Zapfendorfer gehen erneut an die Urne
Autor: Johannes Michel
Zapfendorf, Mittwoch, 24. Juni 2015
Nach dem Rücktritt von Matthias Schneiderbanger im März wird am kommenden Sonntag ein neues Gemeindeoberhaupt gewählt. Vier Kandidaten stellen sich zur Wahl. Alle schreiben sich groß "Transparenz" auf die Fahne.
Bei der Kommunalwahl im März 2014 wurde auch in Zapfendorf ein neuer Bürgermeister gewählt. Matthias Schneiderbanger (CSU) setzte sich direkt im ersten Wahlgang gegen drei Mitbewerber durch - und trat damit das Erbe von Altbürgermeister Josef Martin an, der 36 Jahre lang Bürgermeister in Zapfendorf war. An der weiteren Entwicklung kam kaum einer vorbei: Im Dezember 2014 wurde Schneiderbanger verhaftet, im März trat er zurück und wurde vor knapp einem Monat wegen schwerer Untreue zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, nachdem er über mehrere Jahre fast 280 000 Euro aus der Gemeindekasse entnommen hatte. Also alles auf Anfang. Am Sonntag wird in Zapfendorf erneut gewählt, und wieder stehen sich vier Kandidaten gegenüber.
Die Themen haben sich seit 2014 kaum geändert. Dennoch gibt es ein Schlagwort, das sich alle Kandidaten auf die Fahne geschrieben haben: Transparenz.
Sein Mitbewerber Stefan Kabitz (Freie Wähler) fordert sogar ein Rederecht für alle Bürger vor dem Marktgemeinderat. So würden "alle Themen, bequeme oder unbequeme, öffentlich beraten".
Für Klaus Lachmann (Zapfendorfer Gemeinschaft) bedeutet Transparenz auch Offenheit: "Ich will die Bürger wirklich mitnehmen und beteiligen. Ich will Menschen dort abholen, wo sie sind - mit ihren Blickwinkeln und Ideen."
Und der Vierte im Bunde, Volker Dittrich (Alternative für Zapfendorf), sieht den künftigen Bürgermeister als "Moderator, Kommunikator und auch Katalysator", der in Bürgerversammlungen und bei Bürgerforen mit den Einwohnern ins Gespräch kommen soll.
Über allem schwebt in Zapfendorf das Thema ICE-Ausbau. Ab Januar 2016 soll mit der Vollsperrung der Bahnstrecke für rund ein dreiviertel Jahr die heiße Phase der Baustelle beginnen.
Für Kabitz, der seit vielen Jahren in der Bürgerinitiative "Das bessere Bahnkonzept" aktiv ist, steht ein "pünktlicher und zuverlässiger Schienenersatzverkehr" im Mittelpunkt. Dittrich möchte die Überwachung des Baufortschritts zur Chefsache machen und nach Abschluss schnellstmöglich die Westtangente, eine Umgehungsstraße für Zapfendorf, umsetzen.
Von Porzner und Lachmann wird eine Behelfsauffahrt auf die A70 bei Scheßlitz genannt, um die Verkehrsströme besser lenken zu können, da auch die A73 bei Breitengüßbach aufgrund des Neubaus einer Brücke höchstens einspurig in jede Richtung befahrbar sein wird. Die Idee einer solchen Behelfsauffahrt kam erstmals bei einem Ortsbesuch der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner im April 2015 zur Sprache und wurde auch in einer späteren Gemeinderatssitzung diskutiert.
Klar wurde schon bei den Nominierungsversammlungen der vier Kandidaten: Allen ist wichtig, dass die "Verfehlung eines Einzelnen" für Zapfendorf insgesamt nicht bestimmend ist. Zapfendorf selbst sehen sie nicht beschädigt. Nach mehreren Monaten ohne ersten Bürgermeister steht die Handlungsfähigkeit im Vordergrund - so manche Entscheidung wie die Planung eines Medizinischen Versorgungszentrum auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei und Gastwirtschaft, das mittlerweile der Gemeinde gehört, wurde aufgeschoben.
Ob sich auch bei dieser Wahl einer der vier Kandidaten direkt im ersten Wahlgang durchsetzen kann? Der Wahlkampf verlief bislang sehr ruhig, die Anzahl der Wahlveranstaltungen hingegen war auf äußerst hohem Niveau - in manchem Gemeindeteil gab es gleich mehrere Versammlungen, durchgeführt von einem Kandidaten. Und natürlich nutzten die Bewerber Feste und Veranstaltungen aller Art, um sich zu präsentieren.
Schneiderbangers Gewinn im ersten Wahlgang 2014 war auf diverse Voraussetzungen zurückzuführen: Er war Mitglied und Vorstand bei mehreren Stammtischen, Vorsitzender des Sportvereins und galt aufgrund seiner Tätigkeit im Rathaus als Experte für die Führung einer Gemeindeverwaltung. All das, und das muss ja nicht negativ sein, können die vier Bewerber diesmal nicht vorweisen. Ob es zwei Wochen später eine Stichwahl geben muss, steht dann am Sonntagabend fest ...
Briefwähler vom Poststreik betroffen
Durch den Poststreik kommen in Zapfendorf nur wenige Briefe beim Empfänger an. Das stellt auch die Gemeindeverwaltung im Vorfeld der Bürgermeisterwahl vor ein Problem: In den vergangenen Tagen haben Bürger ihre angeforderten Briefwahlunterlagen nicht erhalten.
Knapp über 4000 Zapfendorfer sind zur Wahl berechtigt. Gut 500 haben laut Wahlleiterin Angelika Wießmeier die Briefwahlunterlagen beantragt. Zwar seien nicht alle vom Streik betroffen, dennoch habe man reagiert.
Wer seine beantragten Briefwahlunterlagen auch bis einschließlich Freitag, 26. Juni, nicht erhält und dies glaubhaft versichert, kann bis spätestens Samstag, 27. Juni, 12 Uhr, persönlich erneut Briefwahlunterlagen beim Markt Zapfendorf abholen. Der Wahlschein, der mit den ersten Briefwahlunterlagen ausgestellt wurde, wird dann für ungültig erklärt und kann nicht mehr genutzt werden. Dazu hat das Rathaus am Samstag, in der Zeit von 9 Uhr bis 12 Uhr, extra geöffnet.
Auch bei der Rücksendung der Wahlbriefe sollten Bürger den Streik im Hinterkopf haben. Laut Wahlleiterin Wießmeier hat die Verwaltung zwar mit der Post die Absprache treffen können, die roten Wahlumschläge gesondert zu behandeln. Allerdings sei das keine Garantie, dass es nicht doch zu Verzögerungen bei einzelnen Zustellungen kommen könne.
Grundsätzlich muss der Wähler dafür Sorge tragen, dass sein Stimmzettel rechtzeitig im Wahllokal (bis Sonntag, 18 Uhr) ankommt. Das bestätigt das Landratsamt Bamberg als Rechtsaufsichtsbehörde. Sollten Briefe nicht innerhalb dieser gesetzten Frist ankommen, werden die Stimmen nicht gezählt. Rechtlich anfechtbar sei das nicht.