Zuhause für die Scheßlitzer "Rettungsfamilie"
Autor: Sarah Seewald
Scheßlitz, Mittwoch, 28. Januar 2015
Der Rettungsdienst Scheßlitz hat seine "alte" Wache in "neu" zurück. Nach der Notunterbringung im "Alten Krankenhaus" für knapp eineinhalb Jahre können die Sanitäter jetzt wieder direkt von der Juraklinik zu Einsätzen aufbrechen.
Der entscheidende Unterschied zu einer Wohngemeinschaft liegt wohl darin, dass alle "Mitbewohner" die gleichen Klamotten tragen: weiße T-Shirts oder Pullover und rot-orangene Hosen mit Reflektorstreifen. Neun hauptberufliche Mitarbeiter und 14 Ehrenamtliche teilen sich die Schichten in ihrem Versorgungsbereich und somit auch die Räume in ihrer Rettungswache, die jetzt wieder rechts neben der Juraklinik in Scheßlitz steht. Umkleide, Bad mit Dusche, drei Schlafzimmer, Aufenthaltsraum mit Küche, Fernseher, Sofa... was man eben so zum Wohlfühlen braucht, wenn man während einer 12-Stunden-Schicht auf den nächsten Einsatz wartet.
Zu 1173 Notfalleinsätzen wurden die Mitarbeiter allein im vergangenen Jahr gerufen. Davon war bei 829 Notrufen auch ein Notarzt vor Ort. Zusätzlich übernahmen die Sanitäter vom Roten Kreuz Scheßlitz 742 Krankentransporte. Keinen einzigen Ausfall hat es gegeben - und das, obwohl der Brand im Schwesternwohnheim im Juni 2013 nicht nur die tragische Evakuierung für die Bewohner und den Tod einer Frau, sondern auch die Räumung der BRK-Rettungswache bedeutete.
Rettungswache am Oberend
Während sich die Krankenhausgesellschaft und der Kreisausschuss des Landkreises Bamberg mit der Frage plagten "Abriss oder Kernsanierung?", fanden die Rettungssanitäter im "Alten Krankenhaus" in Scheßlitz eine Notunterkunft. Am Montag vor zwei Wochen, am 12. Januar, war aber Schluss mit Improvisieren. Im Erdgeschoss des kernsanierten Gebäudes sind seit diesem Tag rund 142 Quadratmeter für die Mitarbeiter des Roten Kreuzes Scheßlitz eingerichtet.
Die neue Rettungswache ist größer, neben den Sozialräumen gibt es noch eine Apotheke, die zwei Mal im Monat aufgestockt wird. Außerdem wurde im Zuge der Kernsanierung direkt ein Raum für die Schleuse zur Desinfektion geschaffen - also ein Raum, in dem Gegenstände und Materialien desinfiziert werden können. Auf einem Zettel, direkt neben dem Wochenplan, stehen die exakten Angaben für die richtige "Putzmischung". Auf acht Liter Wasser werden so viel von dem und so viel davon beigemischt... oder in anderen Worten: "Wir sind auch unsere eigenen Putzfrauen. Jeder macht seinen eigenen Arbeitsbereich sauber", erklärt Johannes Arneth. Er ist der Wachleiter in Scheßlitz, erleichtert, dass beim Umzug auch wirklich alles funktioniert hat - und mächtig stolz "auf seine Truppe".
Eine weitere Besonderheit am Oberend: Die neue Rettungswache hat ein separates Notarzt-Appartement. Denn ab dem 1. April wird das Notarzteinsatzfahrzeug rund um die Uhr mit einem Notarztfahrer besetzt. Für die Mitarbeiter der Rettungswache bedeutet das, dass sie drei weitere hauptberufliche Kollegen bekommen. Verständlich also, wenn Landrat Johann Kalb (CSU) von "Arbeitsmarktsicherung, die wir hier betreiben" in seiner Rede spricht. "Wir können gar nicht genug ,Danke' dafür sagen, was hier passiert ist", so der Politiker.
Ähnliche Worte wie diese hört Johannes Arneth mit seinem Team auch immer wieder, wenn der Einsatzmelder mal wieder piepst und sie innerhalb von höchstens 12 Minuten zum Einsatzort fahren: "Es ist schön hier auf dem Land Einsätze zu fahren. Das ist ein anderer Menschenschlag, die Leute hier sind wirklich dankbar."