Wo bleiben die Frauen in der Landkreispolitik?
Autor: Hans Kurz
Bamberg, Donnerstag, 20. März 2014
Nach den Kommunalwahlen hat sich der Frauenanteil in den Gremien und Rathäusern im Landkreis Bamberg nur geringfügig erhöht. Durch Kumulieren und Panaschieren haben die Wähler eifrig zur bleibenden Dominanz der Männer beigetragen.
Auch wenn künftig im Bamberger Kreistag zwölf statt zuletzt neun Frauen sitzen und die Zahl der Bürgermeisterinnen im Landkreis sich von drei auf vier erhöht, vielleicht nach der Stichwahl in Lisberg sogar auf fünf: Politik - und vor allem Kommunalpolitik - wird immer noch von Männern dominiert. 48:12, 31:4 - die Ergebnisse der Kommunalwahlen sind eindeutig.
Schuld an dieser Situation sind nicht nur die Parteien, in denen im internen Machtgerangel mit männlichen Hahnenkämpfen Frauen oft den kürzeren ziehen. Schuld sind auch die Wähler - von denen schließlich rund die Hälfte Wählerinnen sind. Eine Analyse der Kreistagswahl macht das deutlich.
Und das Ergebnis lässt sich - wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt - auf alle Gemeinde- und Stadtratswahlen übertragen.
Grüne sind die Ausnahme
Schon der Blick auf die Kandidatenlisten offenbart eine der Ursachen. Vorneweg in Sachen Männerdominanz marschieren die Freien Wähler, die ihren Wählern und Wählerinnen den geringsten Anteil an weiblicher Kompetenz angeboten haben. Nur sieben Frauen fanden sich auf der Liste von 60 Kreistagskandidaten der FW/ÜWG, die erste davon auf Platz 15. Acht Sitze konnte die FW/ÜWG dieses Mal im Kreistag erobern, drei mehr als bei der letzten Wahl. Sie werden ausschließlich von Männern besetzt.
Das Gegenbeispiel sind die Grünen. Schon 2008 waren drei ihrer vier Kreisräte Frauen. Jetzt ist mit dem fünften Sitz für Andreas Lösche die Quote zwar gesunken, aber das Wahlergebnis spiegelt die Grün-AlternativenListe wider. Bis Platz 26 wurde hier das Wechselprinzip eine Frau, ein Mann durchgehalten. Danach wurden auch bei den Grünen die Kandidatinnen etwas knapper. Immerhin waren es schließlich 22 von 54.
Dass Listenplätze allein aber noch nichts über den Zustand einer Partei aussagen, macht das Wahlergebnis der SPD deutlich: Bis Listenplatz 16 schafften es die Sozialdemokraten mit der Frauenquote - allerdings in der Reihenfolge ein Mann, eine Frau. Am Ende stand es dann doch 44:16 für die männlichen Kandidaten.
Das tatsächliche Wahlergebnis des SPD stellt sich dann nochmals ganz anders dar: Auf neun von zehn Sitzen werden Männer Platz nehmen. Die Wähler - und Wählerinnen - haben es anders gewollt als die Partei. Waren 2008 noch drei SPD-Kreisrätinnen angetreten, schaffte diesmal nur Patricia Hanika den Sprung in den Kreistag. Sie war auf Platz 2 der Liste gesetzt und kam in der Rangfolge nach Wählerstimmen gerade noch auf Platz 7. Die noch amtierende Kreisrätin Renate Neubecker stand auf Platz 4. Sie wurde auf Platz 12 zurückgewählt - überholt von sieben Männern. Weitere Beispiele: Yasmin Birk (6) nicht gewählt, Markus Zirkel (7) gewählt, Susanne Bonora (8) nicht gewählt, Carsten Joneitis (9) gewählt, Michaela Holstein (10) nicht gewählt, Max-Dieter Schneider (11) gewählt, Dagmar Raab (12) nicht gewählt, Wolfgang Heyder 13 gewählt...
Keine Bürgermeisterkandidatin
Zugunsten der Wähler lässt sich anführen, dass sie sich auf vertraute Namen, also die der bekannten SPD-Bürgermeister verlassen haben. Zuungunsten der SPD muss die sich fragen lassen, warum sie zwar 16 Kreistagskandidatinnen aufstellen konnte, aber bei 13 Bürgermeisterkandidaten keine einzige Frau dabei war.
Nicht ganz so extrem zeigt sich das Phänomen des Zurückwählens von Frauen bei der CSU. Doch auch hier ist die Tendenz die gleiche. 15 Kandidatinnen hatte die CSU auf ihrer 60er-Liste. Sechs Frauen schafften den Sprung in den Kreistag. Anneliese Göller auf Platz 2 der Liste erhielt immerhin die viertmeisten Stimmen, Maria Beck auf Platz 5 kam als siebte auf der CSU-Liste ins Ziel, Helga Geheeb wurde von den Wählern vom siebten auf den elften Platz zurückgestuft, Marion Link von Platz 9 auf 13. Um je acht Plätze rutschten Sabina Sitzmann-Simon (13 auf 21) und Andrea Weigler (19 auf 27) zurück. 27 Kreisräte wird die CSU im neuen Kreistag stellen. Martina Bartl auf Platz 25 und Angelika Saffer auf Platz 27 der Liste angetreten sind nicht dabei.
Der Bürgerblock hatte nur zwölf Kandidatinnen nominiert. Doch die BBL-Kandidatinnen auf den aussichtsreichen Plätzen nutzten den Bürgermeister- und Bekanntheitsbonus. Sigrid Reinfelder verbesserte sich sogar von Listenplatz 4 auf 3, Gisela Hofmann kam als zweite auf der Liste als vierte in den Kreistag. Hier macht sich ein weiterer Faktor für das Kreistagsergebnis bemerkbar, das durch die Möglichkeit des Kumulierens und Panschierens erst in dieser Form möglich wird: Kandidaten aus größeren Gemeinden haben einen klaren Vorteil gegenüber Kandidaten aus kleineren. Denn viele Wähler machen ihre Kreuze bei der Kreistagswahl unabhängig von der politischen Ausrichtung prinzipiell bei den Kandidaten aus ihrem Wohnort.