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Wohnhaus an der "Tabakscheune": Einzug 2017?


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Freitag, 13. November 2015

Im Frühjahr soll mit der Sanierung des Wohnhauses begonnen werden, das zur sogenannten Tabakscheune gehört. Das Anwesen ist Eigentum einer Stiftung der Stadt und soll vermietet werden.
Das Denkmal-Ensemble zwischen Weide und Graf-Stauffenberg-Platz: Die sogenannte Tabakscheune (rechts) mit angegliedertem Wohnhaus. Foto: Ronald Rinklef


Die cremefarbene, freistehende Badewanne mit den geschwungenen Füßen ist noch an ihrem angestammten Platz im oberen Badezimmer. Unten, im Erdgeschoss, hängt zerfledderte Tapete von den Wänden, die von hellen Baustellenstrahlern angeleuchtet werden. Tageslicht gibt es hier keines, denn die Fenster sind verrammelt.
Trotzdem lässt sich erahnen: Die Familie, die einmal in das Wohnhaus mit der Adresse "Nebingerhof 25" einziehen wird, wird in einem hellen Altbau mit hohen Decken und großen Fenstern leben. Allerdings: nur zur Miete. Das Anwesen zwischen Weide und Graf-Stauffenberg-Platz gehört der Edgar Wolf'schen Stiftung, die von der Stadt Bamberg verwaltet wird.

Stiftungs- und zugleich städtischer Finanzreferent ist Bertram Felix, der vor Ort in Aussicht stellt: Im Frühjahr 2016 wird voraussichtlich mit den Sanierungsarbeiten begonnen, 2017 könnte das Wohnhaus bezogen werden.



Wohnhaus im "Schweizer Stil"

Es stammt aus dem Jahr 1850 und ist eines der wenigen Bamberger Bauwerke im sogenannten Schweizer Stil, der im 19. Jahrhundert in Mode war. Es wurde nachträglich an die "Tabakscheune" angebaut, die rund 50 Jahre älter ist und mit ihren fünf Ebenen das eigentliche Wohnhaus überragt. Zu ihrem Namen kam die Scheune, weil sie von 1820 bis 1943 der Tabakfabrikation Raulino als Trockenraum und Lager diente.

Das Gebäude könnte später erneut als Lager dienen, eventuell aber auch "höherwertig genutzt" werden, so Felix. Zunächst soll aber der Leerstand des Wohnanwesens beendet werden. Architekt Stephan Gleisner beschrieb dessen Zustand bei einem Ortstermin mit dem Bau- und Werksenate als "nicht sehr gut".

Man habe das Wohnhaus genau untersucht, etwa auf Schimmelpilz- und Insektenbefall. Am meisten fällt jedoch die Statik des Einzeldenkmals ins Gewicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Laut Gleisner gibt es größere Schäden an den Holztragwerken, da das Dach lange Zeit undicht war. Tragende Elemente seinen bis zu 80 Prozent beschädigt. "Die Decke muss zu 100 Prozent ausgetauscht werden", stellte der Architekt fest.

Der Dachstuhl müsse erst ab-, und dann wieder komplett neu aufgebaut werden - in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Beim Streifzug durch das Gebäude fallen außerdem lange Zuganker auf, die die Wände notdürftig zusammenhalten (siehe Foto).

Auch draußen hat das Wohnhaus Schaden genommen, speziell am Sandstein und den Balken. So wurde ein sogenannter Mittelrisalit - ein Vorsprung in der Fassade - bereits abgenommen und eingelagert.


Eine Million für Sanierung

Bertram Felix schätzt die Kosten für die Sanierung auf etwa eine Million Euro. 400 000 Euro werden gefördert, den Rest zahlt die Wolf'sche Stiftung als Eigentümerin. Wer in rund zwei Jahren einziehen darf, wird laut Felix der Finanzsenat entscheiden - "damit nicht der Eindruck entsteht, jemand werde begünstigt." Der Finanz- und Stiftungsreferent merkt an: "Wir möchten die Sanierung von solch herausragenden Einzeldenkmälern beizeiten in der Öffentlichkeit kommunizieren."