Wo die "Großkopferten" logierten
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Dienstag, 26. Juli 2016
Im 18. Jahrhundert beherbergte das Gasthaus der Brauerei Großkopf Prominenz bis hin zum "Soldatenkönig". Ein Besitzer wurde zum Opfer der Hexenprozesse.
Zurück blieb nichts als der "große Kopf": Allein der außergewöhnlich gestaltete Ausleger erinnert in der Oberen Königstraße 5 noch an die Brauerei Großkopf, die hier im 16. Jahrhundert entstand und aus Bamberg in den Zwanziger Jahren wieder verschwand - samt dazugehöriger Sommerwirtschaft in der Unteren Sandstraße. In unserer Serie "Bambergs vergessene Brauereien" aber lebt die Geschichte des Hauses auf, die nicht zuletzt vom tragischen Schicksal eines Mannes erzählt, den man im Zuge der Hexenverfolgungen ermordete.
Zurück zu den Anfängen der Brauerei, die ein Litzendorfer Braumeister 1541 gründete: Hans Großkopf, der das Anwesen "Zur Bürsten" um eine Braustätte erweiterte, wie Christian Fiedler für "Bamberg - Die wahre Hauptstadt des Bieres" recherchierte. Auch das Wirtshaus, das Großkopf eröffnete und mit frisch gebrautem Bier versorgte, florierte, wuchs und gedieh.
Bamberg als Ort des Schreckens
Als der geschäftstüchtige Litzendorfer starb, lebte seine Brauerei unter dem Namen Großkopf bei neuen Eigentümern weiter. Darunter Jacob Staudt, der im 17. Jahrhundert in einen Hexenprozess verwickelt wurde. Bamberg war zu jener Zeit ein Ort des Schreckens. Von weit her kamen die Menschen, um "Hexen" brennen zu sehen: Männer und Frauen, die denunziert und im Drudenhaus der heutigen Franz-Ludwig-Straße von Folterern zu falschen Geständnissen gezwungen wurden. Was sicher auch Jacob Staudt erlebte, der hier eingekerkert war und zum Opfer der Inquisition wurde: wie 883 weitere namentlich bekannte Menschen aus dem Hochstift, deren Schicksal über die noch heute existierenden Prozessakten belegt ist. "Am 8. Februar 1628 verfügt Staudt letztwillig über seinen Nachlass", schreibt Christian Fiedler.
"Selbst großzügige Schenkungen an die Klöster bewahrten ihn aber nicht vor dem gewaltsamen Tod."Wie ging's mit der Brauerei Großkopf weiter? Das Anwesen wurde im Dreißigjährigen Krieg zur Ruine - von kaiserlichen Truppen niedergebrannt. Und später wieder aufgebaut: Mitte des 18. Jahrhunderts war "der Großkopf" eine der renommiertesten Herbergen der Stadt. Die Prominenz jener Jahre wählte die Obere Königstraße 5 als Quartier, darunter der Prinz von Fürstenberg und Prinz August Wilhelm Markgraf von Baden Baden. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen hielt Christian Fiedler zufolge während einer Reise nach Ansbach im "Großkopf" eine Audienz. Vom Fenster aus nahm der "Soldatenkönig" eine Parade der Grenadierkompanie ab und lud die "Kavaliere" danach zu Tisch.
Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein brauten noch viele Bamberger in der Oberen Königstraße 5. Erst nach dem Ersten Weltkrieg und der darauf folgenden wirtschaftlichen Depression endete diese Tradition. Johann Baptist Baumann war der letzte Braumeister im "Großkopf". Er starb 1929.
Enkelin erinnert sich
Die Gaststätte "Großkopf" aber lebte noch einige Jahre weiter, wie uns Dorothea Geisler berichtete: "Meine Großeltern führten sie als Pächter in den 30er Jahren", erinnerte sich die mittlerweile 81-jährige Enkelin von Dorothea und Hans Laumer. Das Paar feierte im Hof des Gasthofs auch seine Hochzeit. "Tanten und Onkels von mir unterhielten damals gern die Gäste als Schrammel-Quartett mit Schnaderhüpfln."Der Großkopf-Keller am Hang des Klosters Michaelsberg diente während des Zweiten Weltkriegs übrigens noch als Schutzraum bei Fliegerangriffen. Mehr dazu finden Interessenten bei Facebook unter "Bamberg, die wahre Hauptstadt des Bieres".