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Zapfendorfer Bürgermeister nimmt nach 36 Jahren Abschied


Autor: Johannes Michel

Zapfendorf, Sonntag, 27. April 2014

Der Zapfendorfer Bürgermeister Josef Martin wurde im Rahmen eines Festaktes verabschiedet. Ganze 36 Jahre lenkte er die Geschicke des Marktes vom Rathaus aus.
Zum Abschied verlieh der Markt Zapfendorf Josef Martin die Ehrenbürgerwürde. Foto: Johannes Michel


"Du bist ein wahnsinnig gewissenhafter Mensch. Wenn man Dich darum bittet, eine Aufgabe zu übernehmen, dann machst Du das mit einer außergewöhnlichen Ernsthaftigkeit. Wenn ich nicht genau wusste: Geht das? Könnte da der Wurm drin sein? - habe ich immer den Josef Martin angerufen und ihn gebeten, mal drüber zu schauen." Landrat Günther Denzler war sichtlich bewegt, als er am Samstag bei der Verabschiedung des Zapfendorfer Bürgermeisters, nach einer Amtszeit von 36 Jahren, sprach.

Eigentlich sollte die Feierstunde im katholischen Pfarrheim stattfinden. Schnell war aber klar: Das würde eng. Allein schon aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements im musikalischen Bereich, etwa im Musikrat des Landkreises Bamberg, bekam die Musik bei der offiziellen Verabschiedung von Zapfendorfs Bürgermeister Josef Martin einen prominenten Platz: Es spielte die Jugendblaskapelle Zapfendorf, der Gesangverein steuerte Lieder bei und die Blaskapellen aus den Gemeindeteilen Lauf, Roth und Unterleiterbach unterhielten zum Schluss. Und so war die Feier in die neue Schulturnhalle verlegt worden.

Doppelfunktion

Auf einen großen Rückblick auf die 36-jährige Amtszeit von Josef Martin wurde bewusst verzichtet. Dies wird der scheidende Bürgermeister selbst bei seiner letzten Marktgemeinderatssitzung am Dienstag, 29. April, vornehmen. Zweiter Bürgermeister Baptist Schütz beschränkte sich daher auf wenige Details und erläuterte beispielsweise Martins Weg von seiner Arbeit im Landratsamt Staffelstein zum Verwaltungsleiter in Zapfendorf und schließlich zum Bürgermeister, wo er in den ersten acht Monaten seiner Amtszeit 30 Gemeinderatssitzungen zu absolvieren hatte.

Dabei hatte sein Vorgänger, Josef Helmreich, bei der Schlüsselübergabe noch gesagt: "Du hast es künftig leichter, die Aufgaben sind im Wesentlichen erledigt, es stehen weniger Probleme an."

"Als Organisator des Unternehmens Gemeinde warst Du in einer Doppelfunktion als Bürgermeister und geschäftsführender Beamter für alles verantwortlich. Auch im Kreistag brachtest Du die Erfahrungen und viel Fachwissen ein", so Schütz in seiner Laudatio weiter. "Aber Dein Körper hat sich auch gewehrt. Zweimal erkranktest Du an Krebs."

Nahtlos leitete Schütz dann zum Höhepunkt der Festveranstaltung über und übergab Martin die Urkunde, mit der er zum Ehrenbürger ernannt wurde: "In Anerkennung und Würdigung seiner herausragenden Leistungen und Verdienste um den Markt Zapfendorf ernennt der Marktgemeinderat seinen langjährigen Bürgermeister Josef Martin zum Ehrenbürger." Ausdrücklich bedankte sich Schütz auch bei Martins Ehefrau Margarete und bei seinen drei Kindern, die über viele Jahre auf Ehemann und Vater an vielen Abenden und Wochenenden verzichten mussten.

Nach der Ehrung gab es noch weitere Programmpunkte: Die katholischen Kindergärten St. Christophorus und St. Franziskus, für die Martin als Beauftragter der Kirchenverwaltung auch weiterhin Ansprechpartner sein wird, verabschiedeten ihn mit dem Oberfrankenlied.

Ruhig und professionell

Der Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn lobte Martins ruhige Art: "Mit Lautstärke und Vorwürfen kommt man meist nicht voran. Deine ruhige Professionalität hat sich, gerade in den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn beim ICE-Ausbau, ausgezahlt."

Freundschaftliche Worte kamen aus der Partnergemeinde Kilstett im Elsaß. "Schon nach unserem ersten Briefwechsel war klar, dass die Partnerschaft zwischen unseren Gemeinden gelingen wird", verlas Francis Laas die Grußworte von Bürgermeister Gabriel Muller, der leider nicht persönlich erscheinen konnte.

Von Bürgermeister Sylvio Krause aus dem sächsischen Amtsberg, wo Martin nach der Wende beim Aufbau der Kommunalverwaltung half, gab es als Geschenk ein Apfelbäumchen - gepaart mit einem Zitat, das Martin Luther zugeschrieben wird: "Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen." Und für Martins Nachfolger im Bürgermeisteramt, Matthias Schneiderbanger, hatte Krause einen Nussknacker aus dem Erzgebirge mitgebracht - schließlich habe er bald sicher viele Nüsse zu knacken.
Neben einigen Vereinen, den Vertretern der Kirchengemeinden und der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier, die etwas später eingetroffen war, wurde Martin zudem vom Schulverbund Oberes Maintal, dem die Schulen in Baunach, Breitengüßbach, Rattelsdorf und Zapfendorf angehören, verabschiedet.


Erlaubni zum Vorrücken

Michael Wild, Rektor aus Baunach, vertrat den Schulverbund und übergab Martin ein Zeugnis mit den Schlussworten: "Die Erlaubnis, in den Ruhestand vorzurücken, hat er erhalten."


Amt nie bereut

Als letzter Redner durfte Martin selbst ans Mikrofon treten. "Bürgermeister zu sein ist eine anstrengende, aber hochinteressante Aufgabe - man kann seine Heimatgemeinde mitgestalten und voranbringen. Mein Einsatz galt immer unserer Gemeinde, ich konnte nie das Rathaus verlassen und einfach den Schalter umlegen. Die Probleme haben mich auch außerhalb beschäftigt", so Martin. "Ich habe es aber nie bereut, das Bürgermeisteramt übernommen zu haben. Es war eine wunderschöne Aufgabe und ich würde es jederzeit wieder tun."