Wolfgang Heyder - Freak-City verliert wohl seinen größten Freak
Autor: Peter Seidel
Bamberg, Montag, 03. November 2014
Der ehemalige Sportdirektor ist nicht mehr für das Jugendprogramm der Brose Baskets zuständig. Über die Gründe wurde Stillschweigen vereinbart. Zu den Infos finden Sie noch einen Kommentar von Sportredakteur Peter Seidel. Er findet, Heyders Demontage auf Raten ist das unrühmliche Ende einer Ära.
Was sich am Wochenende bereits gerüchteweise anbahnte, ist seit gestern Nachmittag Gewissheit: Wolfgang Heyder ist nicht mehr Jugendkoordinator der Brose Baskets. Der sechsfache deutsche Basketball-Meister aus Bamberg teilte in einer kurzen Presseerklärung mit, dass der frühere Sportdirektor, der seit seinem Rücktritt im September auf eigenen Wunsch hin nur noch als Jugendkoordinator für den Verein tätig war, von seinen Aufgaben entbunden wurde.
Wörtlich heißt es: "Die Gesellschafter, der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Brose Baskets haben Wolfgang Heyder mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Leiter des Jugendprogramms entbunden. Über die genauen Gründe haben alle Seiten Stillschweigen vereinbart. Weitere Stellungnahmen wird es vorerst nicht geben."
Heyder war gestern telefonisch nicht zu erreichen. Daher bleiben den Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Es ist davon auszugehen, dass die Brose Baskets das Arbeitsverhältnis mit Heyder einvernehmlich beenden wollen. Gekündigt worden ist dem 58-Jährigen jedenfalls nicht, er ist nach wie vor Angestellter der Brose Baskets.
Der Grund dafür, Heyder von seinen Aufgaben als Jugendkoordinator zu entbinden, dürfte sein, dass er jüngst Vereinsinterna an die Öffentlichkeit getragen hat. So bestätigte er in einem Interview mit der "Main-Post" (Würzburg), dass sich der Aufsichtsrat der Brose Baskets gegen eine Verpflichtung von Steffen Hamann ausgesprochen habe, obwohl Trainer Andrea Trinchieri und Heyder den ehemaligen Nationalspieler unbedingt zurück nach Bamberg holen wollten. Hamann schloss sich nach seinem Abschied von Bayern München letztlich dem ProA-Aufsteiger Bike-Cafe Messingschlager Baunach an.
Im gleichen Interview kritisierte Heyder, dass in der vergangenen Saison Druck von außen kam, der seiner Ansicht nach unnötig gewesen sei. Auf die Nachfrage, ob damit Michael Stoschek, der Aufsichtsratsvorsitzende der Brose Baskets gemeint sei, antwortete Heyder: "Ja".
Es war nicht das erste Mal, dass Heyder auf Distanz zum Aufsichtsrat der Brose Baskets gegangen war. So kritisierte er Ende Mai öffentlich die Entlassung von Trainer Chris Fleming nach dem enttäuschenden Verlauf der vergangenen Saison. Für ihn selbst war das damals der Grund, von seinem Posten als Geschäftsführer der Brose Baskets zurückzutreten. Nachdem mit Trinchieri ein neuer Trainer gefunden und die Mannschaft für diese Saison zusammengestellt war, trat er, wie angekündigt, auch von seinem Posten als Sportdirektor zurück.
Unrühmliches Ende einer Ära - ein Kommentar von Peter Seidel
Fast 16 Jahre lang hat Wolfgang Heyder mit viel Fachwissen und Herzblut an vorderster Front gekämpft. 1999 ist er als Geschäftsführer bei TSK Universa Bamberg eingestiegen, als der Bundesliga-Basketball in Bamberg kurz vor dem Aus stand. Es folgte eine nicht für möglich gehaltene Erfolgsgeschichte: sechsmal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger: Unter Heyder und seinen verschiedenen Mitstreitern wie Sabine Günther, Norbert Sieben oder Hannes Kemmer - und nicht zuletzt auch dank der Firma Brose - blühte der Basketballsport in Bamberg so leuchtend auf wie nie zuvor.
Von daher ist es schade, dass die Ära des erfolgreichsten deutschen Basketball-Managers des letzten Jahrzehnts in Bamberg so unrühmlich zu Ende zu gehen droht. "Freak City" verliert wohl seinen größten "Freak".
Aber: Seine Demontage auf Raten bei den Brose Baskets hat der erfolgreiche Manager ein Stück weit auch provoziert. Heyder und der Bamberger Basketball in der Ära Brose - das passte einfach nicht mehr zusammen.