Wirte in der Zwickmühle
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Dienstag, 06. November 2018
Die AfD bewirten oder nicht? Für Betreiber von Lokalen im Raum Bamberg stellt sich diese Frage immer wieder. So oder so: Es gibt Ärger. Das geht von dummen Sprüchen bis zur Bedrohung. Was gibt das Hausrecht her?
Die Wirte stehen unter Druck - von rechts und von links. Die Alternative für Deutschland sucht im Raum Bamberg immer wieder nach Versammlungsstätten für ihre politischen Veranstaltungen. Sagt der Wirt nein, muss er gegenüber der Partei sein Hausrecht durchsetzen. Sagt er ja, muss er sich rechtfertigen, warum er einer rechten Partei eine Plattform bietet. Eine Zwickmühle.
"Bei uns war einmal eine Veranstaltung der AfD. Aber unwissentlich. Da hat jemand angerufen und 30 Leute angemeldet. Von AfD war keine Rede. Dann kamen 70", erzählt Wirt Johannes Seeger in der Brauerei Hoh in Köttensdorf bei Scheßlitz. "Was wollt ihr denn mit den Nazis?", hätten Gäste später gefragt. Hätte Seeger im Nachhinein einen Unterschied gemacht, hätte er gewusst, dass die AfD Veranstalter ist? "Ich bin politisch für eine andere Partei aktiv", antwortet Seeger. "Ich gehe also davon aus, dass ich das anders gemacht hätte."
Anders gemacht hat es ein Wirtskollege, der lieber anonym bleibt. Er hat der AfD abgesagt und deshalb einen langen E-Mail-Verkehr führen müssen, weil die Partei nicht locker ließ. Eine dritte Wirtsfamilie nutzte eine Notlüge - begründete eine Absage mit sozialem Druck, den es so gar nicht gegeben hatte.
Drohung am Telefon
Wieder andere Wirte bestätigen echten sozialen Druck. Mehr noch: anonyme Drohungen. "Man hat mir am Telefon mitgeteilt, dass ich die AfD-Versammlung nicht abhalten soll. Sonst gäbe es anderweitige Unannehmlichkeiten", berichtet ein betroffener Lokalpächter. Welche Art von Konsequenzen drohen sollten, blieb bei den zwei anonymen Anrufen im Vorfeld eines AfD-Infoabends ebenso offen, wie die Frage, wer am anderen Ende der Leitung sprach. "Zwei verschiedene männliche Stimmen", erinnert sich der Wirt. Seit zehn Jahren habe er sein Lokal, so etwas habe er vorher nicht erlebt. "Mir war das dann alles zu blöd. Ich habe die Veranstaltung abgesagt."
Günther Reitz hat ebenfalls einen Anruf bekommen: "Einen Shitstorm wollten sie starten und meine Wände bemalen", berichtet der Wirt im Gasthof Rieneck in Zückshut bei Breitengüßbach über die anonymen Drohungen im Vorfeld eines AfD-Abends. Als Reaktion darauf nimmt er die AfD nicht mehr an: "Ich möchte nicht 24 Stunden meinen Hof im Blick haben müssen."
Eine andere Wirtin erzählt, dass man ihr mit einem Boykott gedroht habe, wenn sie die AfD bewirtet. "Sonst kämen die normalen Leute nicht mehr in die Wirtschaft." Die Frau hat sich von der Drohung nicht einschüchtern lassen. Einen Rückgang bei den Gästen habe sie nicht gespürt.
Was sagt die Polizei zu den Drohungen gegen Wirte? Jürgen Stadter, Sprecher am Polizeipräsidium Oberfranken, bestätigt, dass im Juli 2018 der Polizei ein Sachverhalt aus dem Landkreis Bamberg mitgeteilt wurde. "Die Veranstaltung fand jedoch wie geplant statt. Die Kripo Bamberg hat in diesem Zusammenhang Ermittlungen wegen versuchter Nötigung aufgenommen." Die laufen noch.