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Zwei neue Mobilfunkstandorte in Bamberg?


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 23. April 2013

Am Buger Berg soll eine Mobilfunkantenne, in Bughof ein Mobilfunkmast errichtet werden. Dagegen haben Anwohner bereits 1600 Unterschriften gesammelt.
Auf dieser Scheune an der Bamberger Straße soll eine Mobilfunkantenne errichtet werden. Anwohner des Wohngebietes an der Helmholtzstraße (im Hintergrund) wollen das verhindern und haben bereits über 1000 Unterschriften gesammelt. Foto: Ronald Rinklef


Es ist eine Grundsatzdiskussion: Mobilfunkkunden wollen ein störungsfreies Handy netz. Soll dann aber ein neuer Mobilfunkstandort mit Antenne oder Mast gebaut werden, steigt die Angst der Anwohner vor einer "Strahlenbelastung".
Dieses Wort liest man momentan häufig in der Bamberger Straße am Buger Berg, auf Plakaten an Gartenzäunen, am Hauseingang, an der Straße. Dort hat sich eine Interessengemeinschaft mit 50 Mitgliedern gebildet, die sich gegen die geplante Errichtung eines Mobilfunkstandortes auf einer Scheune wehren. Die Scheune, auf deren Dach eine nicht ganz zehn Meter hohe Mobilfunkantenne installiert werden soll, liegt nördlich der Bamberger Straße, etwa 50 Meter vom ersten Wohnhaus entfernt.

"Wir haben bereits 1600 Unterschriften gegen dieses Vorhaben gesammelt", sagt Anwohner Helmut Gebhardt. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft machen sich Sorgen um ihre Gesundheit, wegen der Nähe des Mobilfunkstandortes zum Wohngebiet. Zudem bereitet ihnen die Tatsache Unbehagen, dass die Scheune etwa auf gleicher Höhe wie die Wohnbebauung liegt. "Wir wollen nicht, dass uns die Strahlen direkt im Schlafzimmer treffen", äußert sich eine Anwohnerin.

Telekom Sprecher Markus Jodl sagt hierzu: "Der Mobilfunkstandort selbst hat ja auch noch eine Höhe. Er liegt dann nicht mehr gleich auf mit der Wohnbebauung." Zum Abstand zwischen Scheune und Wohnhäusern erklärt er: "In Großstädten haben Sie eine geschlossene Wohnbebauung. Dort gibt es immer Nachbarn, die in der Nähe zum Mobilfunkstandort leben."

Bei den "Strahlen", vor denen sich Anwohner der Helmhotzstraße am Buger Berg fürchten, handelt es sich laut Jodl um "Mobilfunkwellen". "Das ist die gleiche Technik wie beim Radio oder Fernsehen. Das Trägermedium sind elektromagnetische Wellen."

Ob Wellen oder Strahlen, die Interessengemeinschaft gegen die Mobilfunkantenne will sie nicht haben. "Wir möchten unser Haus frei von Elektrosmog halten", sagt Christine Gebhardt. Beim Bau haben sie und ihr Mann abgeschirmte Stromkabel verwendet, außerdem auf Styropor und Glaswolle verzichtet. Internet gibt es nur übers Kabel.

Gesprächstermine mit Starke

Um die geplante Mobilfunkantenne zu verhindern, hat sich die Interessengemeinschaft bereits an die Stadt Bamberg gewandt. Pressesprecher Steffen Schützwohl erklärt: "Nach den derzeit vorliegenden Informationen dürfte es sich um eine nach dem Baurecht nicht genehmigungspflichtige Anlage handeln, da sie im sogenannten Außenbereich liegt und niedriger als 10 Meter ist. Eine genauere rechtliche Prüfung ist jedoch noch erforderlich."
Aus dem Rathaus heißt es zudem weiter, dass Oberbürgermeister Andreas Starke in Kürze mit dem Mobilfunkbetreiber sowie der Eigentümerin der Scheune Gespräche über den Standort und die geplante Anlage führen möchte.

Die Eigentümerin des Scheunen-Grundstücks, die anonym bleiben will, hat den Mietvertrag mit der Telekom-Tochter "Deutsche Funkturm" bereits unterschrieben. Seitdem dies bekannt geworden sei, erhalte sie Drohanrufe. Sie wehrt sich gegen Vorwürfe, die Scheune sei illegal errichtet worden. "Es liegt eine Baugenehmigung vom 26. September 1966 vor", sagt sie und weist darauf hin: "In der Stadt Bamberg gibt es über 50 solcher Mobilfunkstandorte. Das hier ist nicht der einzige."
Die Eigentümerin wünscht sich, dass etwas mehr Ruhe in die Diskussion einkehrt. "Jeder will ein gutes Handynetz. Aber wie soll es denn funktionieren, wenn nirgends eine Antenne steht?"

Der Mobilfunktstandort am Buger Berg wurde laut Telekom-Sprecher Jodl genau deswegen anvisiert: "Wir hatten immer wieder Kundenbeschwerden, dass die Versorgung in diesem Bereich schlecht ist. Der Bedarf ist da."
Sollte dieser "Bedarf" am Standort nördlich des Wohngebiets an der Helmholtzstraße gestillt werden, würden einige Anwohner für sich ernsthafte Konsequenzen in Betracht ziehen: Sie lassen durchklingen, dass sie in Erwägung zögen, ihre Häuser zu verkaufen - aus Angst um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder.
Wegen seiner Brisanz wird das Thema bald auch im Bürgerverein Bug besprochen. "Wir haben den Punkt ,Mobilfunkmasten' auf die Tagesordnung unserer Ausschusssitzung am Donnerstag gesetzt", sagt Manfred Drescher, Vorsitzender der Bürgervereins. Er redet in der Mehrzahl, weil noch ein zweiter Mobilfunkstandort im Einzugsbereich des Bürgervereins im Gespräch ist. Und er spricht von "Mast", weil es wohl tatsächlich einer sein wird: Etwa 40 Meter hoch, neben dem Gelände des Wassersportvereins Neptun in Bughof, soll er errichtet werden. Das Stück Wiese neben dem Parkplatz gehört dem WSV.

Wegen der Ausmaße des geplanten Mastes ist im Gegensatz zur Antenne am Buger Berg am Standort Bughof in jedem Fall eine Baugenehmigung notwendig. Der Bauantrag dafür wird nach Aussagen von Stadt-Sprecher Schützwohl derzeit in der Verwaltung der Stadt geprüft. "Wird ein Antrag von der Verwaltung als genehmigungsfähig erachtet, landet die Sache im Bausenat zur Zustimmung der baurechtlichen Genehmigung", erläutert Schützwohl.

Klaus Lachmann, Vorsitzender des Schwimmvereins Bamberg, sieht "der Sache" mit gemischten Gefühlen entgegen, weil das Gelände des Schwimmvereins direkt neben dem des Wasserssportvereins Neptun liegt. Lachmanns Sorge: "Ich befürchte, dass weniger Badegäste kommen und die Mitgliederzahlen sinken, wenn direkt am Parkplatz ein Sendemast gebaut wird."

Beim WSV Neptun nimmt man das Vorhaben gelassener. Vorsitzender Peter Land war nicht zu erreichen, Vorstandsmitglied Hans Arlt erklärte aber: "Ich denke nicht, dass die Schwimmgäste verunsichert werden. Im Vorstand hatten wir keine Bedenken, einen Mietvertrag mit dem Betreiber des Mobilfunkmasten abzuschließen."

Übersicht: Auf der Internetseite der Stadt Bamberg gibt es eine Liste sowie eine Karte zu allen bestehenden Mobilfunkstandorten in Bamberg.