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Christbaum umgesägt: Ist der Vandale von Zapfendorf zurück?


Autor: Sebastian Schanz

Zapfendorf, Freitag, 28. Dezember 2018

Der Ort kommt auch in der Weihnachtszeit nicht zur Ruhe: Die Serie an Angriffen ging in der Nacht auf Heiligabend weiter. Und dass, obwohl doch bereits ein Verdächtiger einsitzt.
Zapfendorf hat seinen Christbaum wieder, wenn auch eine kleinere Version: Es sind die Reste der umgesägten Tanne vor der Kirche. Bernd Eichhorn (links) und Georg Wisocki bringen die Lichter an.  Foto: Sebastian Schanz


Der Zapfendorfer Poltergeist kam in einer stillen Nacht, in einer heiligen Nacht. Mit einer Handsäge hat er den beleuchteten Christbaum vor der Kirche umgesägt. Auf Brusthöhe. Irgendwann zwischen Sonntag und Heiligabend.

Kein Wunder, dass die beiden Rentner, die vor der Kirche stehen, drakonische Strafen fordern. "Hergewackelt gehört der, Tag und Nacht nur Schellen", sagt der eine. "Eine Peitsche wie im Mittelalter", will der andere.

Ein symbolischer Akt - Zapfendorf wehrt sich

Fünf Meter weiter liegen noch die Sägespäne im winterlichen Rasen. Doch vor der Kirche steht wieder ein Christbaum. Der Christbaum. "Das ist das, was noch übrig ist", sagt Georg Wisocki vom Bauhof und drapiert eine Elektrokerze. Die hängt zwar schon, aber es geht um ein schönes Foto, um einen symbolischen Akt. Symbolik ist wichtig in der Weihnachtszeit. Um so mehr schmerzt dieser Wahnsinn.

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Eine Bürgerin aus dem Ortsteil Lauf hatte die Tanne dem Markt gespendet. Weil der unbekannte Täter den Stamm auf Brusthöhe gekappt hat, steht jetzt nur noch ein schmächtiges Bäumlein vor der großen Kirche und ist dem liebevollen Spott der beiden Rentner ausgesetzt. Doch auch sie finden es gut, dass wieder ein Christbaum am Kirchplatz leuchtet.

Von abgesägten Bäumen, verschmierten Kot und Bombenattrappen

Es ist nicht die erste geschmacklose Attacke auf Zapfendorf.Pferdeäpfel im Freibad, Hundescheiße auf Bahnhoftafeln, ein Paket und Zettel mit arabischen Schriftzeichen unter der Autobahnbrücke und am Waldkindergarten, eine Bombenattrappe am Bahnhof: Der Markt wird seit Monaten heimgesucht. Neun Bäume fielen dem oder den Unbekannten schon zum Opfer.

Auch Christbäume wurden in der Vergangenheit schon attackiert. An Weihnachten vor einem Jahr habe jemand Dosenravioli über den Christbaum an der Kirche geschüttet, berichtet Bernd Eichhorn aus der Rathausverwaltung. Auch die Lichterkette wurde mehrfach beschädigt.

Angriff auf Bürgergemeinschaft

"Ich denke, es geht darum, die Zapfendorfer Bürgergemeinschaft anzugreifen", sagt Pfarrer Kurian Chackupurackal und berichtet, dass die Gläubigen nach der Christmette gerne dort am Baum gestanden und sich gefreut hätten. Heuer sei die Stimmung etwas getrübt gewesen, findet er. "Das stört mich." Würde der Geistliche dem Täter die Leviten lesen, wenn er ihn kennen würde? "Ich würde mit ihm reden, um zu verstehen, was in seinem Kopf passiert", antwortet Chackupurackal.

Was in seinem Kopf passiert - das wüssten die Ermittler von der Kriminalpolizei auch gern. Für die Ergreifung des oder der Täter hatten der Markt Zapfendorf und die CSU eine Belohnung ausgesetzt - sie steht derzeit bei 1500 Euro. Im Oktober haben die Fahnder dann wirklich einen Mann gefasst und in einer Einrichtung "untergebracht", wie sie es nennen. Dort ist er bis heute untergebracht. Aus dem Verkehr gezogen. Das Problem für die Ermittler: Die Serie an Vorfällen hörte nicht auf. Der Christbaumfrevel an Heiligabend kann also nicht die Tat dieses einen Verdächtigen sein.

Gibt es also mehrere Täter? Kennen sie sich? Gibt es Trittbrettfahrer? Gibt es einfach mehrere Spinner in Zapfendorf? Wer Wände mit Kot beschmiert und Christbäume umsägt - was geht in so jemandem vor?

"Die Ermittlungen laufen", sagt Jürgen Stadter, Presseprecher am Polizeipräsidium Oberfranken. Im Fall des Christbaumes gegen unbekannt. Und auch das Verfahren gegen den Festgenommenen läuft weiter.

Videoüberwachung ist das Wort der Stunde in Zapfendorf. Doch die rechtlichen Hürden sind hoch - besonders an öffentlichen Plätzen wie vor der Kirche. "Wir sollten eine Wache aufstellen", sagt einer der älteren Männer. In den sozialen Medien wird der Fall ebenfalls diskutiert. Manche Zapfendorfer dachten darüber nach, selbst einen Ersatz aufzustellen, um sich nicht unterkriegen zu lassen.

Zeugenhinweise nimmt die Polizeiinspektion Bamberg-Land entgegen, Telefon 0951/9129-310.