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Wirtsstube kann auch Büro sein


Autor: Anette Schreiber

Stadelhofen, Sonntag, 02. August 2020

Volker Will, der neue Bürgermeister der Gemeinde Stadelhofen, wohnt auf einem Hof mit Wirtshaus. In seiner Freizeit steht er hier gerne hinter dem Tresen, auch weil man da mit Menschen ins Gespräch kommt.
In seiner Freizeit ist Stadelhofens Bürgermeister Volker Will gerne Wirt in seinem Wirtshaus in Wölkendorf. Foto: Anette Schreiber


"Warum nicht?" Volker Will ist da offen. Man könnte mit den Gemeindebürgern durchaus auch in der Wirtsstube sprechen, zeigt sich Volker Will ebenso flexibel wie pragmatisch. Stadelhofens neuer Bürgermeister lebt sozusagen in einem Gasthof und kommt als Hobby-Wirt viel mit Menschen zusammen. Genau das ist es auch, was ihm da an seinem neuen Ehrenamt so gut gefällt.

Der Gasthof "Zum Goldenen Löwen" ist das Zuhause des 45-Jährigen. Zusammen mit den drei Geschwistern ist der Zweitälteste hier aufgewachsen. So hat er schon frühzeitig in der Wirtschaft mit angepackt und dabei wohl auch Interesse an den Menschen und dem, was sie bewegt, gefunden.

Der gelernte Schreiner, der dem einstigen Beruf immer noch gerne in der Freizeit nachgeht, arbeitet derzeit als Lagerleiter bei den Brückner Werken in Stadelhofen. Freilich muss er das aufgrund der neuen Tätigkeit als ehrenamtlicher Bürgermeister reduzieren. Bis jetzt habe er die beiden Jobs gut meistern können. Freilich hat er aber auch gemerkt, dass vieles von dem was ihn bewegt, sich nicht so schnell umsetzen lässt, wie er es gerne würde.

Eine Periode lang hat der Wölkendorfer für die CSU im Gemeindeparlament gesessen. Im März war er auf der Liste der Überparteilichen Wählergemeinschaft angetreten, wobei für ihn auf der Ebene der Kommunalpolitik die Partei an sich keine große Rolle spielt. "Hier geht es nicht um die Partei, sondern um die Bürger." Und so habe er nach wie vor ein gutes Verhältnis zu CSU-MdL Holger Dremel. Für Will steht fest, "dass der ländliche Raum zusammenarbeiten und so vorwärtskommen muss". Will begrüßt es indes sehr, dass nun eine zweite Frau ins Gremium eingezogen ist. "Es ist gut, dass es nicht nur ein Männergremium ist."

Zu tun gibt es jedenfalls genug, wie Wills Schilderungen zeigen. Eine generelle große Herausforderung sieht der 45-Jährige darin, dass Stadelhofen eine Flächengemeinde ist. Konkret heißt das, die knapp 1300 Einwohner leben auf insgesamt 41 Quadratkilometern. Das bedeutet ziemliche Herausforderungen bei Winterdienst und Grünpflege, aber auch bei der Instandhaltung der Gemeindestraßen.

Was dem neuen Bürgermeister aktuell unter den Nägeln brennt, das ist eine Lösung für die Wasserversorgung des Gemeindeteils Steinfeld zu schaffen. Bis jetzt versorgen sich die Menschen hier über Hausbrunnen bzw, über einen gemeinsamen im Ort. "Wir brauchen hier ein zweites Standbein", steht für Volker Will fest. Einen Schritt sei man hier mit der Studie zu den möglichen Varianten schon weiter gekommen. Freilich habe er in den ersten Monaten im Amt gemerkt, wie lange es doch dauert, um Dinge voranzubringen. Das sei ihm zuvor nicht so bewusst gewesen, gesteht er ein.

Um die 30 Einzelorte zählende Gemeinde auf dem Jura voranzubringen, hat er schon Neues initiiert. Da ist zum einen die Einführung eines Bauausschusses, der "beratend für den Gemeinderat tätig sein soll". Und es gibt eine Jugendsprechstunde, "um die Jugend zu erreichen."

Ein wichtiges Anliegen ist Will die zügige Realisierung des vorgesehenen Neubaugebietes in Steinfeld. Auch das Gewerbegebiet in Stadelhofen würde er gern weiter mit Leben erfüllen, und natürlich den Glasfaseranschluss in der Gemeinde voranbringen, jetzt vor allem im Sitz der Verwaltungsgemeinschaft in Steinfeld. Ganz wichtig ist es Volker Will, bei allem, "die Bürger mitzunehmen."

Und so hätte er auch nichts dagegen, wenn er das eine oder andere bei ihm in der Wirtsstube erfährt oder bespricht. Gemeinsam mit seinen Geschwistern betreibt er das Gasthaus bei Feiern wie Kommunion oder natürlich - vor Corona - bei den Kirchweihen oder den Paradiestal-Stammtischtreffen. "Den Leuten hat da was gefehlt, sie warten darauf, fort zu kommen und sich auszutauschen", hat er herausgefunden. Andererseits haben viele nun das Paradiestal als Ausflugsziel entdeckt. Will möchte touristisch aber nichts übertreiben und eher die Interessen abwägen, "vor allem keine Schnellschüsse" machen.

Der FCN-Fan, aktive Fußballer und Trainer geht schon gerne mal in den Ski-Urlaub. Ansonsten baut der Vater einer vierjährigen Tochter in seiner Freizeit gerne Möbel und freut sich, wenn die Familie im Gasthaus zusammenkommt.

Ach ja, seit er Bürgermeister ist, weist ein neues Schild am hinteren Eingang des Wirtshauses darauf hin, dass hier das Gemeindeoberhaupt wohnt. "Das habe ich von meinem Vorgänger bekommen." Ein schöne Geste, findet Will. Auf jeden Fall ist es sein Hauptbestreben, die Lebensqualität in der Gemeinde weiter zu verbessern.

Anregungen dafür wird Volker Will wohl etliche auch in der Gaststube seines Wirtshauses erhalten.