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Wüstensommer in Bamberg: "Langsam wird die Dürre krass"


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 03. August 2015

Das Regendefizit lässt den Grundwasserspiegel in Bambergs Brunnen sinken. Ist der Sommer 2015 der Ausgleich für viele feuchte Jahre? Klimaforscher Johannes Lüers sieht die Neigung zu Extremen und steigender Wärme bestätigt.
Der Mais vertrocknet vor den Toren der Stadt.  Foto: Ronald Rinklef


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Für die Anwohner des Gärtnerlandes ist es zu einer Art Erkennungsmelodie des Sommers geworden - das Zischen der Beregnungsanlagen. 2015 hörte es auf den Bamberger Gärtnerfeldern praktisch nicht mehr auf zu zischen. Nur so können gelbe Rüben und Salat der Hitze eines Ausnahmesommer trotzen, ohne zu verbrennen. "Das kostet viel Geld und macht viel Arbeit", sagt Hans-Jürgen Eichfelder. Der Bamberger Gärtner bewirtschaftet 30 Hektar Land. An eine vergleichbare Trockenperiode kann er sich nicht erinnern.

Und möglicherweise startet der Sommer gerade wieder durch. Die aktuellen Wetterprognosen verheißen kein Ende der Hitze. "Langsam wird die Dürre krass", sagt Eichfelder. Aus den staubtrockenen Bamberger Böden sei auch die letzte Restfeuchte gewichen.


Der Mais ist "so gut wie tot"

Dabei geht es den Bamberger Gärtnern noch gut. Bauern, die nicht mit eigenem Brunnenwasser versorgt sind, müssen machtlos zusehen, wie die Ernte vor ihren Augen vertrocknet. Aktuell ist es der Mais, der leidet, wie die dünnen Pflanzen zeigen, die ihre Blätter fast schon erbarmumungswürdig zusammenrollen, um zu überleben. "Auf den sandigen Böden im Bamberger Land ist Mais praktisch schon tot", sagt Werner Nützel vom Bauernverband. Kreisobmann Heinrich Faatz spricht gar von einem Wüstenklima, das in diesem Sommer bei uns herrscht.

Ganz unrecht hat Faatz damit nicht, wenn man auf die sonnenverbrannten Wiesen schaut, bei denen der zweite Schnitt heuer vielfach ersatzlos ausgefallen ist. Seit Februar wurden in Bamberg nur 175 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Bis auf Januar und Juni lagen alle Monate deutlich unter dem langjährigen Mittel.
Andererseits hält die Statistik auch Beruhigendes bereit. Sie bestätigt, dass sich mit 2015 nur noch die heißen Sommer 2006 und 2003 vergleichen lassen. Und es kann auch nicht davon gesprochen werden, dass Franken austrocknet. Im Gegenteil: Zwischen den wenigen heißen tummelten sich zuletzt auch viele durchwachsene Sommer. Entsprechend groß ist die Schwankungsbreite beim Niederschlag. Die reicht in Bamberg von steppenhaften 435 Litern pro qm im Jahr 1991 bis zu eher an ein Mittelgebirge erinnernde Werte von 867 Litern im Jahr 2010.


39 Grad - und dann Bodenfrost

Für den Bayreuther Klimaforscher Johannes Lüers sind diese Kontraste allerdings eher ein Beleg für die Dynamik, dem der menschengemachte Klimawandel zur Zeit unterliegt. Aus seiner Sicht ist die Neigung zu extremen Ausschlägen, also etwa zu langer Trockenheit ebenso wie zu kurzen Starkregenfällen, in Franken stark gewachsen. Auch Nord-Süd-Wetterlagen wechseln sich nach seinen Beobachtungen mittlerweile recht häufig ab. Mit der Folge, dass auf eine Wetterlage mit 39 Grad wie Anfang Juli das krasse Gegenteil folgen kann - Bodenfrost, wie letzte Woche in Nürnberg der Fall. Insgesamt geht der Trend dem Klimaforscher zu Folge allerdings nach oben. Von 1961 bis 2015 sei die Jahresmitteltemperatur in Oberfranken von sieben auf neun Grad gestiegen - ein gewaltiger Sprung.

Doch es gibt auch gute Nachrichten im Supersommer 2015, der für die einen Hitzestress und für die anderen Dauerbadewetter bedeutet. Die Pegelstände der städtischen Brunnen sind noch weit von einem kritischen Stand entfernt. Selbst wenn der Sommer sich weitere Wochen von seiner besten Seite zeigen sollte, werde sich daran wenig ändern, teilen uns die Stadtwerke Bamberg mit.


Auch der Main hat Niedrigwasser

Gleichwohl hat die Hitze Spuren beim Grundwasser hinterlassen.So ist der Wasserstand der Gärtnerbrunnen in den letzten Monaten um gut zwei Meter gefallen, schätzt Eichfelder. Auch das Landesamt für Umwelt liefert Daten, die nach den vielen trockenen Tagen wenig verwundern. So weisen fast alle im näheren Umfeld Bambergs gelegenen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Werte auf. Und auch der Main bei Kemmern führt mit sieben Kubikmetern pro Sekunde nur noch wenig mehr Wasser als beim Allzeittief 1934 mit drei Kubikmetern : Zum Vergleich: Der sommerliche Mittelwert im Main liegt bei 25 Kubikmetern.