Druckartikel: Wird die Ortsumgehung in Geisfeld wieder ein Thema?

Wird die Ortsumgehung in Geisfeld wieder ein Thema?


Autor: Werner Baier

Strullendorf, Mittwoch, 15. Juni 2016

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann brachte bei seinem Besuch in Geisfeld die Ortsumfahrung wieder ins Spiel.
Mit heimischen Spezialitäten bedankte sich die Strullendorfer CSU bei Joachim Herrmann (Mitte): Manfred Kestler (Ehrenvorsitzender von Orts-CSU und Sportverein), MdL Heinrich Rudrof, Bürgermeister Wolfgang Desel und CSU-Ortsvorsitzender Georg Dresel Foto: Werner Baier


Schwarzgraue Gewitterwolken brauten sich wieder einmal über der Fränkischen Schweiz zusammen, da erhob sich zu Füßen des Geisbergs eine Stimme wie Donnerhall: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann wetterte eine Stunde lang gegen die seine Meinung nach in aller Regel unbegründete Kritik an der seit Menschengedenken von der CSU geprägten Landespolitik. Die Früchte dieser christlich und sozial am Menschen orientierten Arbeit könne man in den Ballungsräumen ebenso wie auf dem Land, zum Beispiel auch in Geisfeld, genießen.

Und die im Festzelt der DJK Sportverein Geisfeld versammelten über 300 Zuhörer spitzten die Ohren, als der auch für das Bauwesen und den Verkehr verantwortliche Staatsminister versicherte: "Das Angebot zur Finanzierung der Ortsumgehung steht!" Bis zu 85 Prozent der Kosten für die Umfahrung Geisfelds im Zuge der Staatsstraßen von Bamberg und Litzendorf Richtung Jura und Regnitztal will der Freistaat im Wege einer "Sonderbaulast" beisteuern. Aber das Projekt müsse nicht dem Staat zuliebe verwirklicht werden. Die Geisfelder hätten, so Herrmann, zu entscheiden, ob die Straßen gebaut werden sollen oder nicht.

Das ging den Ortsbewohnern runter wie Öl, entspricht allerdings nicht ganz der Wahrheit. Denn die Entscheidung darüber, ob die Gemeinde Strullendorf, zu der Geisfeld gehört, das Angebot des Staates annehmen will, ist bereits gefallen: Mit 14:7 Stimmen wurde es, wie berichtet, vom Gemeinderat abgelehnt. Vielleicht gibt es eine Neuauflage des seit Jahrzehnten köchelnden Streits, vielleicht auch nicht.


Behindertengerechter Bahnhof

Bürgermeister Wolfgang Desel (CSU) griff das Thema in seiner kurzen Ansprache an den Minister jedenfalls nicht auf, nicht einmal, um ihn sofort auf die Entscheidungskraft des Gemeinderats in punkto Straßenbau hinzuweisen. Stattdessen bat der Bürgermeister den Staatsminister um Unterstützung aus Mitteln der Städtebauförderung beim behindertengerechten Umbau des Strullendorfer Bahnhofs: nach der Rathaussanierung ein weiteres wichtiges Projekt der Städtebauförderung.

Ausführlich legte Herrmann dar, weshalb sich die Bayerische Staatsregierung gegen einen unkontrollierten Flüchtlingsstrom wandte. Bayern habe binnen Jahresfrist 150 000 Asylbewerber - zweimal die Bevölkerung der Stadt Bamberg - aufnehmen müssen. Das könne der Freistaat nicht jedes Jahr verkraften, meinte Herrmann. Mit Stolz verwies er auf die Entwicklung der Are in Bamberg: Dass aus der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung fast alle Asylbewerber aus dem Balkan trotz eines rechtsstaatlichen Verfahrens nach durchschnittlich 35 Tagen wieder abreisen (müssen), habe zu einem erheblichen Rückgang dieses Zuzugs geführt. Nur etwa ein Prozent der Asylanträge sei berechtigt, die abschreckende Wirkung der Are nicht zu übersehen.

Herrmann versäumte es am Tag nach der achten deutschen Meisterschaft der Bamberger Korbjäger nicht, der ganzen Region zu dem sportlichen Erfolg der Brose Baskets zu gratulieren. Und dann machte er noch der Stadt Bamberg ein Kompliment für die Entscheidung, die ICE-Strecke nicht außen herum, durch den Hauptsmoorwald, bauen zu lassen. Das erhöhe auf Dauer die Wahrscheinlichkeit eines ICE-Regelhalts im Oberzentrum - ein für die Wirtschaft wichtiger Faktor. Dabei präsentiere sich der Raum Bamberg schon jetzt mit seiner geringen Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent in ausgezeichneter Verfassung, bescheinigte der Gast aus Erlangen.


In der Champions-League

Mit Blick auf das 60-jährige Bestehen der DJK Geisfeld fragte der Minister, ob es Staat und Staatsbürgern jemals besser als jetzt gegangen sei. Ebenso wie der örtliche Sportverein "dem guten Jahrgang 56" angehörend, bat Herrmann allerdings um Verständnis, dass sich der Freistaat Bayern nicht mit der B-Klasse zufrieden gebe, sondern in der Champions-League mitmischen wolle. Auch in Geisfeld ist man mit dieser Zielvorgabe einverstanden, wie der bisweilen donnernde Applaus der Zeltbesucher erkennen ließ. Herrmann genoss das Heimspiel in Franken sichtlich und bekam am Ende ein paar schmackhafte Souvenirs aus der "Fränkischen Toskana".