Zu viel Rathauspropaganda? Neues Amt in Bamberg weckt Befürchtungen
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 25. April 2019
Die Stadt will Pressestelle und Bürgerbeteiligung in einem neuen Amt mit zehn Mitarbeitern zusammenlegen. Doch es gibt Widerspruch aus dem Stadtrat.
Die Schockwellen des Bürgerentscheids vom November 2018 reichten bis in die nicht öffentliche Sitzung des Personalsenats im März. Gegen die Stimme der Bamberger Allianz beschloss an diesem Tag die Mehrheit die Neugründung eines "Amtes für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit" mit immerhin zehn Mitarbeitern. Das Ziel scheint klar: Umstrittene Projekte wie die Schaffung eines Gewerbegebiets in der Bamberger Muna sollen künftig frühzeitig begleitet und durch eine aktivere Form der Bürgerbeteiligung flankiert werden - eine Empfehlung, die in der Vollsitzung des Stadtrats im Mai noch bestätigt werden muss.
"Aufrüstung der Pressestelle"
Die Sache klingt auf den ersten Blick positiv, dennoch gibt es jetzt ein Nachspiel. Dieter Weinsheimer, Chef der Bamberger Allianz, sieht sich durch die geplante Umstrukturierung im Bamberger Rathaus in seiner Einschätzung bestätigt, dass die Stadt unverhältnismäßig viel Geld für die positive Darstellung der Rathauspolitik ausgibt. Er spricht wörtlich von einer Aufrüstung der Pressestelle. Durch sie sollen "in erster Linie die Propagandafähigkeit erhöht und Zusatz- und Beförderungsstellen geschaffen werden".
Tatsächlich ist die Einrichtung eines derart gut ausgestatteten Amts für Pressearbeit und Bürgerbeteiligung nicht selbstverständlich. Nicht viele Städte gleicher Größenordnung kommen auf ähnliche Mitarbeiter-Zahlen. Bayreuth zum Beispiel beschäftigt in seinem Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtkommunikation nur drei Mitarbeiter, Erlangen in der Pressestelle der Stadt fünf.
Doch es ist mehr als nur die Zahl von acht Vollzeitstellen in Bamberg, die die Allianz auf den Plan ruft. Sie wendet sich vor allem deshalb gegen die Umwandlung der städtischen Pressestelle zu einem Presseamt, weil sie der seit 2014 stehenden Haushaltskonsolidierung zuwiderlaufe. "Dem Fußvolk erzählt man seit Jahren, dass kein Geld da ist für Beförderungen oder zusätzliches Personal. Und hier schafft man ein neues Amt und neues Personal."
Doch es gibt auch andere Sichtweisen: Peter Lutz, Leiter des Personalamts, nennt eine Reihe von Gründen für die Umstrukturierung. Das neue Amt im Rathaus habe das Ziel, die Bürger mit ins Boot zu nehmen und frühzeitig über anstehende Projekte zu informieren. Fehler, wie sie bei der Muna gemacht worden seien, sollten nicht wiederholt werden, argumentiert Lutz: "Wir haben bei der Muna gemerkt, dass die Bürger nicht richtig informiert waren. Nun wollen wir aktiv Leistungen anbieten, die es bisher in dieser Form noch nicht gab. Wir wollen erklären, was wir vorhaben, was wir planen, welche Aufgaben die öffentliche Gemeinschaft zu bewältigen hat."
70 000 Euro Bruttokosten
Hört man Lutz, dann sind die Mehrkosten für die Schaffung eines neuen Amtes samt Amtsleitung und Stellvertretung überschaubar. Ins Gewicht fällt die Einstellung einer zusätzlichen Kraft für Bürgerbeteiligung mit rund 70 000 Euro im Jahr. Lutz bezweifelt aber nicht, dass diese Investition sinnvoll ist: "Das sind wir den Bürgern schuldig."
Doch auch die Bamberger Allianz lässt sich nicht von ihrer Kritik abbringen. In ihrem Antrag fordert sie, die mit einem Einstellungsstopp verbundene Haushaltskonsolidierung der Stadt entweder auszusetzen oder sie in wesentlichen Anforderungen anzupassen. Als Grund führt die Fraktion an, dass von 1068 vorhandenen Stellen in der Kernverwaltung in Bamberg zum Juni 2018 nur 1007 besetzt gewesen seien. Es bestehe offenkundig Einstellungsbedarf.