Wo Bedürftige günstig einkaufen können: Josefslädchen in Bamberg braucht dringend neuen Transporter
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Montag, 23. Dezember 2019
Das Bamberger Josefslädchen braucht dringend einen neuen Transporter. Menschen mit wenig Geld bekommen in diesem besonderen Geschäft erschwingliche Lebensmittel. Die Kunden stehen dafür auf der Straße Schlange.
Fünf vor eins herrscht ganz kurz Ruhe vor dem Ansturm. Brigitte Herold rückt das Gemüse ein letztes Mal zurecht, Anne Wild verteilt noch etwas Obst im Regal, Marianne Bach verschafft sich einen abschließenden Überblick. Dann verliest Silvia Emmert die Nummern der ersten sechs Berechtigungskarten.
Sofort betreten fünf Frauen und ein Mann das Josefslädchen. Hochkonzentriert und fast ohne ein Wort nehmen sie die Regale ins Visier. Nur einen Einkaufskorb dürfen sie jeweils füllen, daher wählen sie jeden Gegenstand mit Bedacht. Konservendosen, Obst, Gemüse und Backwaren sind besonders begehrt. "Wir schauen schon drauf, dass nicht eine Kundin drei Päckchen Lachs nimmt und dann für die anderen nichts übrig bleibt", erläutert Emmert.
Josefslädchen in Bamberg: Bedürftige stehen draußen Schlange - und es werden immer mehr
Mehr Bedürftige dürfen in der ersten Runde nicht hinein, um in den knappen Räumlichkeiten einen geordneten Einkauf zu ermöglichen. Draußen stehen noch zehn weitere Menschen und es werden minütlich mehr. An manchen Tagen wollen 50 Bedürftige im Josefslädchen einkaufen, höchstens zweimal in der Woche dürfen sie kommen. Ein Farb- und Lossystem sorgt dafür, dass nicht immer die Gleichen als Erste in den Laden dürfen.
Eine Rentnerin ist mittlerweile mit einem gut gefüllten Korb bei Emmert angekommen. Die Koordinatorin nimmt alle Waren kurz in Augenschein und verlangt dann symbolische sieben Euro - die sich jedoch am tatsächlichen Warenwert orientieren.
Wenn Kunden ihre Einkäufe abgeschlossen haben, werden die nächsten hereingerufen. Wie Christof L. (Name geändert), der auch schon eine ganze Weile in der Kälte steht. Der Familienvater ist 2002 arbeitslos geworden, da war das dritte Kind gerade unterwegs.
In seinem erlernten Beruf hat er seitdem keinen Job mehr gefunden. L. musste lernen, mit deutlich weniger Geld über die Runden zu kommen. "Es ist gut, dass es das Josefslädchen gibt. Die Auswahl ist gut und es hat was von richtigem Einkaufen", sagt der Bamberger. Auch er blickt konzentriert in die Regale und wählt bewusst aus. "Ich hole Gemüse und Brot, hier ist es billig", sagt eine junge Mutter mit russischem Akzent.