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Wohnungsmangel in Bamberg - wird nun alles gut?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 27. August 2018

Wohnungen in Bamberg sind teuer geworden. Nun steuert die Stadt mit einer Wohnbauoffensive dagegen. Kann das funktionieren?
Eines von vielen Bauprojekten in Bamberg, die  sich derzeit in der Verwirklichung befinden: Ulanenpark in der Wunderburg.   Foto: Ronald Rinklef


Seit Jahren wird in Bamberg über den steilen Anstieg der Wohnungspreise lamentiert. Vor allem junge Familien und Geringverdiener gelten als Verlierer dieser Entwicklung. Ist der Eindruck, dass in Bamberg Wohnungsnot herrscht, dennoch übertrieben?

Ein Bericht im Bausenat könnte die Vermutung wecken, dass die Lage möglicherweise besser ist als ihr Ruf. Denn glaubt man dem Rathaus, fällt die Bilanz gar nicht so schlecht aus, wie sie bisweilen dargestellt wird. "Es ist gelungen, 6000 Einwohner im Innenbereich anzusiedeln. Darauf können alle im Stadtrat stolz sein", sagte Bambergs Baureferent Thomas Beese in der Sitzung, die sich eines brisanten Themas annahm: Tut Bamberg genug gegen den Wohnungsmangel? Und tut die Stadt das Richtige?

Prognosen zu Einwohnerzahl in Bamberg erweisen sich als falsch

Sicher ist aus heutiger Sicht vor allem eins: Die Prognosen, die Bamberg noch zu Beginn des Jahrzehnts eine stabile Einwohnerzahl von 70.000 vorhersagten, haben sich als Schall und Rauch erwiesen. Die Stadt wuchs seit 2014 um teils weit über 1000 Einwohner pro Jahr; neue Arbeitsplätze entstanden; viele Menschen kamen im Zuge der Flüchtlingswelle nach Bamberg. Auch sie sorgen dafür, dass günstiger Wohnraum knapp geworden ist.

Viele Investoren wollen sich in Bamberg engagieren - auch an schwierige Standorten

Doch am Geld scheint es nicht zu mangeln: Das Interesse von Investoren und Wohnungsbau-Unternehmen, sich in Bamberg zu engagieren, ist so hoch, dass "auch schwierige und verfahrensaufwändige Standorte entwickelt wurden", wie Beese erklärt. Es habe kein Acker umgegraben werden müssen.

Manche der im Bau befindlichen Vorhaben in Bamberg haben auf diese Weise aber auch eine längere Vorgeschichte hinter sich. Jahre dauerte etwa die Umsetzung des Ulanenparks. Doch es geht aufwärts. Derzeit taxiert die Stadt die im Bau befindlichen Projekte von der Erba-Insel bis zum Katharinenhof an der Nürnberger Straße auf 400 Wohneinheiten. 200 weitere sollen demnächst in Angriff genommen werden. Die Stadt geht deshalb davon aus, dass für die nächsten zwölf Monate der Wohnungsneubau für 1000 Neubürger gesichert ist.

1040 Wohnungen in Planung

Noch größer als das demnächst auf dem Wohnungsmarkt gelangende Angebot ist die so genannte Wohnungsreserve. Zählt die Stadt alle Einheiten zusammen, die in irgendeiner Form im Genehmigungsverfahren stecken, addiert sie zudem alle Baurechte, die aus rechtskräftigen Bebauungsplänen erwachsen und über laufende Bebauungsplanverfahren gute Aussichten auf Realisierung haben, dann ergibt sich eine Summe von 1040 in der Planung befindlichen Wohnungen. Dabei geht es um Projekte wie die Mittelbachstraße, das Megalith-Gelände oder die Offiziershäuser in der ehemaligen US-Kaserne. Die derzeit diskutierten Projekte in der Lagardekaserne sind in dieser Zahl noch nicht enthalten.

Wohnung mieten in Bamberg: Angebote auf immo.inFranken.de

Alles in bester Ordnung also in Bamberg? Franz-Wilhelm Heller, Sprecher der CSU, sah sich durch die Darstellung der Verwaltung in seiner Sicht bestätigt. "Entgegen der ständigen Unkenrufe wurde in Bamberg seit vielen Jahren sehr viel Wohnraum geschaffen" - eine These, die auch Daniela Reinfelder (BuB) vertrat. Hört man die beiden, dann tragen auch hochpreisige Wohnungen zur Entspannung bei: Weil ältere Wohnungen frei werden und die Nachfrage sinkt.

SPD und Grüne: Mehr bezahlbarer Wohnraum im mittleren und niedrigen Bereich

Eine gemischte Bilanz zog SPD-Sprecher Heinz Kuntke. Es tue sich viel in Bamberg, doch er hielt auch fest, dass vor allem hochpreisige Angebote dazugekommen seien. Bund und Land hätten sich aus dem sozialen Wohnungsbau weitgehend verabschiedet. Das müsse sich ändern. "Wir brauchen Angebote im mittleren und niedrigen Bereich."

In diese Forderung stimmten auch Bambergs Grüne ein: "Die Struktur des Wohnungsmarktes ist in Bamberg in Schieflage geraten", konstatierte Ralf Dischinger. Es müsse einer breiten Schicht von Menschen der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum ermöglicht werden. Doch auch er ließ offen, wie das gelingen könnte.

Kommentar des Autors: Späte Aufholjagd

Endlich kommt der Wohnungsbau in Bamberg in die Gänge. Aber es ist eine späte Aufholjagd, und es ist fraglich, ob der über Jahre hinweg aufgebaute Mangel so schnell abgebaut werden kann, dass das Ergebnis zu mehr sozialem Ausgleich führt.

Denn noch immer gibt es keine Antwort auf die Frage, wie Wohnen für breite Schichten der Bevölkerung erschwinglich gehalten werden kann.

Es fehlt ja nicht an Luxuswohnraum oder solchem, der sich dafür ausgibt. Der Bedarf an Wohnungen für Bürger, die selbst Eigentum erwerben wollen, um nicht im Alter teuer mieten zu müssen, ist riesengroß. Heute rächt sich, dass die Politik im Bund, im Land und auch in der Stadt das Thema Wohnungsbau zu lange ignoriert, mit Auflagen überfrachtet, allein dem Markt überlassen oder gar künstlich verknappt hat.

Erinnern wir uns: Noch im April 2014, ein Jahr vor der Flüchtlingskrise, wurde in Bamberg ernsthaft über den Abbruch der kompletten Flynnsiedlung diskutiert, heute als Aufnahmeeinrichtung Oberfranken bekannt.

Man wollte glauben machen, Bamberg brauche diese Wohnungen nicht. 2014 wurde über den Abbruch der Flynn-Siedlung nachgedacht.

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