WM: Männer fiebern extremer mit als Frauen
Autor: Corinna Tübel
Bamberg, Freitag, 27. Juni 2014
Harte Zeiten für Frauen: Die Fußball-WM hat scheinbar endlos viele Spiele. Wie fiebern weibliche Fans und Nicht-Fans mit?
Saskia Jakob, 27 Jahre, schaut sich grundsätzlich alle Deutschland-Spiele an und gelegentlich auch andere Partien - wenn es zeitlich gerade passt oder sie in einer Kneipe oder einem Restaurant nebenbei laufen. "Ich schaue Fußballspiele immer mit Freunden an, entweder beim Public Viewing oder eben zu Hause beim Grillen."
Freunde: Die sind weiblich und männlich. Gibt es Unterschiede beim "WM-Gucken"? "Ja, die Jungs fiebern extremer und sind noch geknickter, wenn die eigene Mannschaft verliert", findet die Studentin der Betriebswirtschaftslehre. Sie trinkt in der Fan-Gemeinschaft meist Bier, manchmal aber auch Sekt oder komplett alkoholfrei - je nachdem, wie der Abend anschließend noch geplant ist oder sie am nächsten Tag arbeiten muss. Saskias Alternativprogramm für "Nicht-Fans" besteht darin, einfach Alltägliches zu tun, wie sonst auch, das heißt sich mit Freunden draußen oder in Kneipen treffen.
Während WM toleranter sein
Dass die WM-Euphorie Krisen in so manche Beziehung tragen kann, glaubt sie nicht: "Höchstens, wenn die Partner für gegnerische Mannschaften sind, aber ich vermute eher selten." Ihr Rat an diejenigen Frauen, die keine Fußballspiele verfolgen, lautet daher: "Toleranter mit Männern umgehen in dieser Zeit oder eben einfach mitfeiern!"
Außerhalb der Weltmeisterschaft verfolgt Saskia gelegentlich andere Spiele, bei denen der FC Bayern oder der 1. FC Nürnberg beteiligt sind. Ihr Geheimtipp für diese WM sind übrigens die Niederlande.
Jasmin Hofmann, 19 Jahre und Abiturientin, sieht sich ebenfalls "natürlich" die Deutschland-Spiele an: "Alle anderen finde ich relativ unwichtig und langweilig." Fußball ist ihr nicht völlig fremd: "Hin und wieder verfolge ich ein paar Bundesligaspiele, wenn mir wegen meines Freundes nichts anderes übrig bleibt." Dieser ist selbst aktiver Spieler in Bamberg.
Das Public Viewing sei ihr aber zu anstrengend, daher läuft die WM für sie zu Hause mit Freunden, ihrem Freund oder in einer kleineren Bar bei einem Cocktail ab. Da kann es auch schon mal lauter werden. Und auf die Frage, ob sich denn Männer beim "WM-Schauen" anders als Frauen verhalten, antwortet Jasmin: "Ja besonders wenn ein Tor fällt ... Uns Frauen reicht es, sich innerlich zu freuen bzw. ein kurzes und knappes Abklatschen. Den Männern genügt es nicht nur, die halbe Nachbarschaft durch Gegröle über ein Tor zu informieren, sondern sie müssen auch jedes Mal beim Aufspringen den halben Tisch mitreißen!" Trotzdem sieht sie während der WM kein Problempotenzial für Beziehungen: "Eine gefestigte Beziehung kriselt nicht! Ist sie angeknackst, könnte das ständige Fußballfieber, welches keine Zeit für die Freundin lässt, zu noch größeren Konflikten führen."
Gekonnt zurückziehen
Ihr Tipp an "fußballgeplagte" Frauen besteht daher darin, die vielen Fußballabende der Männer für Mädelsabende oder das eigene Fernsehprogramm zu nutzen. Jasmin macht es wie folgt: "Wenn die deutsche Elf spielt, fiebere ich an der Seite meines Freundes mit, bei allen anderen WM-Begegnungen ziehe ich mich gekonnt zurück und erledige alles andere, was noch so ansteht." Ihr Geheimtipp ist - bei aller Hoffnung auf Deutschland - der Gastgeber Brasilien.
Hannah Späthling, Studentin, sieht sich jedes WM-Spiel an, zu dem sie Zeit hat. Sie interessiert sich generell für Fußball. Wenn die Jogi-Elf spielt, trifft man sie entweder beim Public Viewing mit Freunden oder alleine zu Hause an. Ihr "WM-Getränk" ist klassisch: Bier. Als Alternativprogramm zur WM rät Hannah, einfach das machen, was man sonst eben auch tut. Wenn Frauen nicht immer "mitschauen" wollen, könnte es in manchen Beziehungen zwar Stress geben, aber normalerweise denkt sie nicht, dass es so richtig kriselt. Sie verfolgt die Spiele oft mit ihrem Freund zusammen. Ihr Geheimtipp für den Titel: Frankreich.