Frauenhaus in Bamberg bietet Zuflucht vor Gewalt
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Sonntag, 22. Dezember 2019
Auch im Frauenhaus weihnachtet es. Hier finden Leidgeprüfte mit ihren Kindern auch das ganze Jahr hindurch Schutz und Geborgenheit.
Welches Martyrium muss diese Frau in ihrer langen Ehe durchgemacht haben! Bis sie endgültig nicht mehr konnte. Die 81-Jährige floh schließlich vor ihrem prügelnden Mann ins Bamberger Frauenhaus. Blühte dort wieder auf, dank der liebevollen Unterstützung der Mitarbeiterinnen und der Hausgemeinschaft.
"Vom Alter her war diese Frau schon eine Ausreißerin", erklärt Ursula Weidig, die Leiterin dieser Einrichtung in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Das Durchschnittsalter der Frauen, die Schutz vor Gewalt suchen, liege zwischen 30 und 40 Jahren. "Der Bedarf unseres Hauses wächst, das macht fassungslos", sagt Ursula Weidig. So ist sie froh, rund 25 Ehrenamtliche zu haben, die sich rund um die Uhr, Tag für Tag, in der Rufbereitschaft abwechseln. Auch jetzt an den Weihnachtsfeiertagen. Ingrid Gabler ist eine von ihnen, die sich zu diesem Dienst bereit erklärt haben: "Meine Familie steht dahinter", meint sie schlicht zu diesem nicht selbstverständlichen Einsatz. Ingrid Gabler wappnet sich auf Anrufe von der Polizei oder aus der Notaufnahme eines Krankenhauses, auf Bitten von verzweifelten Frauen, Aufnahme im Frauenhaus zu finden. Selbst mitten in der Nacht.
Advent und Weihnachten können eine durchaus belastete Zeit sein. Emotionen kochen hoch. Wenn dann Männer ausrasten, sich nicht im Griff haben, wird es dramatisch für Frauen und Kinder.
Doch nicht nur am Fest der Liebe gerät das familiäre Umfeld in eine traurige Schieflage. Davon können Jasmin (22) und Yvonne (38) berichten, während ihre Kinder von zwei Erzieherinnen betreut werden.
Seit dem Sommer 2019 wohnen sie mit ihren Kindern im Frauenhaus. Offiziell gemeldet beim Einwohnermeldeamt und "nicht in die Obdachlosigkeit abgetaucht, wie manche behaupten", betont Ursula Weidig. Jasmin und Yvonne, die natürlich anders heißen, sind in diesen gemeinsamen Monaten Freundinnen geworden, wie sie sagen. "Ich bin zufrieden hier, das ist viel besser als mein eigentliches Zuhause", so Jasmin, die von ihrem Ehemann oft geschlagen wurde. Und der ihr schlichtweg verbot, eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten zu machen. "Es wird nicht besser, ich kann nicht mehr zurück", blickt die 22-Jährige in die Zukunft, die sie selbstbestimmt in die Hand nehmen will. "Ich möchte mein Leben ändern, in eine andere Stadt ziehen, Kitaplätze für meine Kinder finden und die Ausbildung machen", sagt Jasmin nachdrücklich.
Ihrer beiden kleinen Kinder zuliebe muss Jasmin auch jetzt Kontakt mit ihrem Noch-Ehemann halten: "Es geht um das Sorgerecht". Vier in Teilzeit angestellte Sozialpädagoginnen unterstützen die junge Frau in allen Belangen, auch gerichtlichen. Vor allem Anne Kampling ist als "Pro aktive Beraterin" eine wertvolle Hilfe. "Ich schaue auf die Bedürfnisse der Frauen im Einzelfall", erläutert Anne Kampling ihre Beratungstätigkeit, die sie überwiegend außerhalb des Frauenhauses durchführt. Und zwar in enger Zusammenarbeit mit der Polizei. Wenn diese zu Fällen häuslicher Gewalt gerufen wird, gibt diese die Kontaktdaten der betroffenen Frauen an Sozialpädagogin Kampling weiter. "Ich melde mich bei der Frau, und wir treffen uns in meinem Büro", berichtet sie. Oft hätten die Frauen "keine Kraft mehr, Hilfe zu suchen". Die Hilfe "kommt auf sie zu und überwindet Hürden", so Kampling.
Bei allen Hilfsangeboten - gleich ob ambulant oder im Frauenhaus direkt - "gucken wir immer auf die Ressourcen der Frauen", sagt Hausleiterin Weidig. "Wir betreuen nicht, sondern beraten und fragen, was die Frau möchte. Wir überreden zu nichts." So müsse in Kauf genommen werden, dass etwa 20 Prozent der Bewohnerinnen ihr "Zuhause auf Zeit" verlassen, um zu ihren Partnern zurückzukehren. Da sich die zwischenmenschliche Situation selten zum Guten wendet, kommt so manche Frau wiederholt ins Frauenhaus. Oder nimmt die sogenannte nachbegleitende Beratung in Anspruch.