Druckartikel: Ziele der Konversion sind noch nicht definiert

Ziele der Konversion sind noch nicht definiert


Autor: Tim-Niklas Kubach

Bamberg, Montag, 20. Mai 2013

In der Vortragsreihe "Konversion - Chancen für Bamberg" sprach Harald Lang, Leiter des zuständigen neuen Amtes. Es geht immerhin um zehn Prozent der Stadtfläche. Langs Fazit: Der Nutzen kann überwiegen.
Ein Blick in den amerikanischen Teil der Zollnerstraße.


"Der Spannungsbogen ist heute bis zum Reizen gespannt", sagte Mitorganisator Christoph Gatz vom Architekturtreff Bamberg bei seiner Begrüßung zur Vortragsreihe "Konversion - Chancen für Bamberg" vergangene Woche. Etwa 80 Zuhörer waren gekommen, um sich den vierten Teil der Vortragsreihe anzuhören.

Die Aula des Franz-Ludwig-Gymnasiums war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Spannung im Raum war deutlich spürbar. Grund dafür war dieses Mal der Redner: Es sprach Harald Lang, Leiter des neuen Konversionsamts Bamberg. Das Thema: "Konversion in Bamberg - Zwischen Metropolregion und Ort". Franz Ullrich vom Kunstverein fasste in seiner Rede die erwartungsvolle Stimmung zusammen: "Alle Bürger der Stadt haben Hoffnungen, Wünsche und auch Ängste, was da wächst."

Harald Lang wollte mit seinem Vortrag die Situation in Bamberg ein bisschen über den Tellerrand beleuchten: "Es gibt kein Patentrezept, ich glaube das ist die große Überschrift", wiederholte auch Harald Lang noch einmal, wie es schon die Redner in der vergangenen Vorträgen gesagt haben. Es habe sehr viel mit Abtasten und Herantasten zu tun. Auch könne man sich nicht erfolgreiche vergangene Verfahren anschauen, da es seit 2005 ein Gesetz gebe, wonach der Bund alle seine Flächen zum Verkehrswert abgeben muss. Der Leiter des Bamberger Konversionsamts machte aber schon ganz zu Anfang klar, dass die Ziele für die Konversion in Bam berg noch nicht definiert sind. "Das ist Teil des Prozesses, den wir miteinander durchziehen werden", so Lang. Im Moment sei es die Zeit, Fragen zu stellen und Antworten zu finden.


Immenses räumliches Potenzial

Und so zeigte Harald Lang in seinem Vortrag den Ist-Zustand auch im Vergleich mit anderen Standorten auf. "Die Konversion in Bamberg hat ein immenses rein räumliches Potenzial, wir reden hier von fast zehn Prozent der Stadtfläche", erklärte Stadtplaner Lang. Ein Vergleich macht es noch deutlicher: Die gesamte Konversionsfläche beträgt 448 Hektar, was in etwa der Fläche der Altstadt mit 425 Hektar entspricht.

Es wäre wichtig, erklärte Lang, aus den Flächen ein neues Stadtquartier zu bilden, das dann auch attraktiv und qualitätsvoll sein kann. Um dann auch durch Zuzug, durch Dienstleistungen, durch Arbeitsplätze, die bestehende Gesamtstadt sinnvoll zu ergänzen: "Ich sag' immer, in eine Kaserne einziehen wollen die wenigsten gerne", meinte Lang mit einem Augenzwinkern.

Ausführlich stellte der Leiter des Konversionsamts die einzelnen Flächen vor: Flugplatz, Golfplatz, Housing-Area, Schießplatz und Muna. "Wir wissen auch, welche Nutzungen derzeit auf dem Gelände sind", so Lang. Insgesamt sind 48 Hektar Wohnungsbaupotenzial vorhanden, dabei vier Einzelhäuser, 60 Doppelhaushälften, 120 Reihenhäuser sowie Großraumwohnungen, 720 Wohneinheiten, 80 Offiziersapartments und 1800 Ein-Raum-Apartments. In Bamberg sind 2500 Angehörige der US-Streitkräfte stationiert, dazu kommen 4700 Familienangehörige, 430 Zivilbeschäftigte - von denen 280 Ortsansässige sind. Dabei ist auch der Wirtschaftsfaktor nicht zu unterschätzen: So betragen die Leistungen an die örtliche Wirtschaft 34 Millionen Euro pro Jahr, der Leistungsbezug als Vertriebskunde der Stadtwerke Bamberg etwa 5,7 Millionen Euro pro Jahr.

Eine spannende Sache für Bamberg sei auch die große Sporthalle "Freedom Fitness Facility", wie Lang in seinem Vortrag erläuterte. Die Einrichtung aus dem Jahr 2006 entspreche dem amerikanischen Standard: "Eine Einrichtung, die jeder gerne hätte, aber auch keiner gerne betreiben möchte", so der Stadtplaner weiter.

Und er machte auch deutlich, dass es ein Problem sein wird, mit dem man sich beschäftigen muss, wie man nach Abzug mit diesen Einrichtungen umgeht: "Diese Fragestellungen werden uns früher oder später vor die Füße fallen, weil es natürlich schwer vorstellbar ist, dass im Zuge einer Verhandlung über Grundstückspreise, ein ein- bis zweijähriger Leerstand von Immobilien eintritt, die a) neuwertig und b) völlig betriebsbereit und c) auch noch Nutzer hätten", so Lang. Ähnliches gelte auch für das Thema Schulausstattung.


Erkundungen nicht möglich

Ein anderes großes Problem der Planer ist derzeit, dass sie heute keinen Fuß auf das Gelände setzen können. "Die Möglichkeiten, Erkundungen zu machen, sind uns derzeit nicht gegeben. Wir stützen uns auf vorhandenes Datenmaterial, möglichst hohen Wissensstand zu erreichen", erklärt Lang.

Des Weiteren ging der Stadtplaner auch auf den demografischen Wandel ein: "Keiner genau weiß, wie setzt sich die Bevölkerung im Jahr 2020, 2030 in Bamberg zusammen", so Lang. Laut Prognosen wird der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen im Jahr 2030 bei 40 Prozent liegen. Der demografische Wandel muss bei den Planungen stets im Auge behalten werden, es bestehe aber die Möglichkeit, dass Bamberg die Zahl von 70.000 Einwohnern langfristig halten kann, es sei sogar möglich ein kleines Wachstum zu erreichen, erklärt Lang: "Das ist eine große Aufgabe."

Zum Schluss zeigte der Leiter des Konversionsamts noch Konversionsstandorte in Bayern und die Orte mit einer Freigabe ankündigung wie Bamberg, Schweinfurt oder Kaufbeuren (um nur einige zu nennen) auf. "Im Fazit kann man sagen, dass der Nutzen überwiegen kann, das denken sich aber auch viele andere", so Harald Lang über die Bamberger Konversion.


Vortragsreihe

Weitere Termine: Als nächstes wird Prof. Christian Baumgart, Baureferent der Stadt Würzburg, am 13. Juni in der Aula des Franz-Ludwig-Gymnasius über die Konversion in Würzburg sprechen. Die Vortragsreihe endet dann am 10. Juli mit einer Podiumsdiskussion. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.

Veranstalter: Die Vortragsreihe "Konversion - Chancen für Bamberg" ist eine gemeinsame Veranstaltung von Architektur treff Bamberg, Kunstverein Bamberg und Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg. Die Stadt Bamberg hat ihre Kooperation zugesagt.