ZOB-Sanierung in Bamberg: 100.000 Euro für erste Planung?
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Donnerstag, 09. Juli 2015
Nach einem Ortstermin fordert der Bausenat Geld für eine Neuplanung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB). In der Diskussion kam immer wieder ein Regionaler Busbahnhof am Bahnhof zur Sprache - der auch unsere Leser beschäftigt.
Es sind deutliche Worte, die Bambergs Baureferent Thomas Beese findet: "Eines Tages fahren die Busse auf Schotter. Wenn wir den ZOB dann über Nacht sperren müssen, ist es zu spät."
Der Baureferent steht auf der Businsel des ZOB, um ihn herum die Mitglieder des Bau- und Werksenates. Sie hören genau zu, als Florian Probst, Leiter Straßen- und Brückenbau beim Entsorgungs- und Baubetrieb, von sichtbaren Fräs-Furchen spricht. Von Wülsten, großen Mulden, Senkungen und Verdrückungen, kurz: Fahrbahnschäden, die jedes Jahr aufs Neue repariert werden müssen.
Die Stadträte hören auch zu, als die Behindertenbeauftragte der Stadt, Nicole Orf, von Stürzen mobilitätseingeschränkter Menschen und einem schlechten oder nicht vorhandenen Blinden-Leitsystem berichtet.
Deswegen verläuft sich auch Elisabeth Seemüller regelmäßig, die mit ihren zwei Blinden-Hunden gekommen ist. Seemüller erklärt, dass sie sich wegen des Verkehrslärms nicht akustisch orientieren könne. Und von der Haltestelle in der Brückenstraße aus habe sie wegen fehlender Anleitung "keine Chance", die ZOB-Insel zu erreichen. "Manchmal frage ich die Busfahrer, ob sie mich hinbringen", sagt die 54-Jährige.
Stadtwerke-Geschäftsführer: Nutzung des ZOB hat sich intensiviert
Peter Scheuenstuhl, Leiter des Verkehrsbetriebes der Stadtwerke, stellt mit Blick auf die rund 28.000 Menschen, die den Busbahnhof täglich nutzen, fest: "Wir können froh sein, dass nicht mehr passiert." Und Stadtwerke-Geschäftsführer Klaus Rubach stellt klar: "Die Nutzung des ZOB hat sich intensiviert. Er wurde kleiner geplant, als der aktuelle Bedarf ist." In den vergangenen Jahren sind nicht nur Schulbus-Haltestellen dazugekommen, sondern auch die Busse der Flusskreuzfahrtschiffe.
"Eine solche Belastung auf den Untergrund hält keine Straße ewig aus", sagt Baureferent Beese anschließend im Sitzungssaal. "Wir müssen uns auf diese Investition vorbereiten." In den nächsten fünf bis sechs Jahren habe der tiefbauliche Zustand wohl seine Grenzen erreicht. Statt nur den Bestand zu erneuern, sei es sinnvoll, ein Gesamtpaket zu schnüren. Eine Generalsanierung, die Barrierefreiheit, Verkehrsführung und Bausubstanz vereint. Damit dies überhaupt einmal planerisch untersucht werden kann, soll der Finanzsenat 100.000 Euro im Haushalt 2016 bereitstellen. Ein Beschluss, der im Bausenat ohne Zustimmung der Grün-Alternativen Liste fällt. Denn: "ROB und ZOB sollen zusammen entwickelt werden!", fordert Ursula Sowa vehement. Ihre Fraktionskollegin Petra Friedrich bezeichnet einen Regionalen Omnibusbahnhof (ROB) am Bahnhof als "Endziel", um den Busverkehr umzuverteilen.
Auch Kommentatoren auf infranken.de äußern sich ähnlich. So schreibt ein User "Reißt endlich das marode Einkaufscenter am Bahnhof ab und baut dort einen anständigen Busbahnhof." Ein anderer findet: "(...) Ob ich am ZOB oder dann am Bahnhof den Bus wechseln muss, ist dann auch völlig wurscht."
Das sieht Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) anders. In Bamberg habe man auch deswegen stabile Fahrgastzahlen, weil man die Leute dorthin chauffiere, wo sie hinwollten - in die Innenstadt. Stadtwerke-Chef Klaus Rubach schlägt in der Sitzung in die gleiche Kerbe: "Ein ROB kann den ZOB nicht entlasten oder gar ersetzen. Das belegen die Zahlen."
Wann ein ROB realisiert werden kann, ist unklar. "Die Bahn ist bisher nicht bereit, uns das Grundstück zu verkaufen - wegen der ICE-Ausbauplanung", merkt der OB an. So fordert Herber Lauer (FW): "Wir können nicht warten, bis ein ROB kommt", und Heinz Kuntke von der SPD findet: "Die zentrale Beziehung eines ÖPNV ist die in die Innenstadt."
Birgit Dietz (CSU) wünscht sich, dass sich der Verkehrssenat noch in diesem Jahr mit dem ZOB beschäftigt, was laut Baureferent Beese durchaus denkbar sei. Möglicherweise steht das Thema dann im September wieder auf der Tagesordnung - im nächsten Senat.