Zwei echte Bamberger Wasserratten
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 12. Juli 2013
Sie haben nichts gegen Sonne und Wärme. Aber echte "Wasserratten" zieht es auch an trüben Tagen und bei unwirtlichen Temperaturen ins kühle Nass. Wir stellen zwei unentwegte Bamberger Schwimmerinnen vor.
"Ich schwimme eigentlich schon immer." Zwei Frauen, eine Antwort. Sie sind das, was die Bamberger "Wasserratten" nennen - Menschen, die ins Freibad gehen, wenn andere noch oder schon wieder warme Jacken tragen: die pensionierte Amtsrichterin Maria Dotterweich-Pollmar und die Anglistin Sandra (sie möchte ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen).
Die beiden Frauen, die einander nicht kennen, frönen der selben Leidenschaft in ganz unterschiedlichen Gefilden.
Die Pensionistin ist jeden Vormittag - "wenn ich keine andere Verpflichtung habe" - im Becken des Schwimmvereins anzutreffen. 90 Minuten lang schwimmt sie auf und ab, bevorzugt in der besonders Gelenk schonenden Rückenlage.
In jüngeren Jahren machte Dotterweich-Pollmar Strecke, hörte erst nach 2,5 Kilometern auf. Die Distanz entspricht 75 Bahnen in dem 33,3 Meter langen Pool.
Sie werde oft gefragt, ob das Hin- und Herschwimmen nicht furchtbar langweilig ist, erzählt die Juristin. Ihre Antwort lautet: "Nein." Schon gar nicht beim Rückenschwimmen: "Ich guck mir die Wolken an!"
Als sie noch Amtsrichterin war, habe sie im Wasser den Kopf frei bekommen und beispielsweise die Beweisaufnahme einer Verhandlung in Gedanken durchgespielt. Im Ruhestand hält sie am Schwimmen fest, weil sie spürt, wie gut es ihrer Gesundheit tut.
Rund ums Jahr im Meer
Das Pensum der Pensionistin nötigt der deutlich jüngeren Sandra Respekt ab. Sie gibt sich keine Zeit oder Strecke vor bei ihren nahezu täglichen Besuchen im Hainbad, macht es von Tagesform und Temperatur abhängig, wie lange sie in der Regnitz bleibt.
Das Naturgewässer muss ihr die See ersetzen. In Bamberg habe ihr einfach das Meer gefehlt: "So bin ich zum
Fluss gekommen."
Das Meer kennt und liebt Sandra von klein auf: Sie ist in Wilhelmshaven an der Nordsee aufgewachsen. Dort geht man offenbar zu jeder Jahreszeit ins Wasser. Ihren persönlichen Kälterekord hat die Wahl-Bambergerin vor Jahren auf Sylt aufgestellt: Das Wasser hatte minus 1 Grad! Das war bei einem "Weihnachtsbaden", angeblich
ein "Spaß" für jung und alt . . .
Auf den Geschmack des ganzjährigen Schwimmens im Meer kam Sandra als Studentin in Irland. Die Akademikerin scheint extrem abgehärtet, frönt ihrem Sport nach eigenen Worten, "so lange das Wasser flüssig ist".
Keine Frage, dass die 11 Grad kalte Regnitz zu Saisonbeginn 2013 sie nicht abgeschreckt hat. Was nicht heißt, dass die Anglistin nicht auch 'mal einen heißen Whirlpool oder die Bad Staffelsteiner Therme genießen kann.
Im "Bambados" trifft man Sandra im Winter gelegentlich, Maria Dotterweich-Pollmar so gut wie täglich. Allerdings schwimmt sie dann weniger ausgedehnt. Die Tarifstruktur, sagt sie, lasse sich mit den gewohnten 90 Minuten nicht vereinbaren.