Zapfendorfs Ex-Bürgermeister arbeitet jetzt in der Karibik
Autor: Sebastian Martin
Zapfendorf, Freitag, 02. Sept. 2016
Der Ex-Bürgermeister hält sich dort auf, wo er einen Teil des veruntreuten Geldes hingeschafft haben soll. Was er dort macht? Seine Antwort: "Arbeiten".
Wo steckt Matthias Schneiderbanger? Das fragen sich derzeit viele in Zapfendorf. Der ehemalige CSU-Bürgermeister war im Mai vor einem Jahr wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er hatte damals um Verzeihung gebeten und deutlich gemacht, dass er alles tun werde, um in Zapfendorf wieder Vertrauen zu gewinnen.
Schneiderbanger ist seit Juni von der Bildfläche verschwunden. Er hält sich ausgerechnet dort auf, wo ein Großteil des veruntreuten Geldes der Gemeinde hingeflossen sein soll: in der Dominikanischen Republik. Das kam auch im Zuge der Gerichtsverhandlung zur Sprache. Schneiderbanger war damals einem Betrüger aufgesessen. Mit unserer Redaktion spricht er nun über seine Beweggründe, dorthin zurückzukehren (siehe unten).
Spekulationen schießen hoch
Sein Abtauchen sorgt derweil in seinem Heimatort für Verwunderung, denn: Bis Anfang Juni sah es nach Reue aus. Schneiderbanger ging wieder bei einem Handwerksbetrieb arbeiten, er versuchte, seine Schulden abzuzahlen. Verkaufte dazu extra einen Bauplatz. Soll so rund 100.000 Euro der 280.000 Euro zurück an die Gemeinde gezahlt haben, die er in seiner Amtszeit und als Angestellter veruntreut hatte. Schneiderbanger wollte das Vertrauen auch als Vorsitzender des SV Zapfendorf wiedererlangen. Er wurde trotz seiner Verurteilung als Chef des mit 800 Mitgliedern größten Vereins im Ort wiedergewählt.Die Spekulationen schießen inzwischen hoch. Manch einer aus dem Gemeinderat munkelt, dass Schneiderbanger gar nicht mehr zurückkommen wird. "Eigentlich erwartet man, dass er den Schaden nach Kräften wieder gut macht und nicht in den Urlaub fährt", empört sich unter anderem der Zapfendorfer CSU-Fraktionsvorsitzende Christopher Rosenbusch. Auch an der Rathausspitze herrscht nicht gerade Freude über Schneiderbangers Abwesenheit. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass Herr Schneiderbanger im Ausland weilt", bestätigt Bürgermeister Volker Dittrich (AfZ) zerknirscht. Nicht nur für ihn hat das Ganze ein Geschmäckle.
Der Marktgemeinderat hat sich bereits in nicht-öffentlicher Sitzung mit der Abwesenheit des Ex-Bürgermeisters beschäftigt. Daraus resultierte auch eine Anfrage beim zuständigen Gericht in Hof, ob Schneiderbanger mit seinem Verhalten gegen Bewährungsauflagen verstoße. Eine Nachfrage in Hof ergab, dass keine Verstöße Schneiderbangers festzustellen seien - im Gegenteil: Er habe bisher alle Auflagen übererfüllt, heißt es dort aus der Pressestelle. Auch Urlaub dürfe er machen.
Und selbst der finanzielle Schaden, der der Gemeinde entstanden ist, ist im Prinzip beglichen. Die offene Restsumme bezahlt die Versicherung. Allerdings steht diese Zahlung laut Dittrich noch aus - ein Großteil des damals veruntreuten Geldes fehlt der Gemeindekasse also weiterhin. Zudem bleibe noch einiges aufzuarbeiten: Es seien im Hintergrund Dinge am Laufen, die noch justiziabel seien, erklärt Bürgermeister Dittrich. Es gehe unter anderem um den entzogenen Beamtenstatus des ehemaligen Bürgermeisters.
Noch einiges zu klären
"Die Höhe der Gesamtforderung durch die Gemeinde ist noch nicht abschließend bekannt", sagt Dittrich. Die Kommune steht derzeit unter anderem vor einem Rechtsstreit mit dem Ortskulturring Zapfendorf, über dessen Konto ein Teil des Geldes geflossen war. Derzeit prüfe die Gemeinde rechtliche Schritte, sagt Dittrich. Es wird um rund 7000 Euro gestritten. Stefan Kabitz vom Ortskulturring sagt, dass dies Geld des Vereins sei - die Gemeinde aber, dass es sich um kommunales Geld handle. Der Rechtsstreit könnte auch Schneiderbanger treffen.Und dann ist da noch die Problematik beim SV Zapfendorf. Der Verein steht vor großen Herausforderungen, auch hier helfe die Gemeinde mit aus und erfülle eine Aufgabe, die eigentlich originär diejenige des Vorsitzenden wäre, erklärt Bürgermeister Dittrich. Denn der SVZ braucht dringend einen neuen Sportplatz, derzeit steht aufgrund der Bahnbaustelle lediglich eine Spielfläche zur Verfügung. Ein Kunstrasen ist ins Auge gefasst, sollte eigentlich im Herbst kommen. Doch das ist illusorisch. Die Verhandlungen mit der Bahn über Ausgleichszahlungen laufen derzeit, der Verein fordert gut 200.000 Euro. Außerdem müssen mit dem Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) Verhandlungen geführt werden, um Zuschüsse von bis zu einer viertel Million Euro für den zirka 600.000 Euro teuren Sportplatz zu bekommen.
Rückkehr im September
Die Zweite Vorsitzende des SVZ, Antje Hohmann, sagt, der Vorstand halte weiter zu Schneiderbanger. Sie stehe in Kontakt mit ihm. "Er lässt den Verein nicht im Stich!" Schneiderbanger arbeite in der Dominikanischen Republik mit und schreibe Mails. Sie habe zu Beginn mitbekommen, dass er weggefahren ist: "Ich wusste es schon, wir haben gleich telefoniert." Was er dort mache, sei allerdings seine Angelegenheit, davon habe sie keine Kenntnis.Schneiderbanger soll wohl Mitte September wiederkommen. Danach wird der SVZ eine Hauptversammlung einberufen. Es geht auch um den Vorsitz. Das Verhältnis zwischen Gemeinderat und dem aktuellen Vereinschef ist offenkundig tief zerrüttet. Bis dahin weilt er knapp 8000 Kilometer entfernt in der Karibik.
Diese Fragen hat die FT-Redaktion Matthias Schneiderbanger per
Mail geschickt - hier seine Antworten:
Können Sie erklären, was Sie in der Dominikanischen Republik machen?
Ich habe hier eine Arbeitstätigkeit aufgenommen.
Wollen Sie dort einen Teil des Schadens wiedergutmachen?
Diese Frage verstehe ich nicht. Hier vor Ort arbeite ich, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ein Schaden existiert nicht.
Wann planen Sie, zurück nach Zapfendorf zu kommen?
Meine Zukunftspläne sind nach meinem Verständnis meine Privatangelegenheit. Es wird in gewissen Abständen, die ich mit meiner Arbeitstätigkeit hier vor Ort abstimmen muss, Aufenthalte in Deutschland und Zapfendorf geben.
Der SV Zapfendorf steht vor schwierigen Aufgaben. Wollen Sie weiterhin Vorsitzender des SVZ bleiben?
Mit den Vorstandsmitgliedern des SV Zapfendorf stehe ich in regelmäßigem Kontakt, so dass eine Änderung des Status in Abstimmung mit den Vorstandsmitgliedern nicht angezeigt ist.