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Wird eine Frau aus Hallstadt die erste Astronautin Deutschlands?


Autor: Peter Groscurth

Hallstadt, Freitag, 23. Sept. 2016

Cordula Pflaum aus Hallstadt möchte zur Raumstation ISS fliegen und könnte damit Deutschlands erste Astronautin werden.
Die Hallstadter Lufthansa-Pilotin Cordula Pflaum im Cockpit eines Airbus 340.  Foto: Lufthansa, Juliana Socher und dpa (2)


Kommt Deutschlands erste Frau im All aus Franken? Die Chancen dafür stehen richtig gut. Cordula Pflaum aus Hallstadt (Landkreis Bamberg) will sich ihren größten Traum erfüllen und hat sich als Astronautin für eine Reise zur Raumstation ISS beworben.

"Schon als elfjähriges Mädchen wollte ich Pilot und Astronaut werden", sagt Pflaum im Gespräch mit dieser Zeitung lächelnd. Ihre Schwestern hätten das früher aber so gar nicht verstanden. "Dafür haben mich meine Eltern immer unterstützt, damit das wahr werden kann." Ihr Vater begleitete sie in den 80-er Jahren deshalb auch zu einem Vortag des ersten westdeutschen Astronauten Ulf Merbold.

Die 46-Jährige muss aber erst noch ein hartes Auswahlverfahren erfolgreich abschließen.

Es geht um die Kampagne "Astronautin". Ausgerichtet von HE Space - einem Personaldienstleister für Luft- und Raumfahrtspezialisten mit einer in Expertenkreisen prominenten Chefin an der Spitze. "Der zwölfte deutsche Mensch sollte eine Frau sein", fordert Geschäftsführerin Claudia Kessler. Ihr Unternehmen vermittelt der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) unter anderem Ingenieure.


Astronautin als Vorbild

Eine Deutsche im All würde viele Mädchen ermutigen - und ebenfalls zu den Sternen greifen lassen. Davon ist Kessler, die auch Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) ist, überzeugt. Als Vierjährige verfolgte sie gebannt die Mondlandung im Fernsehen. Die Faszination Weltall ließ sie nicht los: Sie studierte Luft- und Raumfahrt in München und wurde schließlich Weltraum-Managerin.

Kessler startete im April ihre Kampagne und 409 Kandidatinnen bewarben sich, erste deutsche Astronautin werden zu wollen. Mit dabei auch Pflaum. Die Anforderungen an so eine Aufgabe? Die künftige Frau im All muss überdurchschnittlich leistungsfähig, motiviert und psychisch sowie körperlich in Höchstform sein.

Für Cordula Pflaum alles Kriterien, die sie erfüllt. Schließlich ist sie seit 20 Jahren Lufthansa-Pilotin, fliegt dort einen Airbus auf Langstrecken und schult auch junge Piloten als Ausbilderin. Die ersten Auswahlverfahren hin zu ihrer möglichen Reise auf die ISS-Station hat die Hallstadterin erfolgreich bewältigt. "Es gab schon Telefon-Interviews und erste Tests", so Pflaum. Die wohl überzeugte: "In einer Mail wurde mir geschrieben, dass ich mich unter den 90 Kandidatinnen befinde, die in die engere Auswahl kommen." Im Februar kommenden Jahres sollen schließlich die beiden Frauen feststehen, die zwei Jahre lang zu Astronautinnen ausgebildet werden.


Selbstbewusste Flug-Kapitänin

Eine Aufgabe, die sich die zweifache Mutter zutraut: Als Kapitänin fliegt sie den Airbus 330 und 340, bildet in diesen Flugzeugen auch Piloten und Pilotinnen aus und darf bald als einzige Kapitänin den Fluganwärtern zeigen, wie man den neuen Airbus 350 steuert.

Da Pflaum sich nicht nur fachlich exzellent auskennt, sondern auch über eine hohe soziale Kompetenz verfügt, testet sie als einzige Langstrecken-Check-Kapitänin der Lufthansa erfahrene Kollegen auf deren Flugtauglichkeit."Im Cockpit muss ich während eines Fluges in kurzer Zeit enorm viele Entscheidungen treffen. Das erfordert ein großes Maß an situativer Aufmerksamkeit, Teamfähigkeit und Konzentration." Schon einmal beteiligte sich die Pilotin an einem Auswahlverfahren für einen Weltraumaufenthalt - im Jahr 2009 bei der ESA. Damals war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen und nur knapp musste sie einer anderen Pilotin den Vortritt lassen. "Aber die Hoffnung auf eine neue Chance habe ich nie aufgegeben und nun ist sie da", meint Pflaum überglücklich.

"Die Fliegerei genieße ich jeden Tag. Die Starts und Landungen sind immer etwas Besonderes für mich. Ich finde es herausfordernd, während eines Flugs alle Vorgänge und Abläufe an Bord zu managen." Wer weiß: Vielleicht steigt sie dann wirklich 2019 oder 2020 in eine Sojus-Kapsel und fliegt für zehn Tage Richtung Raumstation.


All-Flug kostet 30 Millionen Dollar

Im Moment kostet übrigens so ein Flug mit einem Sojus-Raumschiff rund 30 Millionen Dollar. Daher sucht die Kampagne "Astronautin" noch Spender, die diese Mission der ersten deutschen Astronautin unterstützen.
Und Cordula Pflaum? Auf was im All würde sie sich am meisten freuen? "Auf die Schwerelosigkeit und den schnellen Wechsel von Tag und Nacht dort oben." Von Franken aus das All erobern. Ein schöner Gedanke...