Zwillingsbuche M4 in Ebrach ist gesprengt
Autor: Hans Kurz
Ebrach, Montag, 28. Januar 2013
Der Forstbetrieb Ebrach hat trotz aller Proteste einen Stamm des Methusalembaums wie angekündigt gefällt. Die "Maßnahme M4" sei erfolgreich gewesen, eine Hälfte der Buche bleibe erhalten.
Alle Proteste und Warnungen von Naturschützern haben nichts genützt: Die als Methusalembaum M4 bekannt gewordene Buche im Staatsforst bei Ebrach wurde am Samstag - kurz vor Mittag - vom THW Forchheim gesprengt. Genauer gesagt wurde mit der Sprengung ein Stamm des mächtigen Zwillingsbaumes gefällt. Am zweiten Stamm seien lediglich "kleinere Rindenverletzungen entstanden", wie Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner und Fabian Löchner, "Einsatzleiter Maßnahme M4", in einer Pressemitteilung betonen.
Um die Sprengung nachträglich zu rechtfertigen führt Mergner aus, dass erst jetzt das gesamte Ausmaß der Gefährdung deutlich geworden sei: "Der Stamm war auch im Inneren aufgerissen, wie es die Fachleute des Forstbetriebs befürchtet hatten", berichtet Mergner. Die Sorgen, dass durch die Sprengung auch der zweite Stamm umfallen würde, hätten sich dagegen nicht erfüllt. Die durch herumfliegende Holzsplitter verursachten "kleinen Rindenverletzungen" würden in den nächsten Jahren auf natürliche Weise überwallt, größere Verletzungen vom Forstbetrieb mit Baumharz behandelt.
Gefährliche Schäden?
Etwas kritischer sieht dies der Bamberger Biologe und Naturschützer Winfried Potrykus, der am Sonntag auf dem Methusalemweg unterwegs war und das Ergebnis der Sprengung wie folgt schildert: Der gesprengte Stamm sei zerfetzt. "Doch auch der verbleibende Zwillingstamm, zu dessen Erhaltung ja eigentlich eine Sprengung anstatt einer Fällung durch Motorsäge erfolgte, wurde deutlich beschädigt", sagt Potrykus. Und gerade die Rotbuche sei von allen einheimischen Laubbaumarten gegen oberflächliche Rindenbeschädigungen weitaus am empfindlichsten.
Die Verletzungen würden Eingangspforten für holzabbauende Pilze bilden, die rasch die Standfestigkeit auch starker Buchenstämme entscheidend schwächen könnten. "So ist abzusehen, dass das Schicksal der stärksten Buche des Steigerwaldes, womöglich sogar der deutschen Wälder, in absehbarer Zeit besiegelt sein wird", fürchtet der Naturschützer. Nach der Sprengung sei für ihn auch ersichtlich geworden, dass der Baum mit dem seit längerem bekannten Riss zwischen den beiden Zwillingsstämmen gut zurechtkam. Dieser Riss habe sich auch nicht durch den Gewittersturm in der Nacht zum 1. Juli 2012 erweitert. Dass der Baumgigant diese Belastung ohne schlimmere Schäden überlebte, sei ein "Beweis für die Vitalität dieser außergewöhnlichen Baumpersönlichkeit."
Forstbetriebsleiter Mergner führt aber erneut das Sicherheitsargument an, nachdem die Buche M4 ein Problem geworden sei, weil sie den neuen Radweg gefährde. "Entgegen der Meinung des Bund Naturschutzes müsste ein derartiger Baum auch in einem Nationalpark gefällt werden", betont Mergner. Dies könne man im bestehenden Nationalpark Bayerischer Wald auf hunderten von Kilometern Wanderwegen besichtigen. Dort seien auf vielen Hektar Bäume zum Schutz der Wanderer gefällt worden.
Dem Radweg im Weg
"Auch die aktuelle Rechtslage lässt bei öffentlichen Wegen keine andere Entscheidung zu", meint Mergner mit Blick auf das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Duldung "waldtypischer Gefahren" vom vergangenen Oktober. Als Beweis für die Gefahr, die von M4 ausgegangen sei, wertet Mergner die Tatsache dass die mächtige Krone des gesprengten Stammes genau auf den künftigen Radweg gefallen sei. Und er ergänzt, dass der Forstbetrieb hat es sich mit der Entscheidung zu Gunsten der Sprengung nicht leicht gemacht habe.
Wäre dieser nicht als öffentlicher Radweg gewidmet, sondern nur eine einfache Forststraße, hätte die Verkehrssicherheit jedoch eine Sprengung nicht zwingend nötig gemacht. In diese Richtung geht auch eine Aussage des Forstbetriebsleiters im BR-Magazin "quer" vom vergangenen Donnerstag. Zahlreiche Naturschützer hatten dafür plädiert, lieber den Radweg zu verlegen als den Baum zu fällen. Sie befürchten, dass noch weitere Bäume am Methusalemweg dieser Argumentation zum Opfer fallen könnten. So neige sich zum Beispiel der zum Teil bereits von Fäulnis zerstörte Baum M3 mit seiner einseitigen Krone dem Radweg zu.
Der Forstbetrieb verweist hingegen darauf, dass die neun Methusalembäume am Radstein nicht die einzigen im Steigerwald sind. So wachse jährlich die Zahl der Buchen, die einen Stammdurchmesser von 60 Zentimeter und mehr erreichten und als "dauerhaft geschützt" markiert würden.