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Zapfendorfer Bürgermeister: vorläufig Job weg, Gehalt halbiert


Autor: Anette Schreiber

Zapfendorf, Montag, 26. Januar 2015

Der Zapfendorfer Bürgermeister Matthias Schneiderbanger (CSU) ist seinen Job los. Vorläufig zumindest ist er des Amtes enthoben, wie die Landesanwaltschaft mitteilt. Schneiderbanger soll knapp 280  000 Euro aus der Gemeindekasse entwendet haben und sitzt in U-Haft. Für die Marktgemeinde ändert sich erst mal nichts.  
Im Bürgermeisterbüro möchte sich Siegfried Bauer erst gar nicht richtig einrichten. Fotos Matthias Hoch


Das heißt, Siegfried Bauer (VU) darf im Rathaus weiterhjn die Suppe auslöffeln, die ihm der Erste Bürgermeister da wohl irgendwie eingebrockt hat. "Meinen Ruhestand hätte ich mir anders vorgestellt!" Siegfried Bauer macht nicht gerade einen erfreuten Eindruck, als Presse im Rathaus auftaucht. Schon wieder. Nach dem Rummel im Dezember hat der Zweite Bürgermeister die Nase voll.

Der Blick zurück: Im März letzten Jahres war der langjährige Verwaltungsmitarbeiter Matthias Schneiderbanger (CSU)  - in das Amt des Ersten Bürgermeisters gewählt worden. Dann im Dezember der Paukenschlag: Er soll knapp 280 000 Euro aus der Gemeindekasse entwendet haben. Der Hinweis kam aus der Verwaltung, wurde überprüft und Schneiderbanger verhaftet. Seit Anfang Dezember sitzt er in Untersuchungshaft. Anfang Dezember wurde Bauer als Zweiter Bürgermeister nicht nur ins kalte Wasser geschmissen, sondern wie er meint "in fast schon gefrorenes". Seinen sicherlich wohlverdienten Ruhestand hätte sich der 63-Jährige anders vorgestellt: Endlich mehr Zeit für die Familie, lange Spaziergänge mit Hündin Fanny. Doch die muss sich weiterhin mit kurzen Runden begnügen.

Gehalt halbiert

Mit weniger Geld begnügen muss sich derweil Matthias Schneiderbanger. Gleich zwei Verfahren hat er am Hals: einerseits das strafrechtliche wegen des unterschlagenen Geldes, andererseits ein disziplinarrechtliches, weil er kommunaler Wahlbeamter ist. Dafür hat das Landratsamt als Dienstaufsichtsbehörde die Disziplinarbefungnis an die Landesanwaltschaft übertragen, wie Gerhard Pfauser mitteilt. Für laufende Verpflichtungen muss Geld zur Verfügung stehen, ebenso für Familie, erklärt Pfauser namens der Landesanwaltschaft. Allerdings hat die ihn nun auch noch des Amtes enthoben, vorläufig. Damit Schneiderbanger, falls er aus der U-Haft entlassen werden sollte, nicht zurück an den Schreibtisch geht. Mit allen weiteren Schritten wird die Landesanwaltschaft warten, bis der strafrechtliche Aspekt geklärt ist.

Was heißt, dass Anklage erhoben und ein Urteil gesprochen, oder Schneiderbanger frei gesprochen ist. Bis dahin ruht das weitere disziplinarische Verfahren. Alles Weiter werde danach geklärt und auch mitgeteilt, heißt es seitens der Landesanwaltschaft. Damit wird es aber noch etwas dauern, "die nächsten Monate entscheidend sein." Das strafrechtliche Verfahren liegt jedenfalls in Händen der für Wirtschaftsdelikte zuständigen Staatsanwaltschaft in Hof. Und in Zapfendorf? Da bleibt alles wie gehabt, und damit Zweiter Bürgermeister Siegfried Bauer ordentlich am Schaffen. Den Ruhestand hatte der sich wie erwähnt ziemlich anders vorgestellt und nicht jeden Wochentag im Rathaus. Dort ist die Schockstarre der Verwunderung gewichen. Man könne immer noch nicht so recht glauben, was sich da zugetragen haben soll.

Auch in der Bevölkerung sei das so, weiß der Zweite Bürgermeister. Der ist indes froh, dass im Rathaus so eine tolle Mannschaft am Schaffen ist, ihn bestens unterstützt. Und Altbürgermeister Josef Martin steht mit Rat und Tat zur Seite bei dem wichtigen ICE-Thema, das er kenne wie kein Zweiter.

Ein wenig erleichterter wäre Siegfried Bauer schon, wenn sich ein Ende der Vertretungszeit abzeichnen würde, wenn der Weg für Neuwahlen frei wäre. Aber dafür bedürfe es wohl eines offiziellen Verzichts auf das Bürgermeisteramt, seitens des Inhabers. Das sei wohl aber eine weitreichende und komplexe Angelegenheit, lässt Bauer anklingen.

Im Bürgermeisterbüro hat er sich erst gar nicht häuslich einrichten wollen. Keine persönlichen Dinge. Nur Pflanzen, die wohl schon lange hier stehen und ein Kalender mit Winterbild. "Ist ja noch Winter", findet Bauer.

Narrische Zeit

"Herr Schneiderbanger" steht im Rathauswegweiser auch noch als 1. Bürgermeister. Ob man ihn dereinst in der Galerie der Ehrenbürger findet wie etwa Amtsvorgänger Martin? Bauer lächelt - und hält sich bedeckt. Er kommt ja kaum zum Verschnaufen: Nach einer ganz und gar nicht besinnlichen Weihnachtszeit hat er gleich in eine narrische gewechselt.
Zumindest die Mottowägen des Faschingszuges dürften mehr als genug Stoff gefunden haben. Bauer lässt sich überraschen und hofft weiter auf lange Spaziergänge mit seiner Fanny und mehr Zeit für seine acht Enkel.