Wird die Sutte verkehrsberuhigt?
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Mittwoch, 12. Februar 2020
Etwas früher als geplant kommt zum Jahresende die Langzeit-Baustelle Sutte zu einem Abschluss. Danach sollte hier laut Senatsbeschluss ein verkehrsberuhigter Bereich geschaffen werden. Doch nicht nur die Polizei hat Bedenken.
Nach mittlerweile zwei Jahren Sperrung soll bis Dezember das Großprojekt Sutte abgeschlossen werden. "Wir liegen sehr gut im Plan und können möglicherweise die Bauzeit verkürzen", sagt Claus Reinhardt aus dem städtischen Baureferat. Nachdem hier seit Februar 2018 unter anderem eine neue Wasserhauptleitung verlegt, die Kanalisation saniert und Straßen erneuert worden waren, geht es nun noch in den Endspurt der Oberflächengestaltung.
Dass sich das Großprojekt zwischen Altenburger Straße und Jakobsplatz dem Ende neigt, erfüllt aber nicht alle mit Freude. "Durch die wunderbare neue Fahrbahn wird eine Schneise geschaffen, die zum Schnellfahren verführt", sagt Anwohnerin Vera Mamerow. Sie wünsche sich, dass nun zumindest ein verkehrsberuhigter Bereich Sutte/Maternstraße komme, wie es der Verkehrssenat im November beschlossen hatte. Noch lieber wäre ihr ein "Shared Space", ein gemeinsamer Raum für gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer gewesen, aber den kennt die deutsche Straßenverkehrsordnung so nicht.
"Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass unsere Kinder besser geschützt werden", sagt Mamerow, die auch auf der Stadtratsliste von Grünes Bamberg steht. "Wir befinden uns hier im Herzen des Weltkulturerbes. Man darf hier durchfahren, aber man sollte sich bewusst machen, dass hier Autos nur zu Gast sind." Die Anwohner könnten nur sehr vorsichtig auf die Straße treten, weil immer wieder Autos vorbeirasten. Die Geschwindigkeitsbeschränkung auf zehn Stundenkilometer werde von vielen Fahrern missachtet und sie selbst sei schon einmal in der Maternstraße von einem Auto gestreift worden. "Man gerät hier immer wieder in brenzlige Situationen."
Einem Bewohner des Jakobsbergs, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, geht es in der Sutte immer noch viel zu langsam voran: "Das gibt's doch nicht, wie hier gearbeitet wird. Wir sind alle stinksauer, dass hier so lange gesperrt ist. Wir fahren im Kreis, verblasen Benzin und belästigen viele andere Anwohner." Seit Februar 2018 müsse er große Umwege in Kauf nehmen. Auch für Krankentransporte vom nahe gelegenen Pflegezentrum oder von der Nervenklinik St. Getreu sei das eine absolute Zumutung. Der Mann lebe schon länger hier als viele aktuelle Sutten-Bewohner. "Hier sind viele Grüne, die alle hinterm Haus ihren Garten haben. Die Straße ist für alle da. Dass man hier nur zehn fahren darf, ist doch schon ein Quatsch."
Knapp 3000 Fahrzeuge am Tag
Jonathan Scholz, der erst im Januar in die Sutte gezogen ist, kennt nur die Baustellensituation. Im Moment kann er direkt vor der Haustür anhalten, um seine Einkäufe auszuladen. "Ich hätte hier nichts gegen eine Verkehrsberuhigung", sagt Scholz. Das mit dem Ausladen wird kaum noch gehen, wenn hier wieder Durchgangsverkehr herrscht. Knapp 3000 Fahrzeuge fuhren hier laut Reinhardt täglich durch. "Zum Vergleich: An der Kreuzung Berliner Ring/Memmelsdorfer Straße sind es 55 000 am Tag."
Aber eine Durchfahrt werde es da immer geben, die Sutte bergab, die Maternstraße bergauf. Das sei für Anwohner- und Lieferverkehr oder für die Müllabfuhr notwendig. Und sicher nutzten auch viele andere Bamberger die heimliche Bergverbindung. Was die Verkehrsberuhigung Sutte/Matern angeht, räumt auch Reinhardt ein: "Es geht hier um politisches Entgegenkommen, aber eigentlich gibt das die Rechtslage nicht her." Derzeit werde im Gespräch mit allen Verantwortlichen eine Lösung gesucht.
Im November hatten bis auf zwei Grünen-Stadträtinnen, denen der Beschlussvorschlag noch nicht weit genug ging, alle Mitglieder des Verkehrssenats für einen verkehrsberuhigten Bereich Sutte/Matern gestimmt. Einige Tage später hatte aber die Bamberger Allianz um rechtliche Überprüfung des Beschlusses gebeten, da die baulichen Voraussetzungen laut Straßenverkehrsordnung nicht vorlägen. "Auf den Präzedenzfall werden sich bald auch andere berufen", vermutete schon damals OB-Kandidatin Ursula Redler.