiniert sind. Umso bedenklicher ist es, dass die Weichmacher BPA und BPS genau diese Koordination erheblich beeinträchtigen“, erklärt Dr. Peter Machnik, Hauptautor der Studie.