Zirkus Barany: Geschenke fallen heuer aus
Autor: Anette Schreiber
Altendorf, Dienstag, 23. Dezember 2014
Weil es dieses Jahr schlecht gelaufen ist für den Zirkus Barany gibt es keine Präsente. Die kleine Zirkusfamilie braucht Futter für die Tiere.
Geschenke zu Weihnachten - heuer wohl kaum. Dieses Jahr ist schlecht gelaufen. Wenig Einnahmen. Schwarze Schafe der Branche sorgten dafür, dass man in weniger Gemeinden auftreten konnte, als geplant. Ursprünglich gastiert Zirkus Barany in Abständen von um die 50 Kilometer. Heuer waren die Distanzen größer, die Zahl der Auftritte geringer. Montag Anreise und Aufbau, Sonntag Abbau.
Die Familie konnte nur minimal Geldreserven für die Winterzeit aufheben. So fällt das Fest für die sechs Kinder in den fünf Wohnwägen eher bescheiden aus: Ein paar Kleidungsstücke, die ihre Eltern im Sommer günstig erwerben konnten und bis jetzt versteckt hatten. Die Erwachsenen werden einander wohl nur gute Wünsche schenken. Froh wäre man allerdings, wenn man für die Tiere des Zirkus Barany günstig Futter bekommen könnte. Vielleicht geschenkt.
Im Winterquartier
Bis November ist der Familienzirkus aufgetreten und hat seitdem in Altendorf sein Winterquartier aufgeschlagen. 13 Menschen - neben den sechs Kindern im Alter ab 23 Monaten - gehören sieben Erwachsene zu dem Traditionsunternehmen. "Uns gibt es seit dem Jahr 1892", erklärt Juniorchefin Christine Heilig, die den Zirkus zusammen mit ihrem Bruder Alexander managt. Der Schriftzug "Heilig" ziert auch ihren rechten Unterarm. Bis vor einigen Jahren hieß der Zirkus so. "Aber immer mehr Leute hielten uns für eine Sekte", und damit hat man den Namen geändert.
Zirkus "Barany" ist ein Familienzirkus. Das bedeutet einerseits, dass er von der Familie getragen wird und andererseits, dass sich das Programm in der Hauptsache an Familien "mit kleineren Kindern" wendet. "Wir sind ein Mitmach-Zirkus," führt die 27-Jährige weiter aus. Spiele gehören dazu. Während sie als Conferencier am Mikro mit Ehemann und Clown Charlie durchs Programm führt, kommt ihrem Bruder und Chef des Unternehmens Alexander (36) die Rolle des Messerwerfers und Jongleur zu, unter anderem. "Bei uns muss jeder vieles beherrschen, wenn einer mal krank wird, muss er ersetzt werden können." Das Programm, so schildert die redselige junge Frau, weise etwa Seiltanz, Jonglage, Bodenturnen, Feuerspeien, Tauben- und andere Tierdressurnummern auf.
Es gebe "Männer- und Frauensachen". In der Manege wie außerhalb: Kochen ist logischerweise eine Frauensache, die Tiere im Stallzelt auszumisten zählt entsprechend zu den Männersachen. Unter Letzteres fallen auch die Schweißarbeiten am Stallzelt. Allzu lange hält das wohl nicht mehr. Aber bei Kosten von etwa 10 000 Euro ist derzeit an eine Ersatzbeschaffung erst gar nicht zu denken. Da aufgrund der relativ beengten Verhältnisse neben der Altendorfer Feuerwehr - "wir sind froh dass wir hier über den Winter bleiben dürfen" - kein Zelt aufgestellt werden kann, entfällt die Winterarbeit in der Manege: Üblicherweise wird da ein neues (immer 100 Minuten währendes) Programm zusammengestellt. Im Winter besuchen sich Zirkusse gegenseitig, um dazu zu lernen. Heuer ist hauptsächlich Futter-Akquise angesagt.
Futter dringend nötig
"Am wichtigsten ist es uns, Futter für die Tiere zu bekommen", betont die Juniorchefin ein weiteres Mal. Zwar ist die Anzahl der Barany-Tiere vergleichsweise überschaubar: Kamel Iwan, die Esel Pancho und Pumckl, Minipony Sancho, die Zebu-Rinder Zorro und Bella sowie die Ziegen Pinky und Stinky, elf Pfau-Tauben und Hund Jessy. Sie treten meist in der Manege des 300-Personenzeltes auf oder stellen ihre Felle beim Streichelzoo zur Verfügung.
Sie vertilgen jeden Tag ansehnliche Heumengen. "Viele von uns sind mit diesen Tieren groß geworden," erklärt Christine Heilig. Von daher kommt ein Verkauf in der nun schwierigen Phase nicht in Frage. Was bleibt dann? "Betteln." Denn staatliche Unterstützung möchten sie nicht beanspruchen. Die Erwachsenen gehen von Tür zu Tür und fragen nach Spenden. Das koste Überwindung. Dass so mancher nichts geben mag, würde man akzeptieren. Sich aber dann noch blöde Bemerkungen anhören zu müssen, tue weh. Freilich würden die Barany-Leute viel lieber Geld verdienen, als darum zu betteln. Das tun sie im Gegensatz zu anderen übrigens ganz bewusst ohne ihre Tiere, "das wollen wir denen nicht antun."
Wie geht dann Geld verdienen im Winter? "Wir bieten kleine Auftritte an.! Bei Kindergeburtstagen, Familien- und allen anderen Arten von Feiern, zu Fasching, für Schulen, Firmen und, und, und. Man sei da ganz flexibel.
Das bringt der Beruf der Reisenden,wie sich die Zirkusleute selbst nennen, wohl mit sich. Ein harter Beruf. Würde sich Christine Heilig einen anderen wünschen? "Nein." Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. Sie mag die Freiheit, das Reisen, unterschiedliche Orte und Menschen. "Ich führe eine Tradition weiter," sagt sie stolz. Was nicht heißt, dass Söhnchen Liviano nicht einmal die Wahl haben würde. Nicht alle ihre Geschwister sind im Zirkus, einige haben ganz reguläre Berufe, "schließlich gehen wir ja auch zur Schule." Eine Verwandte macht sogar das Abitur. Vermutlich wird ihr einmal das Betteln erspart bleiben - und Weihnachten ohne Geschenke.
Am Ortsende
Wer die Zirkusfamilie unterstützen möchte, findet sie am Ortsende von Altendorf. In erster Linie wird Heu benötigt, Geldspenden aber auch Auftrittsbuchungen würden helfen.
In einer Internetbesprechung heißt es über Barany, einem von knapp 2000 deutschlandweit reisenden Zirkussen: "Es fehlt nicht viel an kleinen Verbesserungen und dieser Circus wäre eine "Puppenstube" alter Circuskunst. Eigentlich zu schade um nur über kleine Städte zu tingeln."
Kontakt zum Zirkus: Handy 0157/704 359 72.