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Wird Public Viewing vom Maxplatz verbannt?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Donnerstag, 21. März 2013

Dem Public Viewing am Maxplatz könnte es an den Kragen gehen. Es gibt im Stadtrat eine Mehrheit, die die Vielzahl von Veranstaltungen in der Innenstadt eindämmen oder nach draußen verlagern will. Zur Entscheidung kam es aber nicht: Die CSU, die einen entsprechenden Antrag gestellt hat, möchte vorher noch Fakten sammeln.
Nicht wenigen Innenstadtbewohnern ist das ein Dorn im Auge: Tausenden Fußballfans strömten 2012 zum gemeinsamen TV-Erlebnis auf den Maxplatz.  Foto: Ronald Rinklef


Im Internet schlugen die Wellen hoch: "Die Stadträte in Bamberg sorgen dafür das diese Stadt zum Altenheim verkommt. Bloß keine Veranstaltung und bloß kein Lärm. In anderen Städten ignoriert man es, wenn sich ein paar Anwohner beschweren", schimpft Dominic Held auf der Facebook-Seite des Fränkischen Tages Bamberg.

Dabei war die Stadtratssitzung am Mittwoch ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Weder muss Stadtmarketing seine Veranstaltungen reduzieren, noch kam es zu einer Entscheidung über die Auslagerung von Public-Viewing-Events. Die CSU, die die Verwaltung aufgefordert hatte, darüber nachzudenken, wie man die "Anzahl der Events" rund um den Maxplatz reduzieren könne, plädierte selbst für eine Verschiebung der Diskussion. "Wir sind dabei, eine Umfrage unter Geschäftsleuten abzuhalten. Außerdem möchten wir noch ein Gespräch mit Stadtmarketing führen", erklärte CSU-Fraktionschef Helmut Müller.

Trotz des Rückziehers zeichneten sich im Stadtrat klare Fronten ab. Müller und die CSU, aber auch die Freien Wähler und die Grünen machen sich dafür stark, die besonders stark mit Veranstaltungen belegten Innenstadt rund um den Maxplatz in irgendeiner Form zu entlasten. "Unsere Forderung ist, dass die Innenstadt bewohnbar bleiben muss", erklärte der CSU-Chef. Daraus folgt für ihn, dass man über eine Verkürzung oder Verlagerung von Veranstaltungen nachdenken können muss. Müller sprach von einer "Event-Unkultur", die vielen Bürgern aufstoße und die zurückgefahren werden müsse: "Warum muss eigentlich bei uns ein Weinfest auf dem Maxplatz abgehalten werden? Und warum ist "Bamberg zaubert" zu einer Massenveranstaltung verkommen, die längst nicht mehr allen gefällt? "

Das Stadtmarketing protestiert
Gegen diese Position bezogen vor allem zwei Stellung: SPD-Fraktionschef Wolfgang Metzner und Klaus Stieringer, Chef vom Stadtmarketing und ebenfalls SPD-Stadtrat. Metzner erinnerte daran, dass bereits Veranstaltungen gestrichen und Live-Übertragungen reduziert worden seien, um die Anwohner zu schonen. "Wir stecken hier im Dilemma, dass Bamberg eine lebendige Innenstadt bleiben soll und dass Innenstadtbewohner ruhig leben wollen. Hier müssen wir einen Kompromiss finden", argumentierte Metzner. In einer anderntags veröffentlichten Pressemitteilung zog Metzner aber viel deutlicher vom Leder: Helmut Müller habe eine viertel Million Festbesucher beleidigt, weil er "Bamberg zaubert" pauschal verunglimpft habe, lässt sich Metzner aus.

Doch mit dieser Meinung steht die SPD vergleichsweise einsam da. Auch die Grünen und die Freien Wähler setzen sich dafür ein, die Qualität der Veranstaltungen zu verbessern und ihre Quantität, das heißt auch die Lautstärke und andere negative Begleiterscheinungen wie Wildpinkeln und Vandalismus, einzudämmen. Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern hat es vor allem auf die Public-Viewing-Veranstaltungen abgesehen, die letzten fanden bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr statt. "Unsere wichtigste Aufgabe ist es, die Bewohnbarkeit der Innestadt zu erhalten", sagte Weinsheimer. Die Identität der Bamberger Bürger sei mit diesen Einheitsveranstaltungen nicht zu vereinbaren.

Erbost über den CSU-Antrag reagierte auch Klaus Stieringer (SPD). Das Stadtmarkting benötige den Maxplatz nur für wenige Tage im Jahr. Er lasse es nicht zu, wenn man beliebte Veranstaltungen zu Lärmevents degradiere. "Viele Städte pilgern nach Bamberg, um sich zu informieren, wie wir es schaffen, solche Veranstaltungen ohne Eintritt auf die Beine zu stellen."

Public Viewing als Dorn im Auge
Wie geht es nun weiter? OB Andreas Starke versprach, das Thema im übernächsten Stadtrat erneut zu behandeln. Was passieren könnte, wenn CSU, GAL und Freie Wähler dann gemeinsam stimmen, zeichnet sich aber bereits heute in einer Voruntersuchung der Verwaltung ab. Wie Ordnungsreferent Ralf Haupt sagte, sind es vor allem die Public-Viewing-Veranstaltungen, die sich im Focus der Behörde befinden. Sie könnten von der Innenstadt nach draußen verlagert werden. Im Gespräch als Alternativ-Standorte befinden sich etwa das Fuchspark-Stadion, die Stechert-Arena oder die Jahnwiese.

So viel lässt sich aus den Kommentaren schon ablesen, die im Internet zum Thema Eventkultur in Bamberg zu finden sind: Eine solche Verlagerung stößt bei vielen, vor allem jungen Leuten auf Kritik. Es artikuliert sich aber aber auch Zustimmung. Auf der Seite von infranken.de schrieb "Obstfan": Selbst mit reduzierten Veranstaltungen bleiben noch genügend Tage, an denen sich die lärmgestressten Bewohner die Ohren zuhalten müssen. Und dies leider bei Tag wie bei Nacht."

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